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Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag

Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag

Titel: Coxi Flederwisch und der total verhexte Schultag
Autoren: dtv
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Hausmeisterwohnung. Hier war es still wie im Mauseloch.
    Im Schulgang vor Herrn Morschs Tür dagegen erklangen andere Geräusche. »Plöpp«, machte es, dann wieder »Plöpp, plöpp« und zwischendurch krachte es, als hätten tobende Kinder ihre Stühle umgeworfen.
    Natürlich drang dieser Lärm bis in Herrn Morschs Büro. Aber der Schulleiter saß so konzentriert bei der Arbeit, dass er es nicht bemerkte. Er hatte gerade zum dritten Mal an diesem Tag seinen schönen Füllfederhalter in die Hand genommen und wollte nun endlich die Rede für das Jubiläumsfest schreiben. »Sehr geehrte Gäste, liebe Eltern, liebe Schüler, lieber Herr Bürgermeister   …«, so weit war er schon. Er stand auf und nahm das Blatt Papier in die Hand. Er blickte in sein leeres Zimmer und tat so, als stünden dort die Festgäste. »Heute ist ein besonderer Tag   …«, begann er. Klang das gut? Na ja, eigentlich war das ein sehr langweiliger Anfang. Ihm schwebte etwas viel Bunteres, Fantasievolleres vor. Etwas, bei dem alle gern zuhören wollten   – auch die Kinder!
    Also probierte er es einmal anders: »Vor genau 100   Jahren stand hier nichts weiter als eine kleine, verfallene Hütte im dichten Tannenwald   …« Hm. Nicht schlecht. Aber wie weiter? Er kratzte sich hinterm Ohr und merktenicht, wie die Tür sich ganz leise einen Spalt öffnete. Ein kleines, eisernes Ding flog hindurch und steuerte direkt auf seinen Stuhl zu. Es war die Zange. Felcos Zauberzange.

    Vielleicht, dachte der Schulleiter, wäre es gut, wenn er ein Bild von einer Hütte im Wald hätte. Ein Bild, das man auf die Wand der Aula projizieren könnte   … Er schloss die Augen, um nachzudenken, wo er ein solches Bild herbekommen konnte.
    Darum sah er die Zange noch immer nicht.
    Er würde auf das Bild deuten und sagen: »So sah es vor 100   Jahren aus!« Nicht schlecht, dachte er und öffnete die Augen wieder. Der Schulleiter rückte seine Brille zurecht, räusperte sich und blickte erneut in den leeren Raum.
    Die Zange begann,den ersten Nagel aus Herrn Morschs Stuhl zu ziehen.
    »Meine sehr verehrten Gäste, liebe Eltern, liebe Schüler, kaum zu glauben, dass vor 100   Jahren an dieser Stelle nicht mehr stand als eine kleine, verfallene Hütte, umgeben von dichtem Wald   …«
    Plöpp.
    Herr Morsch brach ab. Da war doch gerade ein Geräusch gewesen. Er sah sich um. Er hatte doch etwas gehört! Er blickte zu Boden.
    Da lag ein Nagel. Wieso? Er bückte sich.
    Plöpp, plöpp.
    Zwei weitere Nägel fielen hinterher. Herr Morsch nahm einen in die Hand, blickte ihn verwundert an und ließ sich rückwärts auf seinen Stuhl fallen.
    Zack Bumm Krabach!! Der Stuhl fiel in sich zusammen, Lehne und Beine flogen nach links und rechts. Herr Morsch saß auf dem Boden.

    »Aua!!!«, sagte er. Dann sprang er wieder auf und klopfte sich entschlossen die Hose ab. »Es reicht!«, sagte er laut und bestimmt. Der neue Hausmeister musste sofort kommen und seinen Stuhl reparieren! Herr Morsch glättete seine Haare mit der Hand, verließ sein Zimmer und marschierte los in den vierten Stock.
    Das heißt: Er wollte losmarschieren. Doch schon als er den ersten Schritt aus seinem Zimmer machte, stolperte er über einen Haufen Bretter. Er taumelte kurz, fing sich wieder und sah sich um. Was war nur geschehen? Der Gang sah ja furchtbar aus! Dort, wo einmal Bänke unter den Kindergarderoben gestanden hatten, lag jetzt nur noch Kleinholz!
    Herr Morsch beschleunigte seinen Schritt. Auch der Schrank am Ende des Gangs war in seine Einzelteile zerlegt! Hastig stürzte er die Treppe hinauf. Aber im vierten Stock war kein Hausmeister   – da lag nur eine umgestürzte Topfpflanze inmitten von Erdkrümeln und Blumentopfscherben. Herr Morsch bekam Angst. Irgendetwas Fürchterliches hatte sich auf diesen Gängen abgespielt. Aber was? Und warum hatte der Hausmeister ihn nicht um Hilfe gerufen? Was machte dieser Herr Flederwisch? Und wo steckte er?
    Mit zackigen Schritten marschierte er ins Tiefparterre zur Hausmeisterwohnung.
    Er klopfte. Es dauerte eine Weile, bis Conrad Flederwisch öffnete. Und dann wäre Herr Morsch vor Verblüffung beinahe umgekippt: Der Hausmeister trug ein Damennachthemd!

11.   Kapitel
Ein Wald im Treppenhaus
    Coxi-Conrad sah in der Tat sehr ungewöhnlich aus. Ein Spitzenkragen umrahmte die stoppeligen Wangen, Blümchenstoff spannte über die breite Brust. Auf Höhe der Knie endete das Nachthemd mit einer rosafarbenen Borte, darunter schauten die blauen Hosenbeine
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