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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1
Autoren: Thomas
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Aufklatschen war leiser, als ich erwartet hatte. Und dann war nichts mehr zu hören. Absolut nichts. Ich rannte zur Reling hin, und die Flinte knallte hinter mir. Mit dem Knall bohrten sich etwa tausend glühende Nadeln in meinen linken Oberschenkel. Ich taumelte und fiel aufs Deck, wälzte mich herum und sah Maas im Türrahmen stehen. Ich hob den Revolver und zielte. Ich drückte ab, aber die Waffe klickte nur.
    Maas lächelte und kam vorsichtig auf mich zu. Ich warf den Revolver nach ihm, und er wich aus. Es fiel ihm nicht schwer. Er hielt die Flinte gelassen, zielte gerade nur so viel, daß er sicher war, die Ladung würde mir den Kopf abreißen. Ich sah erst die Flinte an, dann Maas.
    »So, Herr McCorkle, jetzt sind nur wir beide übrig.«
    »Das ist ein schlechter Spruch, Maas, selbst für Sie«, sagte ich und richtete mich mühsam so weit auf, daß meine Schulter gegen die Heckreling lehnte. Mein Oberschenkel war feucht und warm und wie von flüssigem Feuer bedeckt.
    »Sie sind verletzt«, sagte er und klang wirklich besorgt.
    »Nur ein Kratzer – nichts Ernstes. Kein Grund zur Panik.«
    »Ich versichere Ihnen, Herr McCorkle, daß ich weit von jeder Panik entfernt bin. Alles hat sogar noch viel besser geklappt, als wir geplant hatten.«
    »Was ist mit Symmes und Burchwood?«
    »Im Augenblick schlafen sie friedlich. Ein leichter, sorgfältig plazierter Schlag. Vielleicht haben sie nachher etwas Kopfschmerzen, aber mehr nicht.«
    »Und der Blonde mit der Flinte?«
    »Der Schiffer? Er ist tot.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt treffe ich einfach ein anderes Arrangement für die Übergabe der Herren Symmes und Burchwood in Amsterdam. Wo Ku versagt hat, werde ich erfolgreich sein, und ich darf annehmen, daß ich angemessen honoriert werde.«
    »Können Sie denn den Lastkahn steuern?«
    »Selbstverständlich nicht. Ich werde sie einfach in ein Auto setzen und nach Amsterdam bringen. An der Grenze wird es keine Schwierigkeiten geben. Ich habe die ausgezeichneten Papiere geprüft, mit denen Sie sie so aufmerksam versehen haben.«
    »Damit ist für alle gesorgt, außer für mich«, sagte ich.
    »Ich furchte, Herr McCorkle, daß unsere Bekanntschaft hiermit ihr Ende findet.«
    »Und wir waren auf dem besten Weg, so gute Freunde zu werden.«
    Maas lächelte flüchtig. »Immer haben Sie einen Witz parat, selbst in einem solchen Augenblick.«
    »Ich kenne einen, den Sie noch nicht gehört haben.«
    »Und welchen?«
    »Die Flinte, mit der Sie auf mich zielen, ist nur einschüssig. Ich glaube nicht, daß Sie sie wieder geladen haben.«
    Maas drückte ab, und der Hammer verursachte ein beruhigendes Klicken. Er schwang die Flinte nach mir, aber ich war schon in Bewegung, und ihr Lauf knallte gegen die eiserne Reling. Mein rechter Fuß traf Maas in den Magen. Es war ein harter, befriedigender Tritt. Er rülpste, taumelte vorwärts und stürzte auf die Reling. Die Flinte fiel klatschend ins Wasser. Ich wälzte mich herum und versetzte ihm einen weiteren Tritt, der ihn über die Kante beförderte, aber er blieb mit den Armen an der Reling hängen. Ich schlug mit der rechten Hand schwächlich nach ihm, und er rutschte weiter ab, bis er über dem Wasser baumelte und nur noch mit den Händen die Reling umklammert hielt.
    »Bitte, Herr McCorkle, ich kann nicht schwimmen. Ziehen Sie mich hoch. Herrgott, ziehen Sie mich hoch.«
    Ich kroch zur Reling und blickte zu ihm hinunter. Irgend etwas schrappte über das Deck. Es war meine linke Hand. Sie hielt noch den abgebrochenen Flaschenhals.
    Ich starrte auf Maas hinab. Er starrte zurück. Sein Mund bildete kleine runde O-Formen, als er verzweifelt versuchte, sein Gewicht hochzuziehen. Sein Kopf zuckte nach beiden Seiten. Seine Schuhe scharrten an der Bordwand. Hinaufziehen konnte er sich nicht, aber er konnte die ganze Nacht über da hängen.
    »Ersauf, zum Teufel«, sagte ich, hob die Flasche und schlug damit wieder und wieder auf seine Hände, bis sie blutig wurden und sich nicht mehr an die Reling klammerten.
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    1 *OSS – Office of Strategie Services, Vorläufer der CIA

21
    Die Krankenwärter steckten mich in eine Zwangsjacke und schwatzten dabei wie Elstern darüber, mit welchen Knoten sie sie zuknüpfen sollten, als die Schmerzen wiederkamen und ich tief unten in der Kehle die Bitterkeit schmecken konnte.
    Aber es war gar keine Zwangsjacke, es war nur eine Schwimmweste, und Burchwood und Symmes mühten sich damit ab, sie mir anzulegen.
    »Er wird noch verbluten«, sagte Symmes
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