Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
Vom Netzwerk:
zusammen, wenn man darauf nur seinen Erdkundeatlas ablegt.
    Jonny Pony sitzt immer noch auf dem Hallenboden und lugt zwischen den Trümmern der Tischplatte hervor. Er mustert mich ängstlich, aber scheinbar hat er bei der Besetzung des Films nicht viel mitzureden.
    »Ja, ja, der Junge ist perfekt«, schleimt er. »Der Kleine ist supi! Ich kenn den! Der ist echt supi!«

    »Dann sind wir ja fast komplett! Unseren weiblichen Star haben wir nämlich auch schon gefunden!« Hella van Achtern zeigt auf ein Mädchen hinter mir, das ich vor lauter Aufregung noch gar nicht bemerkt habe.
    Es ist Lena!
    Sie hat da schon die ganze Zeit gestanden und meinen Anfall von Anfang bis Ende miterlebt.
    Kurze Erklärung, warum mir nicht völlig gleichgültig ist, was Lena von mir hält
:
    Von den fünf Minuten, die sie und ich ein Paar waren, hat sie vier auf dem Klo verbracht. Als sie zurückkam, habe ich sie verwechselt und versehentlich ein anderes Mädchen geküsst. Es war ein Kostümball und nicht meine Schuld, dass ihre Verkleidungen fast gleich aussahen. Danach hat Lena nicht mehr mit mir gesprochen, bis wir zusammen diese Sprachreise nach England gemacht haben. Aber das lief auch nicht so gut für mich, weil ... Na ja, das ist eine lange Geschichte, in der ein eingebildeter englischer Lord und ein uralter Hut eine nicht unwesentliche Rolle spielen.
    Egal. Seit wir zurück sind, herrscht jedenfalls absolute Funkstille. Dabei würde ich fast alles tun, um ihr zu erklären, dass das Ganze nur ein riesiges Missverständnis war.

    Ich kann es Lena ansehen. Sie ist überhaupt nicht begeistert, dass ausgerechnet ich ihr Filmpartner werden soll.
    Aber COOLMAN hat recht!
    Drei gute Gründe, warum ich vielleicht doch mitspielen sollte:
    1) Solange die Dreharbeiten dauern, muss ich nicht zur Schule.
    2) Sollte ich tatsächlich einmal reich und berühmt werden, kaufe ich einfach sämtliche DVDs und Kopien von
008 1/2
auf und vernichte sie in meiner privaten Müllverbrennungsanlage.
    3) Es ist meine einzige Chance, mit Lena zu reden.
    »Also, was ist? Interesse, Schätzchen?«, fragt Hella van Achtern und hält mir die Hand hin.
    »Abgemacht«, sage ich und schlage ein.
    Lena funkelt mich wütend an. Als wenn ich etwas dafürkönnte, dass Hella van Achtern meine außerordentliche Schauspielbegabung erkannt hat.
    Lena könnte ja auch schreien: »Mit dem da drehe ich keinen Film! Lieber sterbe ich!«, und Türen knallend die Turnhalle verlassen.
    Das hätte Stil.
    Aber das traut sie sich nicht, weil sie die Rolle haben möchte. Das kann ich ihr ansehen.
    Ich kenne sie besser, als sie denkt.
    Beim Abendessen ist die Stimmung gedrückt. Dabei hätte ich gewettet, dass meine Mutter sich über meine Hauptrolle freuen würde.
    Fehlanzeige.
    »Schön für dich«, murmelt sie und knallt einen Topf mit Linsensuppe so heftig auf den Tisch, dass die rote Brühe auf die Tischdecke schwappt. Es sieht aus wie bei einem Vulkanausbruch. Nur, dass die Lava da heiß ist und nicht so lauwarm wie Mamas Suppe. Sie kann besser töpfern als kochen und ihre Töpferarbeiten sind schon nicht berauschend.
    »Wo ist Papa?«, frage ich, weil er sonst immer mit uns isst, wenn er keine Theateraufführung hat. Aber niemand antwortet mir.
    Auf einer Skala zwischen minus fünf und plus fünf ist die Stimmung am Abendbrottisch bei gefühlten minus fünfundzwanzig.
    Während des Essens vermeidet es meine Mutter, Jonny Pony anzusehen. Dem scheint das nichts auszumachen. Mit der Suppenkelle schaufelt er sich den Teller voll und prahlt die ganze Zeit über schmatzend, was für ein toller Film das wird und dass er sofort gewusst habe, dass ich die ideale Besetzung wäre.
    Abends im Bett erzählt Anti mir endlich, was los ist. Meine Mutter hatte gehofft, dass sie auch eine Rolle in dem Film kriegt. Sie wollte die ältere Tochter des Wissenschaftlers spielen, aber Jonny Pony hat ihr nur die Rolle der Oma angeboten. Kein Wunder, dass sie sauer ist. Und mein Vater hat gesagt, er setzt sich erst wieder an den Küchentisch, wenn dieser Schmierenregisseur unser Haus verlassen hat.
    Trotzdem ist Anti erstaunlich gut gelaunt. Das ist sie sonst nie. Der Grund ist ganz einfach: Sie hat auch eine Rolle in dem Film bekommen. Sie spielt eine geheimnisvolle, schwarz gekleidete Doppelagentin und ist furchtbar stolz darauf. Ich habe den Verdacht, sie hat die Rolle nur bekommen, weil sich das Filmteam bei Anti die Kosten für die Garderobe sparen kann.
    Aber das sage ich ihr natürlich nicht.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher