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Corkle 1

Corkle 1

Titel: Corkle 1
Autoren: Thomas
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und Padillo wie gesagt (Thomas hat noch drei Romane mit ihnen als Hauptfiguren fabriziert), Maas, Cookie, aber auch Kurt Wohlgemuth, jenen Westberliner mit der Menschenschmuggelfabrik. Und ein paar Frauen. Genauer gesagt: Es kommen zwei wunderbar vernünftig wirkende, junge, kluge deutsche Frauen vor. Die eine verliert einen Mann, die andere gewinnt einen.
    Und Sie werden eine schier unglaubliche Geschichte über einen Tunnel unter der Berliner Mauer lesen. Brutal, bewegend, gnadenlos deutsch. Sie wird dem Erzähler nachts im Hinterzimmer eines Ostberliner Cafés erzählt. Und man erlaubt sich zu denken: Damals war noch klugerweise getrennt, was nach zwei Weltkriegen nun wirklich nicht mehr zusammengehörte. Das »bessere« Deutschland im Osten – und vis-à-vis die BRD, die erfolgreiche Republik, die direkte Erbengemeinschaft der Nazivergangenheit. Man könnte sagen, eine schöne Weile von 45 Jahren ging hier alles gut. Das Land lebte in schmerzhafter, aber wohlweislicher geographischer Zerrissenheit. Bis 1989. Seitdem geht die deutsche Trennung wieder – wie vor den Nazis – horizontal durch die Gesellschaft. Angesichts dieser traurigen Wirklichkeit erinnern wir uns doch gern an den allerwichtigsten Satz von Bertolt Brecht: »Wenden wir uns also den Kriminalromanen zu.« Genau.
    Januar 2011

1
    Er kam als letzter an Bord der Maschine von Tempelhof nach Köln-Bonn. Er hatte sich verspätet, geriet durcheinander und schwitzte, als er den Flugschein nicht fand, bis die Suche seine innere Jackentasche erreichte.
    Die englische Stewardeß war geduldig und lächelte sogar nett, als er ihr ihn schließlich mit gemurmelten Entschuldigungen reichte. Der Sitz neben mir war frei, und er steuerte darauf zu, wobei er eine schäbige Aktentasche gegen die Arme der Passagiere rammte, als er den Mittelgang entlangstolperte. Mit einem Schnaufen ließ er sich auf den Sitz fallen. Er war nicht groß; untersetzt, vielleicht sogar fett, und trug einen dicken braunen Anzug, den ein Klempner zugeschnitten haben mochte, und einen dunkelbraunen Hut ohne besondere Form oder Merkmale, abgesehen davon, daß er gerade auf seinem Kopf saß, fast wie mit der Wasserwaage abgemessen.
    Er stopfte die Aktentasche zwischen die Beine und schnallte sich an, nahm aber den Hut nicht ab. Er beugte sich vor, um aus dem Fenster zu sehen, als das Flugzeug zum Startpunkt der Landebahn rollte. Beim Start wurden seine Hände an den Knöcheln weiß, weil er die Lehnen seines Sitzes umklammerte. Als er begriff, daß der Pilot nicht zum ersten Mal flog, lehnte er sich zurück, zog eine Packung Senoussi hervor und zündete sich eine mit einem Streichholz an. Er blies den nicht eingeatmeten Rauch aus und betrachtete mich mit jenem forschenden Blick, der unterhaltungsbedürftige Mitreisende kennzeichnet.
    Ich war für ein dreitägiges Wochenende in Berlin gewesen, an dem es mir gelungen war, zuviel Geld auszugeben und einen prächtigen Kater zu erwerben. Ich hatte im Hotel am Zoo gewohnt, wo die Martinis so gut sind wie in keinem anderen Lokal Europas, ausgenommen vielleicht Harrys Bar in Venedig.
    Sie hatten ihren üblichen Tribut gefordert, und in der Stunde, die der Flug von Berlin nach Bonn dauert, mußte ich dringend schlafen.
    Aber der Mann auf dem Platz neben mir wollte sich unterhalten. Ich konnte beinahe spüren, wie sein Verstand arbeitete und nach einer Eröffnung suchte, während ich mich mit geschlossenen Augen so weit zurücklehnte, wie der Sitz sich kippen ließ, und mein Kopf in inniger Harmonie mit dem Summen der Motoren brummte.
    Sein Eröffnungszug war dann nicht originell.
    »Wollen Sie nach Köln?«
    »Nein«, sagte ich und behielt die Augen geschlossen, »ich will nach Bonn.«
    »Sehr gut! Ich will auch nach Bonn.«
    Das war nett. Das machte uns zu Reisegefährten.
    »Mein Name ist Maas«, sagte er, packte meine Hand und schüttelte sie kräftig nach deutscher Art. Ich öffnete die Augen.
    »Ich heiße McCorkle. Sehr erfreut.«
    »Ach, Sie sind kein Deutscher?«
    »Amerikaner.«
    »Aber Sie sprechen sehr gut Deutsch.«
    »Ich lebe schon lange hier.«
    »Der beste Weg, eine Sprache zu lernen«, sagte Maas und nickte beifällig. »Man muß in dem Land leben, wo sie gesprochen wird.«
    Das Flugzeug flog seine Bahn, wir saßen da und machten small talk über Berlin und Bonn und das, was manche Amerikaner von der Lage in Deutschland hielten. Mein Kopf schmerzte nach wie vor, und ich fühlte mich miserabel.
    Selbst wenn es nicht bewölkt ist, gibt
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