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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König
Autoren: Michael Moorcock
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nun die Vorbereitungen trafen, sich zu dem Hügel in dem Eichenhain zu begeben, bemerkte Corum, daß er großen Widerwillen empfand, sie dorthin zu begleiten.
    Er mußte sich eingestehen, daß er Cremms Hügel fürchtete, denn es war der Ort, von dem man ihn aus der Vergangenheit hierher gerufen hatte, fort von Burg Erorn und seiner Trauer um Rhalina.
    Corum versuchte, sich selbst auszulachen, und sagte sich, daß diese Ängste schnell vergehen würden, wenn er erst eine Weile geruht, ein wenig gegessen und ein wenig Zeit in der Gesellschaft seiner schönen Medheb verbracht hatte.
    Aber die Ängste blieben, auch als sie abends dann alle gemeinsam aufbrachen, von den Menschen Caer Mahlods begleitet, und mit dem Körper des Hochkönigs Amergin in den Eichenhain zogen, wo sich in einer Lichtung der Hügel erhob, unter dem nach einer Legende Corum oder eine frühere Inkarnation Corums begraben liegen sollte.
    Die letzten Sonnenstrahlen schimmerten durch die Zweige der Eichen und schufen dunkle, geheimnisvolle Schatten, die für Corum mehr zu enthalten schienen als Rhododendron und Brombeeren.
    Zweimal schüttelte er den Kopf und verfluchte seine eigene Schwäche, dumme Ängste in seinen Gedanken zu dulden.
    Und schließlich erreichten sie Cremms Hügel im Eichenhain.
    Sie kamen zu der Stätte der Macht.
III
    Die goldene Eiche und der silberne Bock
    Für einen Augenblick, als sie den Eichenhain betraten, fühlte Corum eine Kälte nach ihm greifen, die noch schrecklicher war als die in Caer Llud. Und er fühlte, daß dies die Kälte des Todes war.
    Er begann sich an die Prophezeiung von Eiveen der Seherin zu erinnern. Sie hatte ihm gesagt, daß er eine Harfe fürchten müsse nun, er fürchtete sich vor einer Harfe. Sie hatte ihm gesagt, daß er einen Bruder fürchten müsse. Ruhte sein Bruder hier unter dem grasbewachsenen kleinen Hügel im Eichenhain, der heiligen Stätte des Volkes von Caer Mahlod? Gab es einen anderen Corum vielleicht den wirklichen Helden Cremm -, der sich aus der Erde erheben würde, um ihn für seine Anmaßung zu erschlagen? War es Cremm, den er in Craig Don in seinem Traum gesehen hatte?
    Der Hügel war eine dunkle Silhouette gegen die untergehende Sonne, und der Mond ging bereits auf. Hunderte Gesichter wandten sich dem Mond zu, aber es waren nicht die Gesichter im Aberglauben befangener Männer und Frauen. Jedes Gesicht spiegelte Neugier und gespannte Erwartung. Es war still in dem Eichenhain, als sie in einem Kreis um den Hügel standen.
    Dann nahm Ilbrec den ausgemergelten Körper des Hochkönigs in seine großen Arme, und Ilbrec schritt den Hügel hinauf und legte den Hochkönig auf die Spitze des Hügels. Und dann wandte auch Ilbrec sein Gesicht dem Mond zu.
    Langsam stieg Ilbrec wieder von dem Hügel herab und stellte sich neben seinen alten Freund Goffanon.
    Als nächster trat König Mannach mit dem offenen Kästchen vor, das er auf die Kuppe des Hügels brachte. König Mannach legte die goldene Eiche neben Amergins Kopf, wo sie der untergehenden Sonne zugewandt war, und die Eiche schimmerte hell auf, als nehme sie alle verbliebenen Sonnenstrahlen in sich auf. Und König Mannach legte die Skulptur des silbernen Bockes zu Amergins Füßen, so daß die Strahlen des Mondes genau auf sie fielen, und der silberne Bock loderte weiß und kalt.
    Corum dachte, daß diese beiden Kunstwerke, sah man von ihrer Größe ab, ein lebender Baum und ein lebender Bock sein konnten, so naturgetreu waren sie gearbeitet. Der Kreis schloß sich jetzt noch dichter um den Hügel, als der König zurückkehrte, und alle Augen waren auf den Hochkönig Amergin, die Eiche und den Bock gerichtet. Nur Corum blieb zurück. Die Kälte war wieder aus seinem Körper verschwunden, aber er kämpfte noch immer zitternd gegen die Ängste, die seinen Geist quälten.
    Dann kam Goffanon; die große Streitaxt, die sich der Schmied selbst vor Jahrhunderten geschmiedet hatte, über der Schulter; das Gold der Eiche und das Silber des Bockes in seinem Helm, seinen Beinschienen und seinem Brustharnisch schimmernd. Und Goffanon stieg den Hügel den halben Weg hinauf. Dann blieb er stehen, setzte die Axt mit der Klinge auf den weichen Boden und legte seine Hände auf den Schaft.
    Corum wurde sich der Stille im Hain bewußt. Nicht ein Blatt raschelte, als warte selbst die Natur gespannt darauf, was nun geschehen würde. Alle Augen waren auf den Hügel gerichtet. Nur Corum war am Rand der Lichtung zurückgeblieben und wünschte sich, Medheb
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