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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: T. M. Goeglein
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zufrieden war, dann habe ich dich alles gleich noch mal wischen lassen!«
    Der arme Kevin hörte auf herumzutanzen. Tatsächlich erlebte ich jetzt zum ersten Mal, dass er wirklich stillstand. »Tja, weißt du … du bist eben fett«, sagte er.
    »Was macht er da?«, raunte Lou. »Er reizt ihn ja nur noch mehr.«
    »Onkel Buddy«, zischte ich, aber er ignorierte mich und bewegte sich vorsichtig zur Gondeltür.
    »Du hast selbst den Teig beschissen ausgerollt, weißt du das?«, fuhr Onkel Buddy fort. »Alles, was man dir aufgetragen hat, hast du regelmäßig versaut, und jedes Mal musste ich wieder von vorn anfangen und dafür sorgen, dass es ordentlich gemacht wird.«
    »Nicht … nicht jedes Mal«, sagte der arme Kevin.
    »Du bist wirklich der schlechteste Bäcker, der mir je begegnet ist … sogar noch schlechter als dein Alter! Alle paisani im Viertel wussten das, und hinter deinem Rücken haben alle über dich gelacht!«
    »Nicht … nicht alle«, sagte der arme Kevin, und jetzt bewegte er sich wieder, sein großer Körper zuckte unruhig unter dem karierten Anzug.
    »Hey, ihr zwei, wisst ihr, was das Einzige ist, das dieser Kerl mal richtig ausgebacken hat?« Onkel Buddy deutete auf ihn und schnaubte. »Sein Gesicht!«
    Der arme Kevin richtete sich auf, die Skimaske pendelte ruckartig auf seinem Hals hin und her wie bei einem Wackeldackel, er kreischte laut und griff an. Mein Onkel duckte sich, ließ sich im letzten Augenblick zu Boden fallen und packte Kevins Knöchel. Der Verrückte krachte gegen die Tür der Gondel, die sofort aufschwang. Halb war er drin, halb war er draußen, er ruderte mit den Armen und kreischte, und ich konnte nicht anders. Es war reiner Instinkt. Ich packte ihn an seinem schmuddeligen Anzug und zog ihn wieder hinein.
    »Sara Jane, nein«, sagte Onkel Buddy langsam. »Du hättest das nicht …« Aber er konnte den Satz nicht vollenden, weil ihn der arme Kevin ins Gesicht trat. Onkel Buddy rollte zur Seite, spuckte Blut, als der Verrückte versuchte, auf seinen Kopf zu treten, aber jetzt löste Lou sich von der Wand und brachte ihn mit einem Stoß aus dem Gleichgewicht. Der arme Kevin schlug meinem kleinen Bruder mit dem Handrücken durchs Gesicht, und er flog wie ein blutender Kreisel in meine Arme. Ich setzte ihn sanft auf die Bank und drehte mich wieder zu meinem Onkel um, der sein größtes Talent als Boxer ausspielte, indem er einen Schlag nach dem anderen vom armen Kevin hinnahm, die einen weniger standhaften Mann längst umgehauen hätten.
    »Hey!«, schrie ich. Der arme Kevin reckte den Hals, und ich brach die wichtigste Regel, die es beim Boxen gab, und schlug ihm mit aller Macht in den Bauch.
    Der Hals des Verrückten ruckte zurück, und Onkel Buddy versetzte ihm eine rechte Gerade.
    Als der Kopf des armen Kevin wieder in mein Blickfeld schlingerte, ließ ich einen so harten linken Haken gegen sein Kinn krachen, dass es ihm die Skimaske vom Gesicht riss. In diesem langen Augenblick starrte ich auf das flammend rote, spiegelverkehrte R, das in die verquollene Fleischmasse gebrannt war, die einst sein Gesicht gewesen war. Er drehte eine langsame Pirouette und zeigte dabei Narben am Hals, die wie alter Schinken aussahen, Löcher in der Haut, wo seine Ohren hätten sein sollen, und zwei lidlose Augen so schwarz wie kochender Teer, dann brach er zusammen. Ich sah die schreckliche Entstellung, die ihn in den Wahnsinn getrieben hatte, und für den Bruchteil einer Sekunde fühlte ich mehr als ein wenig Mitleid für den armen Kevin.
    Mein Onkel lehnte sich zurück, als sei alles vorbei, aber ich hatte mit dem maskierten Freak schon ähnliche Situationen erlebt. Unsere Gondel hatte fast den höchsten Punkt des Rades erreicht, und ich wollte gerade einen warnenden Ruf ausstoßen, als der arme Kevin aufsprang, Onkel Buddy in den Schwitzkasten nahm, die Tür aufklinkte und ihn hinausstieß. Onkel Buddy bekam den Rand der Gondel zu fassen und packte mit beiden Händen zu, während seine Füße ins Nichts zuckten. Der arme Kevin beugte sich auf Knien vor, sah zu ihm hinunter und kreischte: »Auch wer schwerfällig ist, fällt ganz leicht! Gute Reise!«
    »Sara … Jane …«, keuchte Onkel Buddy.
    »Und vergiss nicht, dich noch einmal umzudrehen, denn diese zwei hier werden sofort hinter dir hersegeln!«
    »Sara Jane«, sagte Onkel Buddy, »jetzt!«
    Ich würde das Versprechen brechen, das ich Willy gegeben hatte.
    Es würde ein Fleck auf meiner Seele bleiben, aber plötzlich machte mir das
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