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Conan-Saga 18 - Conan der Rächer

Conan-Saga 18 - Conan der Rächer

Titel: Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
Autoren: Robert E. Howard
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anzunehmen, der ernsthaft von ihnen verlangte, daß sie ihren Feinden vergaben und daß sie, statt sich auf den Kriegspfad zu begeben, langweiliger Arbeit nachgehen sollten. Man behauptete von den Pikten, daß ihnen jedes Feingefühl fehlte, daß ihr Wesen zum Kriegführen und Blutvergießen drängte. Wenn der Priester von der Pracht der zivilisierten Länder sprach, hingen seine Zuhörer an seinen Lippen, doch keineswegs, weil die Ideale seiner Religion sie interessierten, sondern die Reichtümer, von denen er ahnungslos in seinen Berichten über die prächtigen Städte und herrlichen Länder sprach. Als er erzählte, wie Mitra bestimmten Königen geholfen hatte, ihre Feinde zu besiegen, achteten sie nicht auf die Wunder, die Mitra gewirkt hatte, sondern auf die Beschreibungen der Kampfformationen, der gerüsteten Ritter und der Taktiken der Bogenschützen und Lanzer. Mit glänzenden Augen lauschten sie und undurchschaubaren Mienen, dann gingen sie wortlos ihres Weges und befolgten mit heuchlerischem Eifer seine Anweisungen, was die Schmiedekunst betraf.
    Ehe Arus zu ihnen gekommen war, hatten sie stählerne Waffen von den Bossoniern und Zingariern gestohlen oder ihre plumpen Waffen selbst aus Kupfer und Bronze gehämmert. Nun hatte sich eine neue Welt für sie geöffnet, und das Dröhnen der Schmiedehämmer echote durch das ganze Land. Mit Hilfe dieses neuen Handwerks begann Gorm – zum Teil durch Kriegsführung, zum Teil durch List und Diplomatie (in letzterer übertraf er alle anderen Barbaren) – allmählich die Herrschaft über andere Stämme zu übernehmen.
    Die Pikten besuchten Aquilonien nun unbehelligt und kehrten mit immer weiteren Erkenntnissen in der Anfertigung von Waffen und Rüstungen zurück. Doch nicht nur das, sie musterten auch in der aquilonischen Armee als Söldner an, sehr zum Mißfallen der Bossonier. Die aquilonischen Könige spielten mit dem Gedanken, die Pikten gegen die Cimmerier auszuspielen und so möglicherweise beide Gefahren zu beseitigen, aber um diesem Plan nachzugehen, waren sie viel zu sehr mit ihrer Politik der Aggression im Süden und Osten beschäftigt, und deshalb achteten sie auch nicht weiter darauf, daß immer mehr der untersetzten Krieger aus den kaum bekannten Landen im Westen als Söldner zu ihren Streitkräften strömten.
    Am Ende ihrer Dienstzeit kehrten diese jetzt gut ausgebildeten Krieger in ihre Wildnis zurück. Sie kannten sich nun mit zivilisierter Kriegsführung aus und empfanden die Verachtung für eine Zivilisation, die auf zu großem Vertrauen beruht. Trommeln begannen in den Bergen zu dröhnen, und auf den Höhen riefen Rauchsignale zum Sammeln auf, während die neuen Waffenschmiede auf Tausenden von Ambossen Schwerter hämmerten. Durch Intrigen und räuberische Einfälle wurde Gorm schließlich zum Häuptling der Häuptlinge, was dem Rang eines Königs so nahe kam, wie die Pikten es seit Tausenden von Jahren nicht mehr erlebt hatten. Geduldig hatte er auf diesen Augenblick gewartet – er hatte inzwischen die Mitte seines Lebens überschritten.
    Jetzt war er bereit, die Grenze zu überqueren – nicht, um Handel zu treiben, sondern um Krieg zu führen.
    Arus erkannte seinen Fehler zu spät. Seine Beredsamkeit hatte die Seelen der Pikten nicht berührt. Sie waren nach wie vor mit Kampfgier erfüllt, und ein Gewissen kannten sie nicht. Gorm trug zwar jetzt statt seines Tigerfells ein silberglänzendes Kettenhemd, doch darunter war er unverändert: der ewige Barbar, dem Theologie und Philosophie nichts bedeuteten und dessen Instinkt auf Raub und Plünderung gerichtet war.
    Mit Feuer und Schwert überrannten die Pikten die bossonische Grenze – nicht mehr in Tigerfellen und mit Kupferbeilen wie früher, sondern in Schuppenpanzer und mit Waffen aus scharfem Stahl. Was Arus betraf, nun, ihm zerschmetterte ein betrunkener Pikte den Schädel, als er einen letzten Versuch unternahm, die Räder, die er ungewollt in Bewegung gesetzt hatte, zu stoppen. Gorm erwies seinem toten Lehrer seine Verehrung, indem er den Schädel seines Mörders auf des Priesters steinernen Grabhügel setzen ließ – und gerade das war eine grimmige Ironie des Schicksals, denn eben gegen dergleichen hatte Arus gepredigt.
    Die neuen Waffen und Rüstungen genügten jedoch nicht, die Verteidigung der Bossonier zu durchbrechen. Jahrelang hielten die überlegene Bewaffnung und der unerschrockene Mut der Bossonier die Eindringlinge in Schach, manchmal mit der Unterstützung von Aquiloniens
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