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Cyclop

Cyclop

Titel: Cyclop
Autoren: Clive Cussler
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senkte. Irgendwie schaffte er es, auf den Beinen zu bleiben, rutschte aber gegen die nächstgelegene Wand. Der Indianer rollte auf ihn zu. Seine zusammengebrochene Gestalt rutschte über Churchs Füße. Dann sah der Offizier mit hilflosem Entsetzen, wie die Kiste sich aus ihrer Verankerung löste und auf ihn zugerast kam. Sie begrub den Indianer unter sich und quetschte Churchs Beine gegen die Stahlplatte der Schiffswand. Der Aufprall riß den Deckel von der Kiste und enthüllte ihren Inhalt.
    Church starrte ungläubig darauf und vergaß sein Entsetzen. Was er dort sah, brannte sich in sein Gehirn. Es war das letzte Bild, das er bewußt wahrnahm.
    Im Ruderhaus bot sich Kapitän Worley ein noch unglaublicherer Anblick. Es wirkte, als wäre die
Cyclop
abrupt in ein bodenloses Loch gestürzt. Ihr Bug senkte sich endlos in ein sich tiefer und tiefer öffnendes Wellental, während ihr Heck aus dem Wasser gerissen wurde, bis sich ihre Schrauben in der Luft drehten. Die Lichter der
Cyclop
spiegelten sich in einer schäumenden schwarzen Wand, die endlos vor dem Schiff aufragte und die Sterne verdeckte.
    Der Mann am Ruder starrte mit sprachlosem Entsetzen aus dem nächsten Bullauge, als sich die gewaltige Wand von der Höhe eines zehnstöckigen Hauses mit tosendem Brüllen und der Geschwindigkeit einer Lawine auf das Schiff stürzte. Eine Million Tonnen Wasser schlug in den vorderen Teil des Schiffes und zerfetzte alle Aufbauten. Die Türen der Brücke barsten.
    Wasser schoß in das Ruderhaus. Worley griff verzweifelt nach der Reling, noch immer völlig unfähig, zu begreifen, was mit seinem Schiff geschah.
    Die Welle raste über den Frachter. Die ganze Bugsektion barst, als die Stahlträger der Hülle eingeknickt wurden. Die schweren Stahlplanen des Rumpfes wurden weggerissen, als wären sie aus Papier. Die
Cyclop
bohrte sich tiefer und tiefer unter dem Druck der Wassermassen in die See. Ihre Schrauben faßten wieder Wasser und halfen dabei, das Schiff noch schneller in die wartende Tiefe zu pressen. Ihr Bug konnte sich nie wieder aufrichten. Für die
Cyclop
gab es keine Rückkehr.
    Sie tauchte hinab und hinab, bis ihre zerschmetterte Hülle und die in ihr eingeschlossenen Menschen auf dem wartenden Sand des Meeresgrundes ihre Ruhe fanden. Nur ein Schwarm aufgeregter Möwen blieb zurück, um von ihrer letzten Reise zu berichten.

ERSTER TEIL
    Die »Prosperteer«
    20. Oktober 1989,
Key West, Florida

1
    Der Zeppelin hing bewegungslos in der tropischen Luft, ruhig und ausbalanciert wie ein Fisch in einem Aquarium. Es war ein müde aussehendes altes Luftschiff. Die früher silberne Haut hatte sich gerunzelt und war verblaßt, zahlreiche dunkle Flecken breiteten sich darauf aus. Die Gondel, die unter dem Rumpf hing, erinnerte an eine antiquierte Yacht, und die runden Glasfenster schienen vom Alter blind geworden zu sein. Nur die 200-PS-Wright-Whirlwind-Propeller wirkten verblüffend neu, offensichtlich hatte sie jemand sorgfältig renoviert und wieder in einen betriebsbereiten Zustand versetzt.
    Siebenundvierzig Jahre lang hatte der Zeppelin des Typs ZMC 2, ganz schlicht nach seiner Bauweise
Zeppelin Metal Clad Nummer 2
benannt, in einem Hangar an der öden Startbahn einer verlassenen Marinebasis in der Nähe von Key West, Florida, vor sich hingeträumt. Im Jahre 1988 wurde das Gelände dann von der Regierung an ein Finanz-Konsortium verkauft, dem der reiche Verleger Raymond LeBaron vorstand, der auf dem Grundstück ein Feriendorf bauen wollte.
    Schon bei der ersten Besichtigungstour war LeBaron auf die verrotteten Überreste des ZMC 2 gestoßen und einer eigentümlichen Faszination verfallen. Er gab das Projekt an seine PR-Abteilung, ließ das Luftschiff wieder instand setzen, die Antriebsturbinen überholen und nannte seinen neuesten Besitz stolz
Prosperteer,
nach dem Wirtschaftsmagazin, mit dem er seine erste Million verdient hatte. Den Namen ließ er mit großen roten Lettern auf die Hülle der Maschine malen.
    Eine Zeitlang sah LeBaron in seinem neuen Spielzeug das Hobby, das ihm schon seit langem für seine spärliche Freizeit gefehlt hatte. Er lernte, das Luftschiff zu steuern und mit seinen aerodynamischen Launen fertig zu werden. Es dauerte nicht lange, und die
Prosperteer
war über der Küste von Florida und den Bahamas ein vertrauter Anblick. Doch wie alle Unternehmer der Elite des Landes litt LeBaron an Rastlosigkeit und dem niemals erlahmenden Drang, nach neuen Projekten Ausschau zu halten. Kaum ein Jahr nach der
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