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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx
Autoren: Andrea Camilleri
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gesamten Kommissariat übernommen worden?«
    »Entschuldige, Nicolò, aber ich habe es furchtbar eilig. Hast du von dem versuchten Mord an einem gewissen Lapis erfahren?«
    »Ja, ich habe die Nachricht schon vor einer halben Stunde gesendet.«
    »Weißt du, wer er war?«
    »War?«
    »Ja, ich komme vom Krankenhaus. Er hat nur noch wenige Stunden zu leben. Also, wer war er?«
    »Ein tüchtiger Mann. Vierzig Jahre alt, unverheiratet. Bis letztes Jahr hatte er einen Stoffladen. Dann sind seine Geschäfte den Bach runtergegangen, und er musste schließen. Das ist ein unerklärlicher Mord. Vielleicht eine schreckliche Verwechslung von Personen.«
    »Unerklärlich?«
    Zitos Augen funkelten, er saß erwartungsvoll auf seinem Stuhl.
    »Hast du etwa eine Erklärung dafür?«
    »Man könnte den Mord erklären.«
    »Und wie?«
    »Kennst du den Verein ›Der Gute Wille‹, den Monsignor Pisicchio gegründet hat?«
    »Nein … oder vielleicht doch … Ich habe darüber irgendetwas gehört. Er beschäftigt sich doch mit der Rückführung junger Frauen, die …«
    »Genau. Weißt du, dass Tommaso Lapis derjenige war, der diese jungen Frauen überredete, das Leben, das sie führten, aufzugeben und sich der Organisation von Monsignor Pisicchio anzuvertrauen?«
    »Das wusste ich nicht. Dann denkst du also, dass sich der eine oder andere Zuhälter…«
    »Warte. Weißt du, dass das Mädchen mit dem Schmetterlingstattoo, das von Morabito ermordet wurde, mit ziemlicher Sicherheit unter dem Schutz des »Guten Willens« stand?«
    »Ach du Scheiße!«
    »Ganz genau. Nicolò, du müsstest jetzt gleich damit anfangen, ein Riesentamtam um diese Zusammenhänge zu veranstalten. Verstehst du, der gesamte ›Gute Wille‹ ist ein einziges Fressen und Gefressenwerden. Einem wie dir genügt ein halber Tag, um zu begreifen, was da läuft. Aber du musst gleich anfangen, Lärm zu schlagen.«
    »Wieso?«
    »Das habe ich dir doch gesagt, ich bin sehr in Eile. Wie spät ist es eigentlich?«
    »Zehn nach zwölf.«
    Heilige Muttergottes, er hatte sich verspätet! »Darf ich bei dir mal telefonieren?«
    »Natürlich.«
    »›Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist.. .‹«
     
    Achtzehn
    Sie trafen Mimi Augello an der Tür des Kommissariats, wo er auf sie wartete. Er sah aus wie jemand, der die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. »Wie geht's dem Kleinen?«
    »Jetzt schon besser.«
    »Aber was hatte er denn?«
    »Nichts Besonderes, Beba hat nur aus 'ner Mücke 'nen Elefanten gemacht.«
    »Gehen wir in mein Büro«, sagte Commissario Montalbano. »Ach«, sagte Augello, »ich wollte euch noch sagen, das Krankenhaus hat gerade angerufen. Lapis ist gestorben.«
    »Also«, fing Montalbano an, sobald sie sich alle gesetzt hatten. »Wir müssen die Angelegenheit mit dem ›Guten Willen‹ noch mal angehen. Ich hatte euch gebeten, mir sämtliche Informationen über…«
    »… Guglielmo Piro, Michele Zicari, Anna Degregorio, Gerlando Cugno und Stefania Rizzo zu geben«, listete Fazio die Namen auswendig auf. »Auch Tommaso Lapis war dabei, aber den müssen wir ja von der Liste streichen … wegen höherer Gewalt.«
    »Allerdings können wir uns nicht länger mit Informationen aufhalten. Wir müssen zu den Fakten kommen. Ich will sie im Einzelnen durchgehen, hier und jetzt. Der Erste auf der Liste muss der teure Cavaliere Guglielmo Piro sein.«
    »Einen Augenblick mal«, sagte Mimi. »Müssten wir nicht dem Ermittlungsrichter Bescheid sagen?«
    »Müssten wir, machen wir aber nicht.«
    »Warum?«
    »Weil Tommaseo mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit einen Haufen Stolpersteine finden würde, die uns viel Zeit kosten könnten.«
    »Dann lassen wir es uns eben Zeit kosten. Wichtig ist doch nur, dass er die Ermittlung nicht stoppt.«
    »Mimi, erstens bin ich sehr in Eile. Und zweitens hätte ich eher die Befürchtung, dass Tommaseo von irgendeinem seiner Vorgesetzten gezwungen wird, uns aufzuhalten.«
    »Weshalb bist du denn so in Eile?«
    »Das ist verdammt noch mal meine Sache.«
    Mimi stand auf, machte eine Verbeugung und setzte sich wieder.
    »Angesichts einer derart erschöpfenden Erklärung deiner Gründe«, sagte er, »bleibt für mich kein Wunsch mehr offen. Du denkst also an eine Verbindung zwischen dem Mord an Lapis und dem an dem tätowierten Mädchen?«
    »Das scheint mir offensichtlich.«
    »Woraus ergibt sich diese Offensichtlichkeit?«
    »Aus der Tatsache, dass der Schuss, der Lapis umgebracht hat, haargenau die gleiche Bahn zurückgelegt hat wie der
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