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Crashkurs

Crashkurs

Titel: Crashkurs
Autoren: Dirk Müller
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Freier sei. Der Senat lehnte diese Anfrage ab. Aus gutem Grund: »Wenn die Sklaven sehen, wie viele sie sind, fegen sie uns hinweg.« Mit leicht veränderter Wortwahl ginge der Satz heute auch wieder durch.
    Notiz am Rande: 1932 gab es in Deutschland 5,6 Millionen Arbeitslose – was daraus wurde, ist hinlänglich bekannt.
    Solange der Arbeitslose glaubt, dass die Wirtschaft toll läuft und nur er persönlich zu blöd ist, daran teilzuhaben, so lange hält er schamvoll den Mund. Alle anderen scheinen ja Jobs zu bekommen, da wird es wohl an ihm selbst liegen. Vielleicht sollte er sich doch mal wieder rasieren.
    Aber was, wenn die Arbeitslosen wüssten, dass sie 6 Millionen sind? Vielleicht würden sie dann doch selbstbewusster nach Änderungen verlangen. Und davor haben die Regierung und die Industrie eine Heidenangst.
    Selbst die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger wirft der Bundesregierung und der Bundesagentur für Arbeit in einem Interview mit dem hessischen Rundfunk »Statistik-Schwindel« vor. Aber was bei den Arbeitslosen so schön funktioniert, das muss doch auch bei anderen unliebsamen Zahlen funktionieren.

    Nebelkerze »Inflation«
    Die Regierung spricht von 2 bis 3 Prozent Inflation. Wir persönlich haben eher den Eindruck, als seien es 10 Prozent. Woher kommt der Unterschied? Wieso gibt es offiziell kaum Inflation, und dennoch haben wir immer weniger im Geldbeutel und müssen immer mehr für die Dinge des täglichen Bedarfs ausgeben? Sie kennen das: Der Bonzettel im Supermarkt wird zwar immer kürzer, der Betrag, der unten als Summe steht, aber immer höher. Und dennoch haben wir angeblich kaum Inflation. Wie geht denn das?
    Machen wir doch einmal die Windmaschine an!
    Was ist eigentlich Inflation? Inflation ist, wenn alles teurer wird. Werden beispielsweise nur Benzin und Heizöl immer teurer, aber Lebensmittel im Gegenzug billiger, herrscht keine Inflation. Inflation kann man auch etwas vereinfacht mit »Geldentwertung« übersetzen. Es gibt je nach Wirtschaftssystem und Wirtschaftslage unterschiedliche Ursachen für Inflation. In diesem Buch wollen wir uns der Übersichtlichkeit wegen jener Form von Inflation widmen, die im Moment die Märkte umtreibt: der Inflation durch immer mehr neues Geld.
    Geld wird benötigt, um Waren gegeneinander tauschen zu können. Nehmen wir an, es gäbe nur fünf Gummibärchen und fünf Ein-Euro-Münzen. Dann ist jedes Gummibärchen einen Euro wert, und jede Ein-Euro-Münze ist ein Gummibärchen wert. Wenn jetzt ein weiteres Gummibärchen produziert wird, muss auch eine neue Münze geprägt werden, damit immer noch ein Gummibärchen einem Euro entspricht. Käme aber jemand auf die Idee, statt dieser einen Münze sechs neue Münzen zu prägen, hätten wir doppelt so viele Münzen wie Gummibärchen. Logischerweise sagt jetzt derjenige, der ein Gummibärchen verkaufen möchte: »Moment mal! Gummibärchen sind doch viel seltener als Münzen! Du musst mir jetzt schon zwei Münzen pro Gummibärchen geben!« Also ist jetzt ein Gummibärchen zwei Münzen wert, und eine Münze nur noch ein halbes Gummibärchen. Folglich haben wir es mit Geldentwertung zu tun. Das ist Inflation. Würde immer nur so viel neues Geld in Umlauf gebracht werden, wie es dem Wachstum der Wirtschaft entspricht, hätte man dauerhaft stabile Preise und keine Inflation.
    Warum funktioniert das nicht? Unser Wirtschaftssystem ist auf Verschuldung angelegt, auf Konsumieren und Investieren, bevor die eigentliche Leistung erbracht wurde. Also wird einfach mehr Geld herausgegeben, als Wirtschaftsgüter existieren. Der Staat nimmt zum Beispiel einfach mal aus dem Nichts heraus neue Schulden auf (schafft also de facto neues Geld), um Straßen zu bauen. In der Hoffnung, dass auf diese Weise neue Arbeitsplätze entstehen und dann mehr Menschen Steuern zahlen, mit denen die Schulden wieder zurückgezahlt werden können. So kann man die Wirtschaft ankurbeln, indem man ein wenig Inflation herbeiführt. Denn zunächst einmal gibt es ja etwas mehr Geld, als es echte Wirtschaftsleistung gibt. Die entsteht erst, wenn die Arbeitsplätze später wirklich geschaffen werden und die Straßen gebaut werden.
    Allerdings sorgt unser System dafür, dass dies von Jahr zu Jahr neu geschieht. Immer mehr Verschuldung, um immer wieder neu die Wirtschaft wachsen zu lassen. Das wäre so weit kein Problem, wenn wir nicht den Zins und Zinseszinseffekt hätten. Denn von Jahr zu Jahr wachsen der Schuldenberg und die Zinslast. Also
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