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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König
Autoren: Michael Moorcock
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an. Sein Leben schwindet vor unseren Augen dahin.«
    »Das ist wahr«, stellte auch Medheb fest. Der Atem des Hochkönigs ging flach, und sein Fleisch war so bleich wie sein wollenes Fellgewand. Sein Gesicht sah alt und faltig aus, obwohl es zuvor noch jung gewirkt hatte wegen der Sorglosigkeit, die das Leben als Schaf mit sich brachte.
    »Cremms Hügel«, sagte Jhary-a-Conel. »Das ist eine Stätte der Macht.«
    »Aye«, stimmte König Mannach zu. »Das ist er. Vor Cremms Hügel haben wir Euch beschworen, Prinz Corum, uns zu Hilfe zu kommen.«
    »Dann können wir dort vielleicht auch die Magie der Eiche und des Bockes freisetzen«, meinte Goffanon und zupfte stirnrunzelnd an seinem Bart. »Könntet Ihr Amergin fragen, Jhary-a-Conel, ob Cremms Hügel der richtige Ort ist?«
    Aber Jhary schüttelte den Kopf. »Meine Katze berichtet mir, daß der Hochkönig zu schwach ist. Der Versuch, jetzt mit ihm zu sprechen, würde mit Sicherheit ein tödlicher Schock für ihn werden.«
    »Das ist eine Ironie, die mir ganz und gar nicht gefällt«, klagte König Mannach. »Jetzt geschlagen zu sein, nachdem so viele tapfere Taten vollbracht wurden.«
    Und wie zur Bestätigung der Ansicht des Königs kam von der Gestalt auf dem Boden ein schwaches, melancholisches Blöken.
    Von seinen Gefühlen überwältigt, wandte König Mannach sich zitternd ab. Er schluchzte. »Unser Hochkönig! Unser Hochkönig!«
    Goffanon legte seine große, knorrige Hand auf Mannachs Schulter. »Laßt ihn uns in jedem Fall zu Cremms Hügel bringen. Wer weiß, was dort geschehen wird? Heute Nacht ist Vollmond, und der Mond wird auf die Misteln und die Eichen scheinen. Es ist eine ausgezeichnete Nacht für Zaubereien und Beschwörungen, habe ich gehört, denn der Vollmond zeigt an, daß die Fünfzehn Ebenen am dichtesten beieinander stehen.«
    »Glaubt man deshalb, daß der Vollmond bestimmte Macht hat?«
    Medheb hatte von Corum einiges über die Ebenen jenseits der Erde gehört. »Ist das also gar nicht nur ein Aberglaube?«
    »Der Mond selbst hat keine Macht«, entgegnete Goffanon. »Er ist lediglich eine Art Meßinstrument. Einfach gesagt, könnt Ihr an ihm ablesen, wie die einzelnen Ebenen der Erde gerade zu einander stehen.«
    »Seltsam«, erklärte König Mannach. »Wie leicht wir doch bereit sind, solches Wissen abzulehnen, wenn es erst zu einem Aberglauben primitiver Gemüter geworden zu sein scheint. Ähnlich erging es mir mit den Geschichten über Cremms Hügel und die Sidhi. Bis vor kurzem habe ich sie noch als Aberglauben und Märchen unseres Volkes abgetan. Und so ganz unrecht habe ich damit auch nicht gehabt. Denn abgesehen von den Wahrheiten, die in den Legenden stecken, gibt es genug Mabden, die in ihnen etwas sehen wollen, das sie für sich selbst brauchen, aber das in Wahrheit nicht in den Überlieferungen steckt. Arme Menschen, die das Leben nicht lieben können, ohne etwas hinter dem Leben zu suchen, etwas, das sie für wichtiger als das Leben halten. Und als Ergebnis davon korrumpieren sie alles, was sie entdecken, mit diesem Wunsch. Doch deshalb überträgt sich in meinen Augen leicht ihre Schwäche auch auf dieses Wissen, das sie entdeckt haben.
    Aber das Wissen, das Ihr uns gebracht habt, ist ganz anders, Co-rum. Es vergrößert unsere Verbundenheit mit dem Leben noch. Ihr sprecht von einer Vielzahl von Welten, auf denen Menschengeschlechter blühen. Ihr gebt uns Nachricht, die unser Verständnis der Welt weiter erleuchtet, wo die Korrupten und die Verlorenen nur von dunklen Geheimnissen und finsteren Mächten sprechen und versuchen, sich in ihren eigenen Augen und denen ihrer Anhänger wichtig zu machen.«
    »Ich folge Euch«, stimmte Corum zu. »Aber selbst wenn die Hirne primitiv denken und das Wissen korrumpiert ist, kann eine große und häßliche Macht daraus erwachsen. Und kann die Macht des Lichtes existieren ohne die Macht der Finsternis? Kann Großzügigkeit ohne Habgier bestehen und Ignoranz ohne Wissen?«
    »Das ist schon immer das Rätsel des Mabden-Traumes gewesen«, sagte Jhary-a-Conel mehr zu sich selbst. »Und das ist es zweifellos auch, was mir den Mut gibt, in diesem Traum zu bleiben, wo immer er sich in den Fünfzehn Ebenen gerade manifestiert.« Dann wurde seine Stimme hart und laut. »Aber dieser besondere Traum hier wird sich bald aufgelöst haben, wenn wir keine Möglichkeit finden, Amergin wiederzubeleben. Kommt, laßt ihn uns rasch zu dieser Stätte der Macht bringen, diesem Cremms Hügel.«
    Und erst als sie
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