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Cosm

Cosm

Titel: Cosm
Autoren: Gregory Benford
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Nguyen‹ und ›Brad Douglas‹, der bei einem dieser Experimente ums Leben kommt.
    Da sie die physikalische Gestalt dieser Kugel nicht verstehen kann, zieht die schwarze Experimentalphysikerin den weißen theoretischen Physiker ›Max Jalon‹ hinzu, der an der Eliteforschungsstätte ›Caltech‹ arbeitet und Spezialist für Gravitationswellen, Kosmologie und Astrophysik ist.
    Auch Max Jalon ist ein Gescheiterter. Er hat sich in den Elfenbeinturm der Theoretischen Physik geflüchtet, um seine Persönlichkeitsprobleme zu bewältigen. Er ist es, der herausfindet, daß diese Kugel ein in sich geschlossenes Universum ist, in dem die Zeit wesentlich schneller abläuft, als im irdischen Kosmos. Diese Kugel expandiert in ihre eigene Raumzeit hinein und vergrößert sich dabei im irdischen Kosmos nicht. Weil diese Kugel ihren Ursprung im irdischen Kosmos hat, wird sie als ›Cosm‹ bezeichnet.
    Als die Universitätsleitung die Sensation erkennt, die sich hinter dem Diebstahl von Alicia Butterworth verbirgt, wird der Cosm in das Observatorium verlegt. Im Observatorium, das sonst der Betrachtung des Makrokosmos der Erde dient, wird nun ein kompletter Mikrokosmos, der für sich selbst ein Makrokosmos ist, betrachtet.
    Selbst der amerikanische Präsident kommt und bewundert das Universum und auf einmal wird Butterworth in der Aufmerksamkeitsgesellschaft zur ›Göttin‹, die Galaxien ›erschafft‹ (Seite 314).
    Währenddessen beginnt die Raumzeit des Cosm immer schneller zu verlaufen. Wenn am Ende des durch den Big Bang in Gang gesetzten Prozesses der Big Crunch, der Zusammenfall des Kosmos in sich, steht, ist es verständlich, daß bald erste Fragen aufzutauchen beginnen, die den metaphysischen Bereich des transzendenten Absoluten betreffen, den traditionell die Religion zu thematisieren hat.
    In einem Gespräch zwischen Alicia Butterworth und ihrem Vater merkt dieser an, daß die Menschen eben keinen ›fernen Gott‹ wollen, »der das Universum in Gang gesetzt und sich dann anderen Dingen zugewandt hat. Sie wollen einen Gott, der sich für sie interessiert. Aber ihr Wissenschaftler geht alle genau in die entgegengesetzte Richtung, bei euren Visionen überläuft es einen eiskalt« (Seite 363 f.).
    Alicia Butterworth erwidert, daß der Wissenschaftler sich eben um die ›Unpersönlichkeit der Naturgesetze‹ (Seite 364) zu kümmern habe. Doch ihr Vater bezieht hier einen weisheitlichen, menschlicheren Blick: »Liebling, die Religion – egal, ob Sekte oder Amtskirche – ist nicht einfach erfunden worden, weil jemand sich abstrakte Gedanken über den Ursprung aller Dinge gemacht hat, hier geht es um Herzenssehnsüchte, Mädchen, von Menschen, die sich wünschten, ein Gott möge Anteil an uns nehmen und weiterhin in unser Schicksal eingreifen« (Seite 364).
    Für die Wissenschaftler, in deren Milieu Alicia Butterworth verkehrt, ist Religion hingegen etwas Vernachlässigbares. Sie ist ein ›mäßig interessantes Stammesritual‹ (Seite 364). Sie ist etwas, »das im Schrank liegt und nur zu Hochzeiten und Begräbnissen hervorgeholt wird« (Seite 364 f.).
    Doch andererseits lassen sich die letzten Fragen nach dem Woher und Wohin des Menschen und damit nach dem Woher und Wohin des Universums, das direkt vor den Augen der Alicia Butterworth immer mehr expandiert und das sich zugleich auf seinem Wege zum Big Crunch befindet, nicht vermeiden.
    Alicia Butterworths Vater repräsentiert die überlieferte Lebensweisheit der älteren Generation, wenn er am Schluß dieses Gesprächs sagt:
    »›Du hast bewiesen, daß eine intelligente Frau ein ganzes Universum erschaffen kann. Damit entwurzelst du gleich einen ganzen Wald von Glaubensvorstellungen.‹ Grinsend ließ er die Falle zuschnappen. ›Einschließlich deiner eigenen‹« (Seite 365 f.).
    Mit der Frage nach dem Woher und Wohin dieses Cosm-Universums taucht auch eine andere Frage notwendigerweise auf. Es ist die Frage, ob in diesem Kosmos intelligentes Leben entstanden sein könnte. Dieses intelligente Leben würde auch nach seinem eigenen Woher und Wohin fragen und geriete vielleicht auch in eine derartige Gottverlassenheit hinein, wie sie Alicia Butterworth ausgedrückt hat.
    Am eindringlichsten hat die durch das kopernikanische Weltbild entstandene metaphysische Kränkung und die aus ihr resultierende Gottverlassenheit angesichts eines unendlichen Kosmos 1796 Jean Paul (eigentl.: Johann Paul Friedrich Richter) dargestellt. Er greift dabei direkt eine Passage aus dem
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