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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Fernsehen habe ich einmal eine Tierdoku über Grottenolme gesehen. Die wohnen in Höhlen, ohne in ihrem düsteren Leben auch nur ein einziges Mal die Sonne zu erblicken. Die brauchen kein Licht, genau wie Anti.
    Als sie raus ist, robbe ich vorsichtig an ihrer Unterwäsche vorbei zu Antis Anlage und knipse ihr den Strom ab.
    Endlich Stille!
    Ich schlafe dann doch noch einmal ein. Diesmal völlig traumlos. Leider. Ich hätte selbst gern gesehen, wie ich als SUPERFROSCH meinen Opa aus den Händen des schrecklichen MISTER HOT befreie.
    Als ich endlich zum Frühstück in die Küche komme, sind alle anderen schon aus dem Haus. Meine Eltern sind wieder bei Proben im Theater, Anti ist in der Schule und Jonny Pony beim Casting. Auf dem Tisch liegt eine dicke Mappe, auf der ein gelber Post-it-Zettel pappt.
    »Guten Morgen, Kai-Mäuschen! Die Mappe auf dem Küchentisch hat Jonny vergessen. Sei so gut und bring sie ihm in der Schule vorbei. 1000 Küsse, Deine Mama.«
    Na prima! Nicht genug, dass er mein Zimmer beschlagnahmt und sich über meinen Vater lustig macht. Jetzt darf ich für den Möchtegern-Spielberg auch noch den Postboten spielen!

    In der Mappe ist das Drehbuch für den Film, den Jonny Pony drehen will. Er heißt
008 1/2 – Zwei Teenies retten die Welt
und handelt von einem jugendlichen Geheimagenten, der durch Blicke töten kann. Zusammen mit der Tochter eines Wissenschaftlers muss er einen Superschurken besiegen, der den Vater des Mädchens entführt hat, um mit dessen genialen Fähigkeiten die Weltherrschaft an sich zu reißen.
    Ich muss an meinen Traum denken. Vielleicht ist Opa ja auch ein Wissenschaftler, der an einer Pille forscht, mit der man Malaria, Schweinepest und Fußpilz heilen kann. Könnte doch sein, oder?
    Die Geschichte von
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ist ziemlich verworren und liest sich, als hätte Jonny Pony beim Schreiben selbst irgendwelche Medikamente genommen. Und so »neu«, wie er behauptet, ist sie auch nicht. Die Story habe ich schon tausendmal gesehen. Für so einen Blödsinn würde ich jedenfalls keine sieben Euro an der Kinokasse ausgeben.

    Unsere Schule liegt ganz oben auf einem Hügel. Ich glaube, selbst Heidi hatte einen leichteren Schulweg. Die musste von ihrer Alm nur bergab laufen, um pünktlich zum Unterricht zu erscheinen. Ich muss rauf, und da ist es kein Wunder, wenn ich dort jeden Morgen schweißgebadet und kreidebleich vor Erschöpfung ankomme.
    So auch heute. Aber irgendetwas ist anders. Das spüre ich sofort, als ich den Schulhof erreiche. Vor der Turnhalle hat sich eine lange Schlange gebildet, weil dort das Casting für
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stattfindet.
    Die Armen tun mir leid. Die wissen ja noch nicht, für was für einen Schrottfilm sie sich da bewerben. Die Jungs wollen alle so aussehen, als wären sie der Vampir-Schönling Robert Pattinson. Dabei wirken sie eher wie Homer Simpson. Und die Mädels haben sich auch extraschick gemacht und so dick Schminke aufgetragen, dass es Risse gibt, wenn sie lächeln.
    Mit einem Bauchladen läuft unser Hausmeister an der Schlange entlang und verkauft seine Brötchen und Schokoriegel. Trotz seiner Wucherpreise geht das Zeug gut weg, nur auf seinen grünlich schimmernden Rühreibrötchen bleibt er heute sitzen. Klar, so ein Casting ist ja auch keine Mathearbeit. Die Schüler in der Schlange wollen da schließlich mitmachen und nicht mit Bauchschmerzen nach Hause oder direkt ins Krankenhaus geschickt werden.
    »Hey, Kai! Alter, willst du auch bei dem Film mitmachen?«, ruft eine Stimme weit vorn in der Schlange.
    Es ist Alex. Neben ihm steht Justin. Wo sollte er auch sonst stehen? Die beiden gibt es nur im Doppelpack, genau wie siamesische Zwillinge. Oder COOLMAN und mich.
    »Alle wollen bei dem Film mitspielen. Das ist echt das Phänomen«, begrüßt mich Justin.
    »Kein Wunder, Alter. Der Direktor gibt ja auch schulfrei für die Drehzeit«, ergänzt Alex. »Was ist mit dir, Alter? Bist du auch dabei?«
    »Keine Interesse«, winke ich ab, weil ich das Drehbuch kenne und außerdem keine Lust habe, mich vor Jonny Pony beim Casting zum Deppen zu machen.
    Mir reicht es schon, dass ich hier für ihn den Pony-Express spielen muss.
    Mein Plan ist folgender:
    • Rein in die Turnhalle.
    • Jonny Pony die Mappe auf den Tisch knallen und ihm ordentlich die Meinung sagen.
    • Raus aus der Turnhalle.
    Ich gehe jedenfalls lieber jeden Morgen zur Schule, als in
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mitzuspielen. So etwas wird man nie wieder los, das begleitet einen sein ganzes Leben, und wenn ich
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