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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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1. Kapitel
    Schatten der Vergangenheit

    Stellt euch einen Kofferraum vor. Es riecht nach Benzin, Öl und alten, muffigen Wolldecken.
    Könnt ihr euch das vorstellen?
    Okay, dann weiter.
    Der Kofferraum ist geschlossen. Nur durch einen schmalen Schlitz fällt etwas Licht herein. Gerade so viel, dass man ein paar Dinge erkennen kann, die in dem Kofferraum herumliegen: ein Ersatzreifen, ein Warndreieck, ein Erste-Hilfe-Kasten, eine Rolle Küchenpapier.
    Habt ihr das? Sehr gut.
    Bis hier war es einfach. Aber jetzt wird es schwer. Zwischen dem ganzen Kram liegt ein Junge. Er ist gefesselt und trotzdem kein bisschen ängstlich, sondern völlig cool und absolut Herr der scheinbar aussichtslosen Lage.
    Seht ihr ihn vor euch?
    Dann wisst ihr jetzt auch, wer ich bin.
    Mein Name ist Kai. Ich bin der Junge in dem Kofferraum und ich bin nicht allein.
    Neben mir liegt Mike Taenner. Mike Taenner ist ein berühmter Kinostar. Er ist einer, der in seinen Actionfilmen keine Angst kennt und gegen zehn Böse gleichzeitig kämpft. Und natürlich gewinnt.
    Auf der Leinwand gewinnt Mike Taenner immer.
    Jetzt aber ist er genauso gefesselt wie ich und von seinem legendären Mut ist nicht viel zu merken. Er zittert vor Angst, weil das hier kein Film ist, sondern das wahre Leben.
    Durch das spärliche Licht, das hereinfällt, kann ich einen dunkelroten Fleck auf der grauen Wolldecke vor mir erkennen. Ich hoffe, dass der Fleck von einem zerbrochenen Glas Erdbeermarmelade stammt und nicht das ist, was ich befürchte ...
    Plötzlich bremst der Wagen scharf und ich werde mit dem Gesicht auf die Decke gedrückt. Weil ich gefesselt bin, kann ich mich nicht festhalten. Meine Nase ist jetzt genau über dem roten Fleck, und ich rieche, dass es keine Erdbeermarmelade ist.
    Es ist ...
    Es ist ...
    Es ist Himbeermarmelade!
    Ich HASSE Himbeermarmelade! Wegen der kleinen Kerne, die einem immer zwischen den Zähnen stecken bleiben.
    Und als wenn das nicht alles schon schlimm und eng genug wäre, ist da noch ein dritter Typ im Kofferraum. Ein Typ mit einem Cape und einer Augenmaske.
    Ich kenne den Kerl.
    Ich kenne ihn nur zu gut.
    Es ist COOLMAN!

    Kennt ihr COOLMAN?
    Wie solltet ihr?!
    Schließlich bin ich der Einzige, der ihn sehen kann. Für alle anderen ist er unsichtbar. COOLMAN begleitet mich, seit ich vier bin, und ich würde einiges dafür geben, ihn loszuwerden. Ich habe schon alles probiert. Aber COOLMAN ist immer da, ob es mir passt oder nicht.
    COOLMAN ist mein Schicksal.
    Und – Überraschung, Überraschung! – er ist auch schuld daran, dass ich die letzten Stunden meines viel zu kurzen Lebens eingeklemmt neben einem bibbernden Hollywoodstar in einem viel zu engen Kofferraum verbringen werde.
    Wie es dazu gekommen ist?
    Ich erzähle es euch. Schnallt euch gut an.
    Wir schmeißen die Zeitmaschine an.

    Das war mal wieder typisch COOLMAN.
    COOLMAN hat ein unschlagbares Talent, zur falschen Zeit das Falsche zu tun.
    Zweiter Versuch. Aber diesmal drücke ich den Schalter der Zeitmaschine.
    Also Finger weg, COOLMAN!
    EIN HALBES JAHR VORHER
    Es klingelt. Es klingelt immer, wenn ich unter der Dusche stehe. Das ist das sogenannte erste Kaische Duschgesetz. Das zweite Kaische Duschgesetz lautet: Es ist kein anderer da, der aufmachen kann oder will.
    Meine Eltern sind bei Proben im Theater. Die beiden sind Schauspieler. Meine große Schwester Anti ist in ihrem Zimmer und hört Musik. Das heißt, ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt noch etwas hört. Bei der Lautstärke müsste sie längst taub sein. Die Klingel hört sie auf keinen Fall. Und wenn doch, wäre sie viel zu faul, um aufzustehen.
    Da! Es klingelt schon wieder. Was bleibt mir übrig?
    Ich stelle das Wasser ab und wickle mich in ein Handtuch. Tropfend wie ein undichter Wasserhahn laufe ich durch den Flur und öffne die Tür.
    Davor steht ein Mann. Er trägt einen hellblauen Anzug und auf dem Kopf ist er völlig kahl. Neben ihm steht ein brauner Lederkoffer auf dem Boden.
    »Wir brauchen nichts«, sage ich schnell, weil wir von Vertretern an der Tür nichts kaufen.
    Mein Vater hat sich von einem Vertreter mal ein Mittel gegen Haarausfall andrehen lassen. Das war so teuer, da hätte er sich den Kopf gleich mit Goldstaub einreiben können. Gewirkt hätte das genauso wie das Zaubermittel, nämlich gar nicht.
    Der Glatzkopf vor der Tür hat bestimmt kein Haarwuchsmittel im Angebot, denke ich, als ich die Tür schließen will. Aber das geht nicht, weil der Kerl seinen Fuß dazwischengeschoben
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