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Cum Book (German Edition)

Cum Book (German Edition)

Titel: Cum Book (German Edition)
Autoren: Gerry Stratmann , Kat Marcuse
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heute ließ sich nichts Vernünftiges darin
finden.
    Sämtliche Jeans befanden sich in der Wäsche und er konnte
schlecht in Cargoshorts vor die Tür. Immerhin zeigte das Thermometer nur acht
Grad an. Er würde sich den Tod holen.
     
    Somit stand nur die schwarze Bondagehose mit den vielen
Ketten und Schnallen zur Auswahl. Nicht genug, dass er aussah wie ein Trümmerhaufen,
mit dieser Hose würde er garantiert Aufsehen erregen.
    Nun denn. Jetzt hieß es, Augen zu und durch.
    Minuspunkte würde es vom Prof eh geben, dann konnte er es
auch gleich auf die Spitze treiben.
    Ein hautenges schwarzes Longsleeve vervollständigte sein
Gothic Outfit. Nach reiflicher Überlegung streifte er die warme, schwarze
Kapuzenjacke über. Die würde seiner Aufmachung den letzten Schliff geben. Wenn
schon, denn schon.
    Ein supergeiles Teil. Den gesamten Rücken schmückte ein
Totenkopf, der sich die knochigen Fäuste unter das Kinn drückte.
    Diese waren mit dicken Ketten umwickelt an denen
bluttriefende Messer, Geißelwerkzeuge und ein ebenfalls blutiger Schädel
baumelten.
    Die Vorderseite wurde gleichermaßen von einem Totenkopf
verschönt, auf dessen Stirn in leuchtendem Rot die Worte „Game over“
eintätowiert waren.
    Ein paar seiner ach so braven und kultivierten
Studienkollegen würde der Schlag treffen.
     
    Als Kenan den Entschluss gefasst hatte, Germanistik zu
studieren, hatte er nicht damit gerechnet, auf so einen prüden und engstirnigen
Haufen zu treffen. Seine Wahl war auf diese Uni gefallen, weil hier die besten
Lehrer des Landes unterrichteten.
    Wer es schaffte, an dieser Einrichtung einen guten Abschluss
hinzulegen, dem standen alle Türen offen.
    Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, dass gerade ein
solches Institut auch heute noch nach strengen Regeln geführt wurde.
     
    Nun war es zu spät, diese Entscheidung zu revidieren. Seine
Eltern würden niemals zulassen, dass er die Uni wechselte.
    Immerhin finanzierten sie den ganzen Spaß und waren
begeistert gewesen, dass er eine so noble Studienstätte ausgewählt hatte. Die
Armen hofften ja immer noch, dass man ihm hier außer Bildung, auch Sitte,
Anstand und Moral eintrichtern würde.
    Kenan lachte leise in sich hinein. Darauf könnten sie bis
zum Tag des Jüngsten Gerichts warten.
     
    Er war kein Duckmäuser, kein Ja-Sager und was er gar nicht
wollte, war, sich gesittet benehmen.
    Kenan hatte eine gute Erziehung genossen, wenn ihm danach
war, konnte er vornehmer sein als der Präsident. Aber er wollte nicht. Dieses
scheinheilige Getue ging ihm fürchterlich auf die Nüsse.
    Er war jung, wollte das Leben genießen, solange er noch die
Möglichkeit dazu hatte. Irgendwann würde auch ihn der Ernst des Lebens
einholen, das war vollkommen klar.
    Schließlich wurde sein Vater nicht jünger und Kenan musste
irgendwann den elterlichen Verlag übernehmen. Doch bis es so weit war, wollte
er frei sein.
     
    Seine große Schwester, dieses hinterhältige Biest, hatte ihn
schmählich im Stich gelassen. Als Kinder und Jugendliche waren sie sich darüber
einig gewesen, das Madison den Verlag übernehmen und er Sport studieren würde.
    Eines Tages hatte sie ihn angerufen und um ein Gespräch
gebeten.
    Bei diesem Treffen wurde er vor vollendete Tatsachen
gestellt.
    Madison hatte das Studienfach gewechselt und widmete sich
jetzt der Psychologie.
    Mann war er wütend geworden.
    Sie hatten sich gezankt wie die Kesselflicker und
gegenseitig angebrüllt. Lange Zeit herrschte danach Funkstille zwischen ihnen.
     
    Kenan hatte schwer mit seinen inneren Dämonen gekämpft,
entschloss sich dann doch, in den sauren Apfel zu beißen. Einer musste den
Verlag übernehmen, wenn das Unternehmen nicht in fremde Hände fallen sollte.
    Da seine Schwester ihre Entscheidung nicht rückgängig machen
würde, blieb ihm keine Wahl.
    Es war auch nicht so, dass er kein Interesse am Verlagswesen
gehabt hätte. Ihn störten die steifen Regeln, nach denen sein Vater arbeitete.
    Die konnte er zwar ändern, sobald er in die Firma
eingestiegen war, doch die Auseinandersetzungen mit dem Senior sah er jetzt
schon klar vor sich.
     
    Kenan wusste auch, dass er für seinen Vater eine große
Enttäuschung war.
    Bevor er sein Zuhause verlassen hatte, um hier zu studieren,
hatte er seine Eltern darüber aufgeklärt, dass von ihm niemals Enkelkinder zu
erwarten waren.
    Für die beiden brach eine Welt zusammen, als sie begriffen,
was er ihnen damit sagen wollte.
    Schwule Söhne hatten doch nur die anderen, aber nicht
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