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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: T. M. Goeglein
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Tickets vorzeigte, wir setzten uns in eine offene Gondel, und dann bewegte sich das große Rad der Sonne entgegen. Aber da lagen wir einander schon in den Armen, und ich weinte an Lous Schulter, während er sich an mich schmiegte und Geräusche von sich gab, die keine Worte, sondern nur Gefühlsäußerungen waren. Er hatte einen leicht metallischen Geruch an sich, wie nach alten Batterien, und als wir wieder auseinanderrückten und gegenüber voneinander Platz nahmen, sahen wir einander nur an, während uns das Rad immer weiter hinaufzog. Endlich sagte ich: »Du lebst«, und er nickte, und ich fragte: »Sie auch?«
    Lou schwieg kurz, dann sagte er: »Knapp.«
    »Lou … wohin seid ihr verschwunden?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wir wurden gekidnappt.«
    »Von wem? Von der Regierung?«
    »Wahrscheinlich nicht, aber genau kann ich es nicht sagen. Ich muss aber wieder zurück.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich gebe dich nicht wieder her.«
    »Ich habe keine Wahl. Im Augenblick wissen sie nicht, dass ich verschwunden bin. Aber wenn ich in einer Stunde nicht wieder dort bin, wo ich zu sein habe, dann werden sie Mom wahrscheinlich umbringen«, sagte er gedankenverloren, und während er aus der Gondel nach unten blickte, entdeckte ich tiefe, rote Brandmale an seinen Schläfen.
    »Lou«, flüsterte ich, beugte mich vor und untersuchte vorsichtig seinen Kopf.
    »Sie befestigen dort Drähte. Ich weiß, dass sie es auch bei Dad tun, oder zumindest getan haben, jeden Tag. Ich habe ihn schreien gehört, als sie den Computer anschalteten.« Er wandte sich mir zu, und mit ruhiger, ausdrucksloser Stimme sagte er: »Sie wollen etwas.«
    »Das Notizbuch. Weißt du davon, Lou?«
    Er nickte. »Unsere Familie, das Syndikat, das Notizbuch. Es ist sehr wertvoll, weißt du. Es gibt etwas unglaublich Machtvolles in diesen Seiten, jedenfalls hat man mir das so gesagt …«
    »Sie können es haben«, sagte ich. »Ich gebe es ihnen heute, sofort, wenn sie euch dann alle freilassen.«
    Er sah wieder nach draußen. »Das wollen sie nicht.«
    Das verblüffte mich völlig. Das Notizbuch war eine tödliche Last, aber gleichzeitig auch meine stärkste Waffe – mein einziger Hebel in einer verdrehten Welt, in der jedes Leben seinen Preis hatte – und nun sollte es wertlos sein. »Was wollen sie dann?«, fragte ich perplex.
    Lou berührte sanft meine Stirn. »Das, was du hast. Was Dad auch hat.«
    » Ghiaccio furioso «, sagte ich langsam. »Was du nicht hast.«
    »Das wissen sie noch nicht. Deswegen bin ich immer wieder hierhergekommen und habe einen Monat lang jeden Sonntag auf dich gewartet. Schließlich wurde es zu gefährlich. Heute war mein letzter Versuch.«
    »Ich verstehe das nicht.«
    »Ich auch nicht, jedenfalls nicht so richtig. Ich glaube, sie vermuten, dass das ghiaccio furioso nicht nur Menschen kontrollieren, sondern auch noch andere Dinge bewirken kann. Ich habe den Computerbildschirm gesehen, als sie mich verkabelt haben … es sah wie etwas Medizinisches aus, wie das Diagramm eines Gehirns oder so. Ich weiß nicht, was sie von Dad erfahren haben mögen, aber von mir jedenfalls nichts, und schon bald werden sie begreifen, dass ich ihnen auch nichts verraten kann. Und dann werden sie hinter dir her sein.« Mein Bruder sah mich reglos an und sagte: »Lauf weg, Sara Jane. Verschwinde aus Chicago. Geh fort und sieh dich nicht um.«
    »Niemals.«
    »Sie wissen natürlich, dass es dich gibt, aber es ist ihnen bisher noch nicht der Gedanke gekommen, dass ein Mädchen das ghiaccio furioso geerbt haben könnte«, sagte er und sah abwesend zum Boden tief unter uns. »Aber sie werden das sicher schon bald herausfinden, und dann musst du verschwunden sein.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe immer noch das Notizbuch. Was auch immer da drin enthalten ist, ich werde es finden und benutzen. Ich schwöre bei Gott, Lou, ich werde nicht ruhen, bis ihr frei seid.«
    »Das ist nicht … möglich«, sagte er, und seine Augen weiteten sich.
    »Doch. Es ist möglich«, sagte ich. »Du musst mir vertrauen.«
    Lou deutete hinter mich und erschauerte. »Da unten. Sag mir, dass das nicht real ist.«
    Ein Riesenrad gleicht in vieler Hinsicht einem Wagenrad, insofern, dass die Nabe in der Mitte von vielen Speichen an Ort und Stelle gehalten wird, und ich wandte den Blick nach unten und sah den armen Kevin, der sich unterhalb unserer Gondel nach oben zog. Er kletterte schnell, wie ein völlig irrsinniger Spiderman, und obwohl sein Gesicht unter der Maske
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