Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cosmopolis

Cosmopolis

Titel: Cosmopolis
Autoren: Don DeLillo
Vom Netzwerk:
und Handeln akzeptieren, wenn ich aus einer anderen Kultur stammte. Wenn ich ein Pygmäendiktator wäre«, sagte er, »oder ein Drogenbaron. Einer aus den fanatischen Tropen. Das fändest du doch toll, was? Du würdest den Exzess, das Monomane lieben. Solche Menschen sorgen für ein köstliches Kribbeln bei anderen Menschen. Bei Menschen wie dir. Aber es muss eine Trennlinie geben. Wenn sie aussehen und riechen wie du, wird’s verwirrend.«
    Er schob seine Achselhöhle auf ihr Gesicht zu.
    »Hier liegt Didi. Gefangen in den ganzen alten Puritanismen.«
    Er rollte sich auf den Bauch, und sie lagen dicht beieinander, Hüften und Schultern berührten sich. Er leckte am Rand ihrer Ohrmuschel entlang und vergrub sein Gesicht mit sanftem Wühlen in ihrem Haar.
    Er sagte: »Wie viel?«
    »Was bedeutet das, Geld ausgeben? Einen Dollar. Eine Million.«
    »Für ein Bild?«
    »Für was auch immer.«
    »Ich habe jetzt zwei private Fahrstühle. Einer ist darauf programmiert, Saties Klavierstücke zu spielen und mit einem Viertel der normalen Geschwindigkeit zu fahren. Das ist das Richtige für Satie, und diesen Fahrstuhl nehme ich, wenn ich in einer bestimmten, sagen wir, kribbeligen Laune bin. Beruhigt mich und macht mich ganz.«
    »Wer ist der andere Fahrstuhl?«
    »Brutha Fez.«
    »Wer ist das?«
    »Der Sufi-Rap-Star. Kennst du nicht?«
    »Manches geht an mir vorbei.«
    »Hat mich größere Summen gekostet und zum Volksfeind gemacht, diesen zweiten Fahrstuhl zu requirieren.«
    »Geld für Bilder. Geld für was auch immer. Ich musste erst lernen, Geld zu begreifen«, sagte sie. »Ich bin in gesicherten Verhältnissen aufgewachsen. Hab etwas gebraucht, bis ich über Geld nachdachte und es mir mal anschaute. Ich fing tatsächlich an, es mir anzuschauen. Mir Scheine und Münzen näher anzuschauen. Ich lernte das Gefühl kennen, Geld zu verdienen und es auszugeben. Es war ein zutiefst befriedigendes Gefühl. Es war persönlichkeitsbildend. Aber ich weiß nicht mehr, was Geld ist.«
    »Ich verliere im Augenblick tonnenweise Geld. Viele Millionen. Beim Wetten gegen den Yen.«
    »Schläft der Yen nicht gerade?«
    »Die Börsen haben nie zu. Und der Nikkei läuft jetzt rund um die Uhr. Die größeren alle. Sieben Tage die Woche.«
    »Das ist an mir vorbeigegangen. Wie so vieles. Wie viele Millionen?«
    »Hunderte.«
    Sie dachte darüber nach. Flüsterte jetzt.
    »Wie alt bist du? Achtundzwanzig?«
    »Achtundzwanzig«, sagte er.
    »Ich glaube, du willst diesen Rothko. Kostspielig. Aber ja. Du musst ihn absolut haben.«
    »Warum?«
    »Er wird dich daran erinnern, dass du lebendig bist. Du hast etwas in dir, das für Mysterien empfänglich ist.«
    Er legte den Mittelfinger leicht in die Spalte zwischen ihren Hinterbacken.
    Er sagte: »Mysterien.«
    »Siehst du nicht dich selbst in jedem Bild, das du liebst? Du spürst, wie dich ein Strahlen durchrauscht. Du kannst es weder analysieren noch klar darüber sprechen. Was tust du in dem Augenblick? Du betrachtest ein Bild an der Wand. Sonst nichts. Aber es sorgt dafür, dass du dich in dieser Welt lebendig fühlst. Es sagt dir, ja, du bist hier. Und ja, du hast ein Daseinsspektrum, das tiefer und köstlicher ist, als du dachtest.«
    Er ballte eine Faust und zwängte sie mit langsamen Drehbewegungen zwischen ihre Schenkel, vor und zurück.
    »Ich möchte, dass du zu der Kapelle fährst und ein Angebot machst. So hoch wie nötig. Ich will alles, was da ist. Mauern und alles.«
    Einen Moment lang rührte sie sich nicht. Dann löste sie sich, ihr Körper entschlüpfte der aufreizenden Hand.
    Er sah ihr beim Ankleiden zu. Sie kleidete sich in einem Zug an, es schien, als dächte sie schon an irgendetwas, das zu Ende gebracht werden musste, das er mit seiner Ankunft unterbrochen hatte. Sie war in der nachsinnlichen Phase, ließ ihren Arm in einen cremefarbenen Ärmel gleiten und sah jetzt trüber aus, lottergrau. Er suchte nach einem Grund, sie zu verachten.
    »Ich weiß noch, was du einmal zu mir gesagt hast.«
    »Nämlich?«
    »Talent ist erotischer, wenn es verschwendet wird.«
    »Was habe ich damit gemeint?«, sagte sie.
    »Du meintest, ich sei rücksichtslos effizient. Talentiert, ja. Im Geschäft, bei persönlichen Anschaffungen. Allgemein beim Organisieren meines Lebens.«
    »Meinte ich auch als Liebhaber?«
    »Weiß ich nicht. Ja?«
    »Nicht richtig rücksichtslos. Aber doch. Talentiert. Und von bestimmender Präsenz auch. Mit oder ohne Kleider. Noch ein Talent, würd ich sagen.«
    »Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher