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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3
Autoren: Michael R. Baier
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stöhnte.
    Sie sah die hektischen Bewegungen seiner Augen unter den fest geschlossenen Lidern. Er träumte. Vorsichtig ergriff sie seine rechte Hand und drehte sie so, dass sie die Innenseite erkennen konnte. Die Verbrennungen und Schnitte, die er sich in der Arche zugezogen hatte, waren spurlos verheilt. Sie schüttelte fasziniert den Kopf, auch die Narben der ungleich schwereren Verletzungen aus dem längst weit zurückliegenden Absturz in den Cenote waren verschwunden. Die Behandlungen Hud Pasuuns zeigten Wirkung – vielleicht noch für zwei Wochen, bis sich das temporäre Makrobot-System erschöpft haben würde.
    Sie küsste seine Hand, ließ sie zärtlich zurückgleiten und erschrak.
    Don sah sie an.
    Seine Pupillen hatten seit seiner Rückkehr aus der Arche einen feinen, roten Rand erhalten, der das tiefe Schwarz gegen das Blau der Iris abgrenzte. Eine Ablagerung des Soles, hatte Hud Pasuun schulterzuckend erklärt, irreversibel.
    Er drehte sich langsam auf den Rücken, lag dann reglos da. »Ich kann fühlen, wie das Virus meinen Körper verändert, Karen«, flüsterte er, plötzlich Tränen in den Augen. »Eigentlich müsste ich große Schmerzen haben, aber ich fühle mich gesund.«
    Sie konnte seine Verwirrung deutlich spüren, legte ihre Wange an seine, spürte das Kratzen der Bartstoppeln, wischte die Tränen weg, legte ihre Lippen an ein Ohr.
    »Dann hör auf zu jammern, Liebling. Du musst wenigstens die Welt retten!«
    Sie drückte sich hoch. »Frohe Weihnachten – lass uns laufen gehen, mal sehen, ob du dich noch bewegen kannst.«
     
    *
     
    Als sie eine gute Stunde später wieder auf dem gekiesten Hof vor dem Haupthaus ankamen, war die Dämmerung deutlich angebrochen. Karen war völlig außer Atem, ihr schien, Donavon habe nicht einmal erhöhten Puls. Ihre Atemfahne umwehte sie, Rauch stieg aus einzelnen Schornsteinen und sie verspürte einen deutlichen Appetit auf das traditionelle schottische Frühstück.
    »Dusch du zuerst, ich brauch jetzt einen Kaffee«, japste sie, schob Don im Haus in Richtung der ausladenden Stufen der Treppe in den ersten Stock und bog selbst zur Küche ab, aus der frischer Kaffeeduft lockte.
    Brian saß auf der großen Eckbank, einen dampfenden Pott vor sich auf dem Tisch und eine Zeitung in der Hand, mit der er sie heranwinkte, als sie eintrat. Gordon kehrte ihr den Rücken zu, bereitete das Frühstück für alle.
    »Frohe Weihnachten – und guten Morgen, Karen.« Er grinste breit und rückte ihr einen schweren Stuhl vom Tisch ab, »wie geht es meinem Cousin, dem Mutanten? Will er immer noch Premier werden?«
    Sie ließ sich dankbar auf den Stuhl fallen, erwiderte das Lachen, schüttelte unsicher den Kopf.
    »Das wird nicht reichen, Brian. Er hat so große Pläne. Ich glaube das Amt, das ihm vorschwebt, gibt es noch nicht.«
    Vorsichtig nippte sie an dem heißen Kaffee, den Gordon ihr mit einem freundlichen Nicken auf die massive Scots-Pine-Tischplatte gestellt hatte.
    »Er hat so – «, sie suchte nach dem passenden Wort, » globale Gedankengänge.«
    »Das finde ich doch in Ordnung«, sagte Megan von der anderen Tür der Küche. »Solange er es aus seinem Büro in der Uni machen kann.« Dons Schwester trug noch ihren Bademantel, nahm auf ihrem Weg zum Tisch einen Becher Kaffee von Gordon in Empfang und nahm Karen zur Begrüßung in die Arme. »Frohe Weihnachten, Kleine! Schön, dass ihr wieder da seid.«
    Brian nahm auch einen Kuss entgegen und sah Karen dann mit zusammengepressten Lippen an.
    »Wird das wieder, Karen?«
    Sie schwieg einen Moment lang, überlegte. Wie konnte sie sich selbst darüber im Klaren sein, wenn nicht einmal Hud Pasuun es war?
    »Die Infektion kann nicht rückgängig gemacht werden, das ist sicher. Das Virus hat seine Lunge und andere Organe verändert, auch den Stoffwechsel – Du weißt am besten von uns, was das bedeutet, Meg.«
    Sie nickte.
    »Aber das sind nur die medizinisch nachweisbaren Fakten. Schwieriger ist eine Aussage über die Veränderungen in seinem Benehmen und Denken«, sie hob hilflos die Hände. »Er ist ein völlig anderer Mensch, was seine Ansichten betrifft. Gestern Abend berichtete er mir voller Stolz über einen Plan. Nicht für die nächste Woche, oder das nächste Jahr. Er plant über Jahrzehnte, Jahrhunderte voraus – nicht nur für uns – für alle!«
    Ratlos starrte sie auf ihren Kaffeebecher.
    »Er war nie ein Exzentriker, das stimmt«, sagte Brian ruhig. »Ich denke, wir lassen ihm einfach ein paar Wochen Zeit.
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