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Conan-Saga 18 - Conan der Rächer

Conan-Saga 18 - Conan der Rächer

Titel: Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
Autoren: Robert E. Howard
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standen. Aber Arus war fest überzeugt, daß sie zu einer Entwicklung fähig waren – und die Ereignisse bewiesen es auch, obgleich auf andere Weise, als er es sich vorgestellt hatte.
    Arus hatte Glück, daß er einem Häuptling von überdurchschnittlicher Intelligenz begegnete – Gorm hieß er. Gorm kann genausowenig erklärt werden, wie Dschingis-Khan, Osman, Attila oder irgendein anderer ihresgleichen, der zwischen Barbaren ohne Schulung aufgewachsen ist und doch den Instinkt zur Eroberung und zum Aufbau eines Reiches hatte. In einem bossonischen Kauderwelsch machte der Priester dem Häuptling klar, was er vorhatte, und obgleich er sehr verwundert darüber war, gestattete ihm Gorm, bei seinem Stamm zu bleiben, ohne daß er um sein Leben zu fürchten brauchte – und das war beispiellos in der Geschichte der Pikten. Nachdem er ihre Sprache gelernt hatte, machte Arus sich daran, das abzuschaffen, was ihm an ihnen am wenigsten gefiel: Menschenopfer, Blutfehden und das Verbrennen von Gefangenen bei lebendigem Leib. Er hielt Gorm lange Predigten und fand in ihm zwar einen guten, aber gleichmütigen Zuhörer. Diese Szene läßt sich gut vorstellen: der schwarzhaarige Häuptling, der in Tigerfell gekleidet war, eine Kette aus Menschenzähnen um den Hals trug und auf dem Lehmboden seiner Flechthütte kauerte, lauschte dem sprachgewandten Priester, der seinerseits vermutlich auf einem fellüberzogenen Mahagoniklotz saß, den man extra für ihn angefertigt hatte. Der Priester trug sicher die Seidengewänder seines Standes und gestikulierte mit den schmalen weißen Händen, während er die ewigen Rechte und die Gerechtigkeit erläuterte, die zu den Gesetzen Mitras gehörten. Zweifellos deutete er voll Abscheu auf die Reihen von Schädeln an den Wänden der Hütte und bedrängte Gorm, seinen Feinden zu vergeben, statt ihre gebleichten Überreste einer solchen Verwendung zuzuführen. Arus war das erlesene Produkt einer von Grund auf feinsinnigen Rasse, die sich in Jahrhunderten der Zivilisation entwickelt hatte. In Gorms Blut dagegen pulste das Erbe von hunderttausend Jahren absoluter Wildheit: Sein Schritt war der lautlose des Tigers, seine Pranken mit den schwarzen Nägeln waren die des Gorillas, und das Feuer in seinen Augen brannte wie das in den Augen des Leoparden.
    Aber Arus war auch praktisch veranlagt. Er machte dem Wilden klar, was er alles gewinnen könnte. Er wies auf die Macht und die Pracht der hyborischen Königreiche hin, als Beispiel der Macht Mitras, dessen Lehre und Werke sie so hoch erhoben hatten. Er erzählte von den Städten und fruchtbaren Ebenen, von Marmormauern und eisernen Wagen, von edelsteinbesteckten Türmen und von Reitern, die in glänzenden Rüstungen in die Schlacht ritten. Und Gorm, mit dem sicheren Instinkt des Barbaren, ignorierte seine Worte von den Göttern und ihren Lehren und beschäftigte sich in Gedanken mit all dem anderen, das der Priester so anschaulich beschrieben hatte. Und dort, in dieser Flechthütte, in der der seidengewandete Priester auf seinem Mahagoniklotz saß und der dunkelhäutige Häuptling auf dem Lehmboden kauerte, wurde der Grundstein eines Weltreichs gelegt.
    Wie gesagt, Arus war praktisch veranlagt. Er lebte unter den Pikten und entdeckte vieles, was ein intelligenter Mann tun konnte, um der Menschheit zu helfen, auch wenn diese Menschheit Tigerfell trug und sich mit Halsketten aus Menschenzähnen schmückte. Wie alle Priester Mitras hatte er eine vielseitige Ausbildung genossen. Er stellte fest, daß es in den piktischen Bergen große Vorkommen von Eisenerz gab. Und so lehrte er die Wilden, es zu fördern, zu schmelzen und zu bearbeiten – um landwirtschaftliche Geräte herzustellen, wie er hoffte. Er führte auch weitere Reformen ein. Doch am meisten zählte, daß er in Gorm den Wunsch erweckte, die zivilisierten Länder zu sehen; daß er den Pikten die Bearbeitung von Eisen beibrachte und daß er die Verbindung zwischen ihnen und der zivilisierten Welt herstellte. Auf das Ersuchen des Häuptlings führte er ihn und einige seiner Krieger durch die Bossonischen Marschen – wo die Bürger bei ihrem Anblick glaubten, ihren Augen nicht trauen zu können – in die prunkvolle Welt der Zivilisation.
    Zweifellos glaubte Arus, daß sich die Pikten tatsächlich von ihm bekehren ließen, denn sie hörten auf ihn und nahmen davon Abstand, ihm mit ihren kupfernen Kriegsbeilen den Schädel einzuschlagen. Aber die Pikten dachten nicht wirklich daran, einen Glauben
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