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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Nacken eines Zuchtbullen, und der Umfang seiner Oberarme ist mindestens doppelt so groß wie der meiner Hüfte. Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass der Kuss auf Rocky Hagens Schlägerkinn Anti Überwindung gekostet hat. Im Gegenteil.
    Kaum habe ich meinen Bademantel ausgezogen, da haut Lenas Vater auch schon auf einen Gong, um den Kampf zu eröffnen. Rocky Hagen geht sofort auf mich los. Instinktiv reiße ich meine Hände vor mein Gesicht. Die Boxhandschuhe wirken wie eine Art Airbag, als die Faust meines Gegners einschlägt und mich nach hinten gegen die Seile schleudert. Ohne die Handschuhe vor meiner Nase wäre der Kampf jetzt schon am Ende.
    Und ich auch.
    Trotzdem ist das der falsche Weg.
    Besser ist es, überhaupt nicht getroffen zu werden.
    Schon wegen COOLMAN. Sonst purzelt der mir schon wieder aus dem Kopf, und ich habe keine Lust, mich ständig verprügeln zu lassen, nur damit er den Weg zu mir zurückfindet.

    In meiner Lage scheint mir COOLMANS Tipp sinnvoller zu sein, als die drei großen A’s von Adolf Schmitz: Abwarten, Anpeilen, Angreifen.
    Ich setze eher auf die drei großen W’s: Weglaufen, Wegtauchen, Wegducken.
    Deswegen bemühe ich mich, immer in Rocky Hagens Rücken zu bleiben. Mir doch egal, wenn mich die Zuschauer auspfeifen und Anti und ihre Hupfdohlen mittlerweile aus vollem Hals »Rocky Hagen macht aus Kai fein gestampften Möhrenbrei!« brüllen.
    Wenn ich mich hinter ihm halte, muss er sich immer wieder zu mir umdrehen, und mit etwas Glück kriegt er Halsstarre und muss aufgeben. Oder ihm wird vom Drehen tatsächlich irgendwann schwindelig, und er fällt ganz von allein um.
    Irgendwie schaffe ich es mit dieser Taktik, die erste Runde ohne große Verluste zu überstehen. Abgesehen davon, dass ich vom vielen Herumrennen völlig außer Atem bin.
    Rocky Hagen wird in seiner Ecke von drei Betreuern erwartet, die ihm mit einem Handtuch Luft zufächeln, ihm eine Wasser Flasche reichen und ihm zureden, wie toll er ist.
    In meiner Ecke wartet nur Kauffmann, und als der endlich bemerkt, dass ich völlig erschöpft vor ihm an den Seilen lehne, ist die Pause auch schon wieder vorbei.
    Runde Nummer zwei läuft so ähnlich wie die erste. Nur dass ich mich diesmal sofort hinter Rocky Hagens Rücken verstecke und die Zuschauer noch lauter pfeifen und buhen.
    Meine selbstmörderische Entscheidung, in diesen Ring zu steigen, war der völlige Wahnsinn und ist nur durch den Sauerstoffmangel im Schrank des Grauens zu erklären.
    Irgendwie überlebe ich auch die zweite Runde. Rocky Hagen hat mich nicht ein einziges Mal getroffen, und das macht ihn richtig sauer. Zum Glück tobt das Publikum in der Pause so laut, dass ich nicht verstehe, was er mir zuruft. Ich bin aber sicher, dass er mir nicht zu meiner taktischen Meisterleistung in diesem Kampf gratuliert, sondern mir irgendwelche unanständigen Verwünschungen zubrüllt.
    Sein wutverzerrtes Gesicht ist kein schöner Anblick, deswegen betrachte ich lieber das Publikum. Die meisten der Zuschauer schauen auch nicht viel freundlicher als Rocky Hagen. Sie scheinen von dem Verlauf des Kampfes irgendwie enttäuscht zu sein. Aber selbst unter denen habe ich noch ein paar Fans, die mich erfrischen wollen und mit ihren vollen Wasserbechern nach mir werfen.
    Ich suche nach bekannten Gesichtern: Alex und Justin sitzen in ihren Rollstühlen und halten ein Plakat hoch, auf dem steht: »Tiger-Kay is vol dass Fänomen«. In der ganzen Halle sind sie die Einzigen, die noch an mich glauben, und das rührt mich zu Tränen. Es kann aber auch Schweiß sein, der über meine Wangen rinnt. Woher soll ich das wissen, schmeckt ja beides salzig.
    Adolf und der Alligator sehen eher besorgt aus, Lena hat ihr Gesicht in ihren Händen vergraben, Carl-Philipp ist wieder näher an sie herangerückt, Kathrin stillt Kai, und der Doktor neben ihr hält seinen Arztkoffer griffbereit neben sich, so als ginge er davon aus, dass er ihn hier gleich brauchen würde. Das ist gut möglich, weil ich völlig am Ende bin und unmöglich noch eine ganze weitere Runde durchhalten kann.

    Das hättest du mir ruhig früher sagen können, COOLMAN! Jetzt ist es zu spät, weil gleich schon die dritte und letzte Runde beginnt.
    »Los! Die erste Runde fängt an!« Kauffmann, der in der Ringecke hinter mir steht, gibt mir einen Stoß.
    »Das ist schon die dritte«, kläre ich ihn auf.
    »Tatsächlich? Und wer führt?«
    Ehe ich antworten kann, schlägt der Bürgermeister den Gong.
    Ich mache es wie in den beiden
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