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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff
Autoren: Paul Preuss
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hier jedoch war von ihm nichts als Mäkelei zu hören: hatte der kleine Tony sich auf seine Mathearbeit vorbereitet? Würde er den Schwimmtest bestehen, vor dem er so große Angst hatte? Und was hatte Tony sich dabei gedacht, seinem jüngeren Bruder solche Flausen in den Kopf zu setzen, daß der Junge sich entschieden hatte, einen anderen Kurs zu belegen? Wieso eigentlich war Tony immer so … seltsam … so unzulänglich …?
    Angus McNeil verschwendete nur wenig von seiner Traumzeit auf seine Kindheit, seine von Feuchtigkeit und Brauntönen geprägte Kindheit in Schottland. Er lebte in glühenden Phantasien über Reisen zwischen den Planeten. Im Wachzustand lebte McNeil zurückgezogen, wie die meisten Männer und Frauen, die den größten Teil ihres Lebens an Bord der Arbeitsschiffe des Sonnensystems verbrachten. Nur wenige Berufsraumfahrer haben eine Familie im üblichen Sinn. Die anderen richten sich in einem ständiger Veränderung unterworfenen Geflecht aus Freunden, die man selten traf, und gelegentlichen Liebhabern ein. McNeil war der Not gehorchend ein Asket, dem man zwar ein üppiges Gehalt zahlte, für das er im All jedoch keinerlei Verwendung hatte. Er lebte seine beträchtlichen Gelüste zwischen den Reisen aus. Er verschlang Bücher, alte wie neue. Er war hungrig nach Wissen, egal auf welchem Gebiet, egal aus welcher Quelle. In seinen Träumen jedoch hatte er mit Büchern wenig im Sinn. In seinen Träumen dröhnten Tom-Toms, erklangen alte Blasinstrumente, betörend schöne Frauen wirbelten umher, und überall floß süßer Wein in Strömen …
    Marianne Mitchell hatte während ihrer unsteten Collegekarriere viel gelesen, seit ihrer Kindheit aber nie etwas aus dem Bereich der Fantasyliteratur. Ihre wildesten Alpträume vor diesem Erlebnis erreichten bei weitem nicht die Wirklichkeit unserer Situation. Jetzt träumte sie verzweifelt von der Normalität. Sie war wieder in einem Klassenzimmer auf dem College, oder sie befand sich in ihrem Zimmer im Wohntrakt, oder in der Wohnung ihrer Mutter in Manhattan, oder sie durchwanderte die Gänge des Metropolitan Museum – in dem in ihren Träumen seltsamerweise nur Darstellungen außerirdischer Lebensformen ausgestellt waren –, oder sie hockte auf der Reling eines dicht unter dem Wind segelnden Zweimasters und ließ ihr langes, dichtes Haar in der Brise des Long Island Sound wehen. In diesen Räumen der Erinnerung wimmelte es von jungen Männern. Mit Verärgerung sah sie Bill Hawkins mit seinem ernsthaften, angenehmen, englischen Äußeren inmitten der anonymen Verehrer, die ihr überall nachstellten, wohin sie auch ging. Wann immer sie sich von Bill abwandte, trat ihr jedoch ein anderes Gesicht entgegen, und Nemos lüsternes Grinsen ließ sie innerlich aufschreien …
    Auf Amalthea hatte der junge Bill Hawkins von eichengetäfelten, wächsernen glänzenden Vorlesungssälen, von triumphalen Erfolgen als Gelehrter geträumt. Dann nahmen ihn die echten Abenteuer unserer ersten Erforschungen des fremden Raumschiffs gefangen. Jetzt träumte er von der dunkelhaarigen, grünäugigen Marianne, träumte in endlosen Variationen seiner eigenen, jungen Vergangenheit davon, um sie zu werben, sie zu gewinnen und wieder zu verlieren. Bill hatte gelernt, daß nichts so sehr die verlangende, aber unentschiedene Sehnsucht eines Mannes bindet wie die Erkenntnis, daß die Frau, die er einmal beinahe schon erobert zu haben glaubte, die Geduld verliert und beschließt, ohne ihn zu leben …
    Wer kann sagen, er wisse, was Nemo träumte? Sicher war dieser Mann, den wir vor kurzem noch als Randolph Mays kannten, mehr an die Natur dieses frei fließenden Bewußtseins gewöhnt, das uns alle gefangen hielt, als wir wußten. Ich glaube, seine ›Träume‹ hätten uns überrascht, da sie in bestimmten Erinnerungen verankert waren und auf zukünftige Alternativen verwiesen, die allesamt unangenehm (wenn auch noch unentschieden) waren.
    Wir wissen allerdings, daß Nemo mehr als einmal in der ewigen Nacht, die ihn aufzulösen drohte, den Blick nach oben richtete und seine blassen, perlenharten Augen unversöhnlich auf unseren schwebenden Körpern ruhten …
    Wir wissen es, weil uns jeden Tag ein anderes menschliches Wesen aufsuchte, auch wenn wir nichts davon bemerkten. Troy schwamm ungehindert und bei vollem Bewußtsein durch das schillernde Halbdunkel zwischen den schwankenden Körpern der Ertrunkenen. Ihr schlanker Leib war durchtrainiert und gelenkig wie der einer Tänzerin. Ihr kurzes
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