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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1
Autoren: Thomas
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ja.«
    »Warum gibst du ihnen nicht ein paar Kleider von mir? Sie könnten sie brauchen.«
    »Das habe ich schon getan. Sie sind präsentabel.«
    »Dann hilf mir jetzt beim Anziehen.«
    Es war anstrengend, aber es gelang mir, in Hose und Hemd zu kommen. Auf die Unterhose verzichtete ich. Fredl kniete vor mir und mühte sich damit ab, meine Füße in Socken und Schuhe zu stecken. Ich strich ihr mit der Hand übers Haar. Sie blickte auf und lächelte.
    »Willst du mich heiraten?« fragte ich.
    »Solltest du nicht erstmal wieder auf die Beine kommen?«
    »Kann sein, aber ich will nichts anderes.«
    »Also gut«, sagte sie. »Ich werde dich heiraten.«
    Ich erhob mich mit zitternden Knien. »Gehen wir hinüber und bestellen das Aufgebot.«
    Wir gingen in mein Wohnzimmer. Symmes saß auf dem Sofa.
    »Holen Sie lieber Burchwood«, sagte ich. »Wir müssen einiges klären.«
    »Wie geht es Ihnen?« fragte er.
    »Ganz gut.«
    »Sie sehen einfach gräßlich aus – wie eine aufgewärmte Leiche.«
    Er ging ins Arbeitszimmer, um Burchwood zu holen, und beide setzten sich auf die Couch. Mein Anzug sah an Symmes passabel aus. Er war groß genug, wenn er auch nicht meine Breite – oder mein Fett – besaß. Aber an Burchwood schlotterten Jacke und Hose. Sie saßen nahe nebeneinander auf der Couch, ohne sich zu berühren, und erinnerten mich sehr daran, wie sie damals auf dem Dachboden in Ostberlin ausgesehen hatten.
    »Möchten Sie Kaffee?« fragte Fredl. Sie nickten. Fredl würde mir eine große Hilfe sein, befand ich. Ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen, die beiden zu fragen.
    An meine Manieren erinnert, bot ich ihnen Zigaretten an, obwohl ich wußte, daß sie nicht rauchten. »Ich möchte Ihnen dafür danken«, sagte ich förmlich, »daß Sie mich von dem Lastkahn heruntergebracht haben. Das hätten Sie nicht tun müssen, besonders nach dem, was Sie durchgemacht haben.«
    »Wir hatten ein Abkommen mit Ihnen und Padillo, vergessen Sie das nicht«, sagte Burchwood.
    »Das ist der Punkt, über den ich mit Ihnen sprechen wollte. Sie dürfen vor Miss Arndt unbesorgt reden. Sie könnte zu Ihrer Sicherheit vielleicht beitragen. Es kommt alles darauf an.«
    »Worauf?« fragte Symmes.
    »Auf das, was zu tun ist. Sie können dieses Haus mit meinem Segen verlassen und gehen, wohin es Ihnen gefällt. Oder Sie können sich stellen, und dann werde ich für Sie die Vereinbarung durchsetzen, die Padillo Ihnen versprochen hat.«
    »Können Sie das?« fragte Symmes.
    »Wenn nicht, können Sie immer noch durch diese Tür gehen.«
    Sie schwiegen einen Moment. Fredl kam mit dem Kaffee und stellte ihn vor sie auf einen niedrigen Tisch. Dann setzte sie sich in einen Sessel neben mir.
    »Wir haben darüber gesprochen, und wir haben uns entschlossen zurückzugehen«, begann Symmes langsam. »Wir glauben nach wie vor, daß wir richtig gehandelt haben«, fügte er dann hastig hinzu. »Wir sind keine reuigen Sünder. Bilden Sie sich das nicht ein.«
    »Ich bilde mir überhaupt nichts ein«, sagte ich. »Ich wüßte nicht, was ich an Ihrer Stelle täte.«
    »Verstehen Sie, Mr. McCorkle, wir können nirgendwo anders hin als zurück. Wir sprechen keine andere Sprache als Englisch, wir haben kein Geld, keine Freunde, und ich bezweifle, daß unsere Familien noch etwas von uns wissen wollen. Der Gedanke, wieder nach Moskau zu gehen, ist … Also, wir können einfach nicht mehr. Aber wir wollen nicht in die Vereinigten Staaten zurück, nur um dort umgebracht zu werden. Und die letzten Tage haben uns gezeigt, wie billig Menschenleben sind.«
    »Sie wollen also, daß ich es für Sie arrangiere?«
    Sie nickten.
    »Ist es Ihnen recht, wenn ich es gleich versuche?«
    Sie sahen einander an. »Gleich« war viel früher als morgen oder übermorgen. Sie telegraphierten sich ihre Antworten zu, und diesmal übernahm es Symmes, für sie zu nicken. Ich griff nach dem Telefon und wählte die Nummer, die ich vor langer Zeit einmal bekommen hatte. Eine Männerstimme meldete sich.
    »Mr. Burmser, bitte«, sagte ich.
    »Am Apparat.«
    »Hier ist McCorkle. Ich habe eine Nachricht von Padillo für Sie.«
    Am anderen Ende war es eine Weile still. Er mußte wohl das Tonbandgerät einschalten. »Wo sind Sie, McCorkle?«
    »Padillo läßt Ihnen sagen, daß er tot ist.« Ich hängte ein.
    Sie brauchten fünfzehn Minuten, um zu meinem Haus zu kommen, und das war eine ordentliche Zeit. Es klopfte an der Tür, und Fredl öffnete. Ich wäre für niemanden aufgestanden.
    Hatcher,
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