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Cum Book (German Edition)

Cum Book (German Edition)

Titel: Cum Book (German Edition)
Autoren: Gerry Stratmann , Kat Marcuse
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gejagt
und jetzt saß er hier, einen Steifen in der Hose, total verpennt und der Prof
schaute ihn empört an.
    Shit! Shit! Shit! Verdammt war ihm das peinlich.
    Um es nicht noch schlimmer zu machen, setzte Kenan sich
aufrecht hin und schüttelte mit schuldbewusster Miene den Kopf. Er hielt es für
klüger, jetzt nicht zu antworten.
    Was hätte er auch sagen sollen? Die Ursache für seinen
katastrophalen Zustand konnte sich jeder halbwegs vernünftige Mensch selbst
zusammenreimen.
    „In zehn Minuten in meinem Büro!“, raunzte der Ältere und
stapfte mit wütenden Schritten davon.
    „Fuck!“, entfuhr es Kenan aus tiefster Seele. Da würde er
sich wieder eine nette Moralpredigt anhören dürfen.
     
    Fahrig schaltete er das Aufnahmegerät aus und stopfte es in
den Rucksack.
    Bevor er zu seinem Termin eilte, machte er einen Abstecher
zu den Toiletten.
    Lieber noch mal aufs Klo. Man konnte nie wissen, wie lange
der Professor einen schmoren ließ. Kenan hatte keinen Bock nervös und zappelig
auf dem Stuhl herumzurutschen, nur weil er pinkeln musste.
    Der Spiegel über dem Waschbecken zeigte noch immer kein
präsentableres Bild.
    Zwar waren seine Augen nicht mehr so rot, aber die dunklen
Ränder darunter sprachen Bände.
     
    Auf die Sekunde pünktlich klopfte er an die Bürotür.
    Mürrisch wurde ihm ein Platz angeboten und innerlich stellte
er sich auf einen langen und erbosten Vortrag ein.
    „Herr Holten, Ihnen dürfte bewusst sein, dass Sie noch
einiges leisten müssen, um dieses Semester zu überstehen. Ich gebe Ihnen die
Chance, noch ein paar Pluspunkte zu sammeln.“
    Ups, was war denn jetzt los? Kein Gemecker?
    Während sein Gesprächspartner auf dem mit Papieren
überladenen Schreibtisch herumwühlte, fragte Kenan sich, welche Gemeinheit der
Mann für ihn ausgedacht hatte.
     
    „Ah, da ist ja meine Notiz. Herr Holten, Sie werden eine
Abhandlung darüber schreiben, welchen Einfluss Leslie Fiedler und Nick Hornby
auf die Einführung der Popliteratur in die Neue deutsche Literatur ausgeübt
haben. Sie haben eine Woche Zeit. Diesmal sollten Sie sich Mühe geben und
genaue Recherchen anstellen, sonst sehe ich mich gezwungen, Sie aus meinem Kurs
zu entfernen.“
    Mit kaltem Blick lehnte der Mann sich bequem zurück und
musterte ihn penetrant.
    Verdammt, Kenan fühlte sich gerade wie eine Made unter dem
Mikroskop.
    Folgte noch mehr? Auf was wartete der Mistkerl?
    „Sie können gehen oder haben Sie nicht verstanden, was ich
von Ihnen erwarte?“
    Abrupt sprang Kenan auf. Dieser arrogante Arsch!
    Am liebsten hätte er beim Verlassen des Büros die Tür
zugeknallt, aber den Triumph seines Zorns gönnte er dem Prof nicht.
    ****
    Zwei Tage später schlenderte Kenan an den endlosen
Regalreihen der Unibibliothek entlang, um die benötigten Bücher für diese
dämliche Abhandlung zusammenzusuchen.
    Sein Ziel lag fast am Ende des beeindruckenden Raumes. Ah,
da war der Buchstabe „W“.
    Konzentriert suchte er die Buchrücken nach dem gewünschten
Titel ab.
    Den jungen Mann, der die gleiche Reihe von der anderen Seite
durchforschte, bemerkte er erst, als sie aneinanderstießen.
     
    Rasch griff er nach dem Arm des Dunkelhaarigen, da dieser
durch den Rempler das Gleichgewicht zu verlieren drohte. Dabei stieg ihm dessen
angenehm würziger Duft in die Nase.
    „Sorry, ich hab dich nicht gesehen.“ Mit einem
entschuldigenden Lächeln zog er die stützende Hand zurück.
    „Kein Problem, ich habe ja auch nicht aufgepasst.“
    Kenan wollte sich erneut seiner Aufgabe zuwenden, als ihm
eine Hand entgegengestreckt wurde.
    „Hallo, ich bin Felix.“
    Da er nicht unhöflich sein wollte, erwiderte er die Geste.
    „Mein Name ist Kenan.“ Dabei unterzog er sein Gegenüber
einer unauffälligen Musterung.
    Die große altmodische Hornbrille, ein braves dunkelblaues
Hemd und das langweilig zurückgekämmte Haar vermittelten den Eindruck eines
Nerds.
    Schade eigentlich. Der angenehme Geruch des Typen
verbreitete sich intensiv in dem schmalen Gang und nahm ihn gefangen. Kenan
entschied jedoch, dass eine Unterhaltung mit diesem Muttersöhnchen nicht
lohnte.
    Erneut drehte er sich zur Seite, um seine Suche
fortzusetzen.
     
    Schwer landete eine Hand auf seiner Schulter.
    Ehe er reagieren konnte, knallte sein Rücken gegen das
Bücherregal und dieser unscheinbare Typ presste seinen Körper in voller Länge
an ihn, nagelte ihn praktisch fest.
    „Was soll das?“, fauchte Kenan erbost.
    Allerdings spürte er durch den engen Kontakt ein
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