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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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gehört habe«, erwidert mein Trainer. »Du hast Fenster geputzt, weil die dreckig waren, und Zäune gestrichen, weil die es dringend nötig hatten. Mit Training hatte das überhaupt nichts zu tun.«
    »War das dann etwa komplett umsonst?«
    »Würde ich so nicht sagen«, antwortet Adolf Schmitz und zieht ein Sparbuch aus der Tasche. »Die Leutchen haben ja alle für deine Arbeit bezahlt, und das nicht schlecht. Wenn der Kampf ganz schlecht läuft, kannst du dir damit danach eine Pflegerin leisten.«
    Er drückt mir das Sparbuch zwischen meine Boxhandschuhe und schiebt mich zur Tür hinaus.
    »Denken Sie denn nicht, dass ich das schaffen kann?«
    »Klar kannst du. Man kann alles, wenn man will. Man muss halt nur ganz fest dran glauben«, antwortet Adolf Schmitz und klopft mir aufmunternd auf die Schulter. Spätestens jetzt wird mir klar, dass ich nicht die geringste Chance habe.

    Ich gebe es nicht gern zu, aber COOLMANs miese Witze haben mir gefehlt. Echt!
    Als ich abends im Bett liege, höre ich Adolf Schmitz und den Alligator in der Küche herumalbern. Aus Antis Zimmer wummert ausnahmsweise mal nicht der Bass ihrer Anlage, dafür ertönen von dort ein paar neue Anfeuerungsrufe, die sie für den Kampf morgen probt.
    Wollt ihr eine Kostprobe hören?
    »Kai, Kai, Kai,
    hau ihn zu Brei!«
    Noch besser gefällt mir:
    »Kai ist ein Tiger,
    in jedem Kampf der Sieger!«
    Es ist schön zu wissen, dass wenigstens einer an mich glaubt.

    Danke, COOLMAN. Sehr tröstlich.
    Es ist jetzt kurz vor Mitternacht. Bis zu meinem Kampf gegen Rocky Hagen sind es noch ziemlich genau zehn Stunden, und ich sollte jetzt besser schlafen, damit ich morgen fit bin. Mein Kopf liegt auf den beiden Boxhandschuhen. Sie sind so groß und klobig, dass ich meine Jacke und meinen Pullover nicht ausziehen kann. Deswegen musste heute auch das abendliche Waschen ausfallen. Immerhin ist das Leder schön weich, und so liege ich trotzdem ganz bequem. Schlafen kann ich dennoch nicht. Mir gehen zu viele Dinge durch den Kopf. Zum Beispiel die vielen Gründe, warum ich mich morgen freiwillig verprügeln lasse.
    Hier meine Liste der zehn guten Gründe (die wichtigsten Punkte stehen am Ende):
    1) Für die Ehre unserer Schule.
    2) Damit Kauffmann mir eine gute Note gibt.
    3) Damit Anti ihre Sprüche nicht vergebens auswendig gelernt hat.
    4) Damit Major Horst sieht, dass ich nicht so ein Schlappschwanz bin, wie er glaubt.
    5) Damit das arme Känguru nicht umsonst gestorben ist.
    6) Damit der kleine Kai jemanden hat, auf den er stolz sein kann, wenn er einmal groß ist.
    7) Damit Alex und Justin in ihren Rollstühlen wieder neuen Lebensmut schöpfen.
    8) Weil ich gesagt habe, dass ich es tue.
    9) Damit Carl-Philipp die Finger von Lena lässt.
    10) Damit Lena mich nicht für einen Feigling hält.
    Als ich endlich doch noch einschlafe, träume ich wieder einmal von MISTER HOT, dem übelsten Fiesling des ganzen Universums. Wie immer, wenn ich von ihm träume, bin ich SUPERFROSCH, die Amphibie für unlösbare Aufgaben. Wir beide stehen uns in einem Boxring gegenüber. Er hat meine lange Zunge an den Seilen festgeknotet, sodass ich seinen Schlägen nicht ausweichen kann.
    Einer seiner Haken trifft mich an meinem grünen Froschkinn. Für einen Moment erstarre ich, dann ziehen sich plötzlich viele feine Risse durch meinen Körper. Kurz darauf zerspringe ich in tausend Scherben.
    MISTER HOT hat mein Glaskinn getroffen.
    Der Kampf ist aus, und der Ringrichter, der irgendwie Ähnlichkeit mit Adolf Schmitz hat, holt einen Besen und ein Kehrblech, um die Scherben aufzufegen, die überall herumliegen.
    Zum Glück glaube ich nicht daran, dass Träume irgendetwas zu bedeuten haben. Zumindest nicht die schlechten. Als ich aufwache, habe ich Kopfschmerzen. Es ist 8 Uhr, und in zwei Stunden beginnt der Kampf.
    In der Küche ist niemand, aber auf dem Tisch liegt ein Zettel: »Sind schon los, damit wir gute Plätze kriegen. Hals- und Beinbruch! Adele und Adolf.« Anti ist auch schon weg, dabei habe ich dringend noch etwas mit ihr zu besprechen.
    Immerhin ist der Küchentisch gut gedeckt. Es gibt frische Brötchen und Croissants, Marmelade und Schokocreme, Orangensaft und Milch, Obst und sogar zwei Stücke Käsekuchen. Die reinste Henkersmahlzeit.
    Leider habe ich keinen Hunger. Und wenn, könnte ich trotzdem nichts essen. Ich habe ja immer noch die blöden Handschuhe an, und wie soll ich mir damit, bitte schön, ein Brötchen schmieren?

    Es ist 9 Uhr – und damit nur noch eine
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