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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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tatsächlich später mal so richtig berühmt werde, kramt irgendein Journalist aus den Archiven Jonny Ponys Machwerk hervor.
    Das wird dann richtig peinlich.
    Ich lasse Alex und Justin stehen und gehe weiter Richtung Turnhalle.
    Von dort kommen mir ein paar heulende Mädchen entgegen, die beim Casting durchgefallen sind. Ihre Tränen graben tiefe Schluchten ins Make-up, sodass ihre Gesichter aussehen wie der Stadtplan von Venedig, nur mit noch mehr Kanälen.
    »Seid froh, dass es nicht geklappt hat. Das Drehbuch ist grauenhaft!«, rufe ich ihnen aufmunternd zu, doch das scheint sie nicht wirklich zu trösten. Sie werfen mir böse, verheulte Blicke zu und zeigen mir den Stinkefinger.
    Selbst schuld!
    »Hey! Hinten anstellen!«, tönt es aus der Schlange, als ich weitergehe. Aber das ignoriere ich einfach. Ich will endlich diese blöde Mappe loswerden. An der Tür hält mich ein Security-Typ auf, den sicher die Filmfirma engagiert hat, um das Casting ohne Ausschreitungen über die Bühne zu bringen. Der Typ trägt eine dunkle Sonnenbrille und einen schwarzen Anzug, der sich über seinen Oberarmmuskeln spannt, als würden jeden Moment die Nähte platzen. Anti würde das schwarze Outfit gefallen.
    »Hier kommen Sie nicht rein, Mister!« Der Riese guckt mich dabei nicht einmal an, sondern starrt einfach über mich hinweg.
    »Aber ich muss doch nur ...«
    »Interessiert mich nicht, Mister!«
    »Aber ...«
    »Interessiert mich nicht!«

    Der Kerl mit der Sonnenbrille tut so, als wäre ich gar nicht da. Und das bringt mich jetzt wirklich auf die Palme.
    Vier sehr gute Gründe, warum ich kurz davor bin, vor Wut zu platzen:
    1) Die Übernachtung in Antis Zimmer.
    Wer ist daran schuld? Jonny Pony.
    2) Die heulenden Mädchen auf dem Schulhof und der Stinkefinger.
    Wer ist daran schuld? Jonny Pony.
    3) Das bescheuerte Drehbuch, für das ich den Paketboten spielen muss.
    Wer ist daran schuld? Jonny Pony.
    4) Der arrogante Sicherheitstyp vor mir.
    Wer ist daran schuld? Jonny Pony, und der hat ihn schließlich engagiert.
    Was fällt euch an der Liste auf? Richtig, der Name Jonny Pony kommt darin entschieden zu häufig vor.
    »Je größer die Muskeln, desto kleiner das Hirn«, sagt mein Vater. Das liegt daran, dass mehr Muskeln auch mehr Blut benötigen, und das fehlt dann eben im Kopf. Ist doch logisch!

    Das ist ein guter Zeitpunkt, die Theorie meines Vaters in der Praxis zu überprüfen.
    »Ist das eigentlich Ihr Wagen mit den getönten Scheiben, der da vorn gerade abgeschleppt wird?«, frage ich und deute mit dem Daumen unbestimmt irgendwo hinter mich.
    Ohne »Danke« zu sagen, stürmt der Typ an mir und der Schlange vorbei zum Parkplatz.
    Unter dem Basketballkorb steht ein Tisch. Dahinter sitzen Jonny Pony und eine Dame, die ich nicht kenne. Sie raucht eine dicke Zigarre, obwohl das Rauchen an der ganzen Schule verboten ist. Ich stürme direkt auf die beiden zu und knalle ihnen wortlos die Mappe auf den Tisch.
    »Da bist du ja endlich, Kleiner! Weißt du eigentlich, wie dringend ich diese Unterlagen brauche? Aber nein, der Kleine muss erst einmal ausschlafen und bummelt dann gemütlich den Hügel hier rauf!«, bedankt sich Jonny Pony.
    Kennt ihr das? Wenn ihr so richtig übel drauf seid und ein einziges Wort euch zum Explodieren bringt?
    Bei Jonny Pony sind es genau einunddreißig Wörter – ich habe nachgezählt –, und da ist es kein Wunder, dass meine Explosion etwas gewaltiger ausfällt als gewöhnlich.

    Mein Anfall dauert zehn Minuten und zum Schluss haue ich einmal kräftig auf den Tisch.
    Kracks!
    Der Tisch bricht in der Mitte auseinander und darüber ist niemand überraschter als ich.
    Jonny Pony hockt unter dem zerbrochenen Tisch, unter den er sich zu Beginn meines Tobsuchtsanfalls geflüchtet hat. Die Dame neben ihm ist mutiger. Sie ist keinen Zentimeter zurückgewichen, sondern hat die ganze Zeit fasziniert zugeschaut, wie ich durch die Turnhalle getobt bin.
    »Das war eine tolle Vorstellung, Schätzchen«, sagt sie. »Das war supi!«
    Ich starre sie an und verstehe nur Bahnhof.
    »Mein Name ist Hella van Achtern und ich bin die Produzentin von
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«, stellt die Frau sich vor. »Genau so jemanden wie dich haben wir gesucht für unsere männliche Hauptrolle. Jemanden, der aus sich herausgehen kann und sich nicht scheut, Gefühle zu zeigen! Und dann kannst du auch noch Karate! Perfekt!«
    Sie hat ja keine Ahnung, dass die Möbel in unserer Schule alle in einem ziemlich ramponierten Zustand sind. Die fallen schon
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