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Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)

Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)

Titel: Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)
Autoren: Kera Jung
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Zunächst. Es dauerte nicht lange, dann kaufte er sie. So verhinderte er, dass es irgendeinem Schnüffler doch noch gelang, hinter Andrews kleines Geheimnis zu gelangen.
    Und so wohnte er mit seinem Chauffeur in dem riesigen Haus mit den vielen, vielen Gästezimmern, die niemals genutzt wurden.
    Er ließ sie damals einrichten, um vorbereitet zu sein, wenn jemand ihn besuchte. Die Gefahr bestand zwar nicht und der DS hatte deshalb schallend gelacht, doch man konnte nie wissen. Und Andrew liebte keine Überraschungen. Daher wollte er auf jede Eventualität vorbereitet sein.
    Irgendwann hatte er sich einmal die Frage gestellt, wer dieser DS eigentlich war. Der lauschte seinen Überlegungen übrigens mit spöttischer Miene.
    Es dauert nicht lange, bis Andrew zu einem Schluss kam und der fiel ziemlich vernichtend aus.
     
    Schizophrenie
     
    Er war eindeutig ein Schizo, da gab es wohl nichts zu beschönigen. Doch erstaunlicherweise berührte ihn die Diagnose nicht sonderlich. Denn sein zweites Ich meldete sich kurz darauf zu Wort und teilte ihm auf seine unnachahmliche Weise mit, dass er – der ewige, jammernde Weichling – bereits wieder Gefahr lief, aus der Rolle zu fallen und gegen die Spielregeln zu verstoßen.
    Norton, du Idiot. Wenn du mit deiner Anamnese fertig bist, könntest du dich wieder deinen Pflichten widmen. Also natürlich nur, wenn ich dir damit nicht zu nahe trete. Du hast nicht zufällig vergessen, dass du in drei Minuten einer Vorstandssitzung beiwohnen musst, um den Versagern in den Arsch zu treten?

11.
    Er war der jüngste Milliardär, den die Vereinigten Staaten jemals hervorgebracht hatten.
    Unermesslich reich und erfolgreich, außergewöhnlich attraktiv, hochintelligent, in körperlicher Bestform – beneidenswert.
    Seine Vita las sich wie der Fleisch gewordene amerikanische Traum. Auch wenn er nie als Tellerwäscher begonnen hatte und seine Eltern eher zu den oberen Zehntausend von Tampa / Florida gehörten. Sein Vater, ein angesehener Gehirnchirurg, war seit Jahren als Chefarzt in New York tätig, seine Mutter eine der angesehensten und erfolgreichsten Architektinnen des Landes.
    Doch es war allgemein bekannt, dass Andrew Nortons Vermögen ohne Hilfe seiner Eltern entstand. Er galt als Workaholic ohne nennenswertes Privatleben. Zumindest ließ er sich so gut wie nie in der Öffentlichkeit blicken, schon gar nicht in weiblicher Begleitung.
    Eine Zeitlang hielten sich die Gerüchte seiner angeblichen Homosexualität. Obwohl sich dieser Verdacht nie erhärtete, denn auch mit jungen Männern wurde Norton nicht gesichtet.
    Dieser Mann machte aus sich ein Mysterium. Sein Verhalten war ausnehmend extravagant. Er verschanzte sich in seinem riesigen Haus, das gut geschützt vor den Blicken der Paparazzo am Rande der Stadt lag und gewährte niemandem Einblick.
    Besuchte er zu Beginn seiner bemerkenswerten Karriere noch regelmäßig die vielen gesellschaftlichen Anlässe und war oft Thema auf CNN, wenn es um aufstrebende neue Gesichter in der amerikanischen und internationalen Wirtschaft ging, so ließ auch das immer mehr nach.
    Es dauerte nicht lange und das öffentliche Interesse an jenem Mann, der für keinen Skandal gut zu sein schien und nie ein spontanes Interview gab, ließ spürbar nach.
    Allerdings verlor man ihn nicht vollständig aus den Augen. Er war zu gutaussehend, zu ledig, hatte sich zu viele Feinde geschaffen und – mit Abstand am wichtigsten – er war zu skurril.
    Selten hatte man einen steinreichen, jungen Mann erlebt, der sich nicht dem geringsten Zeitvertreib hingab, scheinbar nie schlief und zumindest anfänglich die Welt in eine Kleinstadt verwandelte, weil er offenbar an fünf Orte gleichzeitig jettete. Allerdings niemals in seinem eigenen Flugzeug – er besaß nämlich keines. Ebenso verhielt es sich mit schnellen Autos, Yachten, mit allem, was das Leben für einen Mann, der sich jeden Traum erfüllen konnte, erst lebenswert machte. Er schien auf seinem Vermögen zu sitzen, ohne die geringste Absicht zu haben, es jemals auch nur anzutasten.
    Nie zeigte er eine Regung, offenbarte kein Lächeln oder nur einen interessierten Blick. Es war, als würde er sein Umfeld nur dann wahrnehmen, wenn es geschäftliche Belange betraf. Niemand konnte wirklich von einem persönlichen Gespräch berichten, weil diese faktisch nicht stattfanden. Er galt als ausnehmend kaltschnäuzig, bis hin zur totalen Gewissenlosigkeit. Man dichtete ihm Kontakte in die höchsten Kreise des organisierten
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