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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt
Autoren: Nancy Kress
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zukam.
    »Ich bin über deine Idee nicht sehr überrascht,
Jake«, entgegnete der junge Physiker. »Das habe ich mir
nämlich auch schon überlegt. Und ich sehe keine andere
Möglichkeit.«
    »Wenn du Freiwillige finden kannst, die dich
begleiten…«
    »Ich habe bereits eine Freiwillige.«
    »Hast du?«, sagte Jake erstaunt. »Wen?«
    »Lucy.« Karim errötete. »Sie… wir…
sie möchte mit mir kommen.«
    Jake stand reglos da. Er war sich nicht sicher, was er empfand.
Ein angemessenes Bedauern, mehr nicht. Lucy, die Idealistin und
zurückgewiesene Heldenverehrerin, hängte sich nun
natürlich an Karim, den Retter von Mira City.
    »Ist in Ordnung, nimm Lucy mit«, entschied er.
»Aber erst bringst du George und Ingrid und mir bei, wie man
diese Schiffe steuert. Danach flieg ein Raumboot zur Oberfläche,
allein, damit wir sicher sind, dass du es schaffst. Und dann bringst
du alle nach unten, nur mich nicht.«
    »Das wird eine Weile dauern«, antwortete Karim.
»Haben wir denn genug Zeit, ehe weitere Pelzlinge hier
auftauchen?«
    »Keine Ahnung. Aber wir müssen es so machen.«
    »Warum bleibst du hier an Bord, wenn jeder andere
geht?«
    »Weil ich die neuen Soldaten ausbilden möchte, die du
hier hochbringst. Karim, denk nach. Wir befinden uns jetzt im Krieg
mit dem ganzen Pelzlings-Imperium.«
    »Aber der Virus der Ranken wird sie doch alle glücklich
und harmlos machen!«
    »Und wie lang wird das dauern? Das weiß keiner. Wir
kennen nicht einmal die Größe ihres Heimatplaneten oder
die Entfernung dorthin, die Anzahl ihrer Kolonien, wie viele Schiffe
sie im Weltraum haben… Eine vollständige Infizierung
könnte Generationen dauern. In der Zwischenzeit befinden wir uns
im Krieg.«
    »Mit den Pelzlingen?«
    Karim war zu Recht entsetzt, natürlich. Die Technologie der
Pelzlinge lag so weit jenseits der kläglichen menschlichen
Möglichkeiten, dass alles nach einem ungleichen Kampf aussah.
Die Menschen hatten nur die Zeit auf ihrer Seite, und angesichts der
relativistischen Zeitverschiebung war die ein unsicherer und wenig
verlässlicher Verbündeter.
    »Du warst zu beschäftigt mit dem Schiff, um dir
darüber Gedanken zu machen«, erwiderte Jake. »Das ist
verständlich. Ja, wir sind im Krieg mit den
Pelzlingen.«
    Karim schwieg lange. Dann sagte er: »Hol Ingrid und George.
So müde bin ich nun auch nicht. Wir können sofort mit der
Ausbildung anfangen.«
    Jake nickte. »›Si vis pacem, para
bellum‹.«
    Karim blickte verständnislos. Das überraschte Jake
nicht. Niemand lernte heutzutage noch Latein, ganz besonders nicht
zum Vergnügen. Jake kannte nur einen Menschen, der vielleicht in
der Lage gewesen wäre, diesen Satz zu übersetzen, und das
war Dr. Shipley – der mit ziemlicher Sicherheit nicht zugestimmt
hätte.
    »Es bedeutet: ›Wenn du den Frieden willst, bereite dich
auf den Krieg vor‹«, erklärte er Karim. »Also
zeig mir, wie sich dieses Schiff fliegen lässt.«
    Gemeinsam verließen sie den Hangar und gingen zur
Brücke – und zu dem, was auch immer dahinter auf sie warten
mochte.

 
EPILOG
DREI MONATE ODER ELF JAHRE SPÄTER
     
     
    Im trüben Licht des frühen Morgens stand Jake neben Gail
und Faisal bin Saud am Rand von Mira Park. Dieser Park, selbst am
Rand von Mira City gelegen, beherbergte ein üppiges Gemisch aus
einheimischen Pflanzen und großen Flächen mit irdischem
Gras. Genetisch angepasste Blumen blühten in sorgsam angelegten
Beeten. Es gab Wäldchen mit den hohen, schmalen einheimischen
»Bäumen«, in deren Schatten elegante offene Pavillons
standen. Es gab Bänke, Wege, einen Kinderspielplatz… in elf
Jahren konnte man eine Menge zu Stande bringen.
    Wie war es nur möglich gewesen, dachte Jake, dass keiner von
ihnen, nicht einmal Karim, bedacht hatte, wie sich die Zeitdilatation
auf sie selbst auswirken würde? Für die neun
entführten Menschen hatte die erschreckende Odyssee nur ein paar
Monate gedauert. Auf Greentrees waren elf Jahre vergangen. Jake hatte
keine Ahnung, wie weit sie die Ranken und anschließend die
Pelzlinge in den Weltraum geführt hatten, aber es musste weiter
gewesen sein, als er es sich vorzustellen gewagt hatte.
    »Seht ihr sie schon?«, fragte Gail und beschattete mit
der Hand die Augen.
    »Nein, ich nicht«, erwiderte Faisal. Er war inzwischen
Gouverneur von Mira City – schon seit jenen Tagen, als Jake und
Gail mit den Ranken aufgebrochen waren. Auf Greentrees war man davon
ausgegangen, dass die Anführer der Menschen von Mira City
für immer
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