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Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ganz großes Kino (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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erwidere ich freundlich.
    Kurz darauf schnarcht sie auch schon los wie ein verschnupfter See-Elefant.
    So viel zum Thema Schnarchen.
    Es ist dunkel in Antis Zimmer. Sehr dunkel. Die einzigen Lichtquellen sind die glimmenden Räucherstäbchen. Die riechen aber nicht nach Lavendel oder Jasmin – was schon schlimm genug wäre –, sondern nach verwesten Sumpfblüten und feuchten Kellerräumen. Ich habe keine Ahnung, wo man so etwas kaufen kann. Wahrscheinlich im Internet unter www.uebleduefte.de.
    In der Nacht wache ich auf und habe Durst. Dazu muss ich in die Küche. Zum Glück habe ich mir die Lage von Antis Unterwäsche auf dem Fußboden eingeprägt, als wären es lebensgefährliche Tretminen. Stimmt ja auch, irgendwie.
    In der undurchdringlichen Finsternis taste ich mich von meiner Matratze vorsichtig vorwärts und schaffe es tatsächlich bis zur Tür, ohne auf einen von Antis BHs zu treten. Dafür schlage ich mir das Knie an ihrem Schreibtisch blutig. Aber das ist nicht so schlimm.
    In der Küche unterhält sich Mama mit Jonny Pony. Ich kann gar nicht anders, als heimlich zu lauschen.
    »Ich habe deinen Vater gesehen. Er sah nicht gut aus. Du solltest ihn anrufen«, höre ich Jonny Pony sagen.
    »Warum ich? Soll er mich doch anrufen«, antwortet meine Mutter.
    »Ihr seid beide elende Dickköpfe«, sagt Jonny Pony.
    Ich habe meinen Großvater noch nie gesehen. Das Einzige, was ich von ihm weiß, ist, dass er in Berlin lebt. Meine Mutter und er haben sich total zerstritten, kurz bevor ich geboren wurde. Ich würde ihn gern mal kennenlernen. Aber Berlin ist weit weg. Eine Fahrkarte mit der Bahn kostet mich mindestens fünfzig Euro. Bei meinem kargen Taschengeld völlig unbezahlbar.

2. Kapitel
    Casting des Grauens

    Um sieben Uhr morgens reißen mich Antis Boxen aus dem Schlaf. Dabei habe ich gerade so spannend geträumt.
    In meinem Traum war ich zusammen mit meinem Opa in Afrika. Er trug einen Hut, der ihn gegen die sengende Sonne schützen sollte, und buddelte trotz der Hitze tiefe Löcher in die Erde. Nicht nur zwei oder drei, sondern ganz viele. Das ganze verdorrte Feld war übersät mit Löchern.
    Zuerst habe ich gedacht, mein Opa buddelt da nach Öl. Aber dann schoss plötzlich eine riesige Fontäne Wasser aus dem Boden und hob ihn mit sich in die Höhe. Ich war furchtbar stolz auf ihn, als er da oben auf dem Wasserstrahl saß und mir zufrieden lächelnd winkte. Aus den Lehmhütten, die um das Feld herumstanden, stürmten ganz viele kleine schwarze Kinder und jubelten meinem Opa zu, weil er endlich auf eine Quelle gestoßen war.
    Plötzlich kam ein Tankwagen angerast. Am Steuer saß MISTER HOT. Das ist ein Superschurke, der in fast allen meinen Träumen auftaucht. Zumindest in den schlechten! MISTER HOT sprang aus dem Wagen und hielt lachend einen riesigen Schlauch in das Loch. Damit pumpte er das Wasser ab, sodass die armen schwarzen Kinder wieder auf dem Trockenen saßen. Auch mein Opa plumpste unsanft auf die Erde. MISTER HOT schnappte ihn sich und raste mit dem Tankwagen und meinem Opa davon. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich sauste in eine der Lehmhütten und zog mir schnell mein Superheldenkostüm über. Kurz darauf war ich zurück und voll einsatzbereit: Ich war SUPERFROSCH, die Amphibie für unlösbare Aufgaben.
    Mit ein paar gewaltigen Hüpfern machte ich mich an die Verfolgung. Das war nicht schwer. Ich brauchte bloß der Staubwolke des Tankwagens zu folgen. Nur noch ein paar Sprünge und ich war nah genug für meine Superwaffe: meine lange klebrige Zunge, die ich wie ein Lasso benutzen konnte.
    Es fehlten nur noch ein paar Meter, dann hatte ich sie erreicht. Im Außenspiegel des Tankwagens konnte ich bereits das Weiße in MISTER HOTs Augen erkennen.
    Noch fünf Meter, drei, zwei ...
    Genau in dem Augenblick sprang Antis Anlage an.

    Keine Chance, COOLMAN.
    An Schlafen ist überhaupt nicht zu denken. Dazu ist Antis Morgenmusik viel zu laut. Zum Aufstehen ist es aber auch noch zu früh. Ich habe heute erst zur dritten Stunde, weil die Schule immer noch keinen neuen Sportlehrer gefunden hat. Also bleibe ich einfach im Dunkeln liegen und denke über meinen Traum nach.
    Vielleicht ist mein Opa ja wirklich ein echter Wohltäter, der in Afrika für die Ärmsten der Armen Brunnen buddelt und bloß ab und zu in Berlin nach dem Rechten schaut.
    Das wäre toll!
    Im Dunkeln ist Anti nur schemenhaft zu erkennen. Es ist einfach bewundernswert, wie sicher sie sich in der Finsternis ihres Zimmers bewegt. Im
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