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Corum 05 - Der gefangene König

Corum 05 - Der gefangene König

Titel: Corum 05 - Der gefangene König
Autoren: Michael Moorcock
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Harfe.« Sie wandte sich zu Corum um. »Bei Burg Owyn, als wir zusammen dort waren.«
    »Aye«, murmelte er. »Bei Burg Owyn.«
    »Eine geheimnisvolle Harfe«, meinte König Mannach. »Aber ich bin ihr sehr dankbar und möchte ihre Musik gerne wieder hören, wenn sie uns immer solche Geschenke bringt, wie die Befreiung unseres Hochkönigs.« Und er hob sein Meethorn, um auf Amergin einen Toast auszubringen, der lächelnd und ruhig am Kopf der Tafel saß und wenig trank.
    »Nun werden wir uns versammeln«, rief König Mannach, »alle Völker der Mabden, die übrig geblieben sind. Wir werden eine große Armee aufstellen und gegen die Fhoi Myore ziehen. Und diesmal werden wir keinen davonkommen lassen!«
    »Tapfer gesprochen«, sagte Ilbrec, »aber wir brauchen mehr als Mut. Wir brauchen Waffen, so wie mein Schwert Vergelter eine ist.
    Wir müssen klug sein aye, und vorsichtig, wo es unserer Sache dient.«
    »Ihr sprecht weise, Sir Sidhi«, erwiderte Amergin. »Ihr sagt, was ich selbst denke.« Sein altes und doch so jugendliches Gesicht strahlte Frohsinn und Zuversicht aus, als würden die Fhoi Myore kein Problem mehr für die Mabden darstellen. Er trug jetzt eine weite Robe aus gelbem Samt, blau und rot bestickt, und sein Haar lag zusammengebunden auf seinem Rücken.
    »Mit Amergin als unserem Ratgeber und Corum als unserem Heerführer«, rief König Mannach, »glaube ich, ist es nicht Narrheit, an eine neue Zukunft zu glauben.« Er lächelte Corum zu. »Wir werden immer stärker. Nicht lange ist es her, daß unsere Leben verloren schienen und unsere Rasse vernichtet, aber jetzt.«
    »Jetzt«, unterbrach Corum, leerte seinen Meetkrug mit einem gewaltigen Schluck und wischte sich mit der silbernen Hand über die Lippen, »jetzt feiern wir große Siege.« Die Herrschaft über sich selbst verlierend, sprang er von seinem Platz auf und lief aus der Halle.
    Er wanderte in die Nacht hinaus, durch die Straßen von Caer Mahlod, die jetzt von Lachen und Gesang erfüllt waren. Durch das Tor schritt er und wanderte über die Ebene auf das ferne Tosen der Brandung zu.
    Und schließlich stand er allein an dem Abgrund, der das Festland von der Ruine seines Heimes trennte; von Burg Erorn, die in dieser Zeit Burg Owyn genannt wurde, und die man für eine natürliche Felsformation hielt.
    Die Ruine schimmerte im Mondlicht. Und Corum wünschte sich, er könne über den Abgrund fliegen und dort drüben ein Tor finden, durch das er in seine eigene Zeit zurückkehren würde. Auch in ihr war er einsam gewesen, aber das war nicht die Einsamkeit gewesen, die er jetzt empfand. Hier fühlte er sich völlig verlassen.
    Und dann sah er ein Gesicht, das aus einer Fensterhöhle der Ruine zu ihm herüber starrte. Es war ein schönes Gesicht, ein Gesicht mit einer goldenen Haut, ein spöttisches Gesicht.
    Corum schrie wild:
    »Dagdagh! Bist du Dagdagh?«
    Und er hörte ein Lachen, das zur Musik einer Harfe wurde.
    Corum zog sein Schwert. Unter ihm donnerte die See schäumend gegen die Klippen. Er bereitete sich darauf vor, über den Abgrund zu springen, den Jüngling mit der goldenen Haut zu suchen, Auskunft zu erzwingen, warum er ihn so quälte. Und es war ihm gleichgültig, ob er bei diesem Sprung die andere Seite erreichen würde oder in die Tiefe stürzen.
    Da fühlte er seine sanfte, starke Hand auf seiner Schulter. Er versuchte, sie abzuschütteln, während er weiter schrie:
    »Dagdagh! Laß mich in Frieden!«
    Medhebs Stimme flüsterte an seinem Ohr: »Dagdagh ist unser Freund, Corum. Dagdagh hat unseren Hochkönig gerettet.«
    Corum wandte sich zu ihr um und sah ihren besorgten Blick, mit dem sie sein einziges Auge gefangen hielt.
    »Leg dein Schwert zur Seite«, sagte sie. »Hier ist niemand.«
    »Hast du die Musik der Harfe gehört?«
    »Ich habe den Wind in den Felsen von Burg Owyn heulen hören. Das ist alles, was ich gehört habe.«
    »Du hast sein Gesicht nicht gesehen, sein spöttisches Gesicht?«
    »Ich sah eine Wolke über den Mond ziehen«, sagte sie. »Komm mit mir zurück zu unserem Fest, Corum.«
    Und er steckte sein Schwert zurück und seufzte und ließ sich von ihr zurück nach Caer Mahlod führen.

Epilog
    Und dies ist das Ende der Geschichte vom gefangenen König, von der Eiche und dem Bock.
    Boten brachten die Kunde nach überall jenseits des Meeres: Der Hochkönig war zu seinem Volk zurückgekehrt. Sie segelten nach Westen zu König Fiachadh von den Tuha-na-Manannan (die ihren Namen nach Ilbrecs eigener Familie trugen, wie
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