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Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)

Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)

Titel: Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)
Autoren: Kera Jung
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Unterschicht hätte sofort deren Exklusivität erkannt.
    Er hätte als schön gegolten, wären da nicht jene schwarzen Schatten unter den Augen gewesen, die sich in dem ansonsten makellosen Gesicht wie Fremdkörper ausmachten.
    Seine Lippen waren schmal, die Augen leblos und seltsam starr. Keine Emotion zierte das junge und attraktive Gesicht. Er wirkte wie eine hübsche, seelenlose Hülle, der man irgendwann das Innenleben geraubt hatte.
    Niemand hätte geglaubt, dass sich dahinter ein fühlender Mensch versteckte.
    Einer, dessen Schritt sich unmerklich beschleunigte, als die herrische Stimme in seinem Kopf donnerte:
    Verdammt, Norton, du Idiot! Sieh zu, dass du dich beeilst, du hast heute ein Essen mit diesem Dearinger geplant. Danach stehen zwei Stunden im Büro an, eine halbe Stunde Vorstandssitzung, Heimfahrt, zwei weitere Stunden Arbeit, eine halbe Stunde Lunch, eine halbe Stunde im Fitnessraum und zwei Stunden am Projekt Südostasien.
    Willst du alles versauen? Was, die Asiaten fressen dir aus der Hand?
    Ja ,wie niedlich, aber das überrascht dich doch nicht wirklich, oder?
    Es bedeutet noch lange nicht, dass du dich auf die faule Haut legen kannst. Du bist nichts und du hast nichts! Ich werde dir sagen, sollte sich das jemals ändern. Aber davon bist du noch ganze Äonen weit entfernt. All das, was du glaubst, zu haben, kann mit einem einzigen Handstreich wieder verschwinden. Oder, indem du wie immer Scheiße baust. Und da du dich ständig benimmst, wie ein Neandertaler, müssen wir eben mehr vorbauen, als jeder andere, elende Versager auf diesem Planeten.
    Denn du bist der Oberversager, oder sehe ich das falsch?
    Natürlich nicht, denn ich sehe nie etwas falsch!
    Also sieh zu, dass du deinen Arsch augenblicklich zu deinem verschissenen Wagen bewegst. Wir haben keine Zeit!
    Keine Zeit!
    Schon wieder vergessen?
    Hast du Schlappschwanz das tatsächlich schon wieder vergessen?
    Antworte, verdammt!
     
    Ja, Sir ...

Nachwort
    Die vorangegangene Kurzgeschichte beschreibt die Kindheit Andrew Nortons, die Geburt seines einzigen wahren Vertrauten und gleichzeitig grauenhaften Sklaventreibers und wie er mit dessen Hilfe Unmögliches – ja, Unmenschliches – erreicht.
    Dazu gehört mit Sicherheit, dass der kleine, vereinsamte und vom Schicksal so gebeutelte Junge überhaupt überleben konnte.
    Klischees werden häufig vermeintlich bedient, doch oftmals wird der Vorwurf unberechtigt erhoben. Pauschal, ohne ein zweites Mal hinzusehen. Der Homo sapiens vertraut seinem ersten Eindruck leider viel zu überzeugt und nachhaltig.
    Wie die Menschen in Andrews Nähe, vergewissert man sich ungern, ob man möglicherweise einer Täuschung aufgesessen ist, will es vielleicht gar nicht genauer wissen, weil man mit seiner vorgefassten Ansicht und der klaren Unterteilung in Schwarz und Weiß durchaus gut lebt.
    Deshalb ist es so interessant, eine Geschichte zu erzählen, in der man mit den gängigen Klischees spielt und den Leser glauben lässt, sich in Altbewährtem zu bewegen, nur, um dann einen Verlauf zu präsentieren, der sich so ganz anders als möglicherweise erwartet, gestaltet.
    Diese eher kurze, jedoch für sich stehende Episode – Creatio ex nihilio (lateinisch: aus dem Nichts erschaffen) - bildet den Auftakt zur eigentlichen Handlung.
    'Urteil: Leben' ist ein fünfbändiges Werk, das erzählt, was geschieht, als Andrew plötzlich in seiner so wundervoll durchgeplanten kleinen und einsamen Welt gestört wird.
    Von wem?
    Nun, hier wird einmal mehr das Klischee bedient, daher handelt es sich selbstverständlich um ein Mädchen. Jung, unscheinbar – zumindest auf den ersten Blick - verzaubert sie Andrew augenblicklich und bricht in sein Leben ein, wie der vernichtendste aller vernichtenden Hurrikans.
    Alles könnte sich vielleicht für unseren einsamen Andrew zum Guten wenden, wäre da nicht der tatsächlich miese Umstand, dass auch Josefine – Josie – mit einigen Problemen zu kämpfen hat. Wie zum Beispiel der Tatsache, dass sie keine Männer in ihrer Nähe ertragen kann und dass ihre Liebe zu Andrew dem Tabubruch schlechthin gleichkommt.
    Keiner der beiden weiß, wie eine Beziehung funktioniert, sie bestritten ihr bisheriges Leben relativ autark.
    Andrew lässt sich von diesem völlig neuen Gefühl ohne nennenswerten Widerstand überwältigen. Selbst der DS ist chancenlos. Der einsame Mann würde alles für die Liebe seines Lebens geben, wenn sie nur bei ihm bleibt und er nicht mehr allein ist. Dabei klammert er sich
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