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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff
Autoren: Paul Preuss
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Blondhaar umwehte sie elegant beim Schwimmen, ganz so, als führte jede Strähne ihr Eigenleben. Sie war im Wasser mehr zu Hause, als jeder anderer ihrer Art es hätte sein können. Die Einschnitte unter ihrem Schlüsselbein klafften auf, um das Wasser einströmen zu lassen, und die blütenblattähnlichen Kiemen zwischen ihren Rippen flatterten, während das Wasser hindurchströmte. Ihre nackten Glieder bewegten sich wellenförmig beim Schwimmen.
    Anfangs war sie die einzige, die das Verstreichen der Tage bewußt erlebte – und zwar in der Gegenwart. Zuerst war sie allein, frei (und dazu verdammt), das weite Wasserreich des fremden Schiffes für sich zu erforschen. Gelegentlich, in nicht vorhersehbaren Augenblicken, zu Zeiten, die keinerlei Rhythmus unterworfen schienen, befand sie sich plötzlich in der Gesellschaft des einzigen anderen denkenden Wesens, das diese endlos weite Wasserwelt bewohnte – genau wie am ersten Tag.
     
    »Sie unterhielten sich an diesem ersten Tag, und Ellen Troy – deine Tochter, Linda – berichtete mir viel später von ihrer Unterhaltung«, erklärt Forster. »Auf diese Weise erfuhr ich ihren geheimen Namen …«
     
    Aus der Ferne betrachtet hätte das gewaltige Tier, das vor ihr schwamm, ein riesiger Tintenfisch aus den Ozeanen der Erde sein können. Bei näherem Hinsehen jedoch entdeckte man zahlreiche Unterschiede. Die Ähnlichkeit war nicht ganz zufällig, denn Organismen, die sich an eine hohe Unterwassergeschwindigkeit anpassen, neigen unabhängig von ihrer Entwicklungsgeschichte dazu, die gleiche torpedoartige Gestalt anzunehmen. Sie folgte dem silbrig-grauen, mit zahlreichen Tentakeln bewehrten Geschöpf so schnell sie konnte, indem sie die Spur des fremden Wesens anhand seines Geruches aufnahm. Dazu ließ sie das Wasser durch ihre Mund- und Nasenöffnung fließen, wobei sie seine reichhaltige und komplexe chemische Zusammensetzung analysierte, die sie ganz nach Belieben in ihr Bewußtsein rufen konnte.
    Viele Jahre leiteten meine Eltern ein Projekt, das später unter dem Namen SPARTA bekannt wurde. Es handelte sich um ein besonderes Trainings- und Ausbildungsprogramm für Hochbegabte. Später versuchte der Freie Geist, mein Erinnerungsvermögen zu zerstören. Eine Zeitlang vergaß ich meinen Namen, erinnerte mich aber an irgend etwas aus jenen Jahren, als ich heranwuchs. Daher nannte ich mich Sparta.
    Das fremde Wesen paßte sich ihrer Geschwindigkeit im Wasser an. Welche Ziele haben diese … deine Eltern verfolgt? Die Frage des Geschöpfs strömte wie ein Schwall tönender Bläschen hinter ihm heraus, während es sich leicht, fast ohne seine Schwimmflossen zu bewegen, durch die mit Lebewesen überwachsenen Korridore bewegte. Das Wasser, das sie durchschwammen, während Sparta in seinem Kielwasser folgte, wimmelte von schillerndem, vielfarbigem Leben.
    Was immer Thowintha tat – sein Name, dessen Klang aus brodelnden Zischgeräuschen und hallendem Pochen bestand, ist mit ›Thowintha‹ nur verfälscht und annähernd wiedergegeben – bereitete dem Wesen offensichtlich keinerlei Mühe. Sparta, wie sie sich selbst nannte, hatte bislang keinerlei Anzeichen für die Reproduktionssysteme entdeckt, noch wußte sie, wo sich diese befinden oder das Wesen sich darin zurechtfinden konnte; daher betrachtete sie Thowintha weder als männlich noch als weiblich. Im Augenblick hatte das fremde Wesen offenbar keine wichtigeren Aufgaben zu erledigen als die, mit denen er/sie und Sparta sich jetzt beschäftigten, nämlich dem Austausch von Geschichten.
    Sparta blies Bläschen und spie Schnalzgeräusche. In unserer Kultur existiert ein Vorurteil, demzufolge Individuen nach einer einzigen Intelligenzmessung einander zugeordnet werden. Meine Eltern wollten dieses Vorurteil widerlegen.
    Ein solcher Gedanke ist für uns nicht nachvollziehbar.
    Es gibt viel, was ihr an uns nicht versteht. Insgeheim mußte sie bei diesem Gedanken lächeln. Wir haben Schwierigkeiten, uns selbst zu verstehen.
    Sie unterhielten sich in der Sprache, die die Menschen (hauptsächlich ich selbst) aus einigen uralten Funden rekonstruiert hatten, und die ich als Sprache der Kultur X bezeichnet hatte. Zugegeben, meine Rekonstruktion war alles andere als perfekt. Doch Sparta lernte Thowinthas Sprache schnell und war bei ihren Versuchen, die entsprechenden Laute wiederzugeben, nur durch ihren Körper eingeschränkt: der Körper des fremden Wesens war viermal so groß wie ihrer, daher wirkten Spartas Schnalz- und
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