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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Autoren: Paul Preuss
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Lagers in Maryland. Das Klopfen überraschte sie, weil der graue Mann und die graue Frau nie anklopften. Sie kamen einfach herein, wann immer es ihnen beliebte, es scherte sie nicht, was sie gerade trug oder tat. Sie gaben sich alle Mühe, ihr klarzumachen, daß sie kein Privatleben hatte. Sie wußte, was Gehirnwäsche bedeutete, und sie wußte, daß dies ein Teil dessen war, was sie mit ihr anstellten oder versuchten, seit man sie ihren Eltern weggenommen hatte.
    Aber jetzt klopfte es. »Linda.« Es war die Stimme ihres Vaters, sie spürte seine Wärme durch die Tür. »Daddy!« Sie sprang auf, riß am Türgriff – gewöhnlich war sie verschlossen – und öffnete die Tür. Er stand vor ihr im schmalen Gang, klein und müde, sein brauner Tweedanzug war so zerknittert, als hätte er ihn seit Tagen nicht ausgezogen, sein schwarzes Haar hatte mehr graue Strähnen als in ihrer Erinnerung.
    Er bewegte sich nicht, blickte sie nur an. »Linda, Gott sei Dank bist du gesund«, flüsterte er.
    Er drückte sie schweigend einen Augenblick fest an sich, bevor er flüsterte: »Wir müssen sofort gehen, mein Liebling.«
    »Kann ich meine …?«
    »Nein. Laß alles hier und komm mit.«
    Sie lehnte sich in seinen Armen zurück und sah ihn mit tränenverschmiertem Gesicht an. Seine Berührung und sein Geruch verrieten ihr, daß er Angst hatte. Sie nickte schweigend und löste sich von ihm, hielt aber noch seine Hand.
    Er führte sie durch das dunkle Haus. Sie sah die Männer im Schatten – an der Eingangstür, in der großen Küche, neben den Glastüren zum Garten – sie standen breitbeinig da mit hochgehaltenen Pistolen. Als ihr Vater sie durch das Wohnzimmer und zu den offenen Glastüren zerrte, gab er ihnen ein Zeichen, und sie schlossen sich ihnen an, um unter nervösen Blicken ihren Rückzug zu decken.
    Auf dem Rasen hockte ein gedrungener, schwarzer Snark, seine Doppelrotoren drehten sich leise pfeifend, die Doppelturbinen flüsterten durch den schallgedämpften Auspuff.
    In der Glastür zögerte ihr Vater kurz, dann verließ er die Deckung des Hauses, rannte auf den Helikopter zu und riß Linda hinter sich her. Die Männer folgten und schwärmten aus, um die Flanken zu sichern.
    Mit ihrer unglaublichen Sehstärke konnte Linda auch nachts sehen, sie sah das aschfahle Gesicht ihrer Mutter, die in der geöffneten Seitentür des Hubschraubers wartete. Sie öffnete den Mund. Irgend etwas stimmte nicht …
    Lindas Mutter wurde von einer Hand zur Seite gerissen. Ein Mann trat in die Hubschraubertür. Linda hörte das dumpfe Geräusch aus dem Pistolenlauf, das gleichzeitige Kreischen des Sperrfeuers von oben und hinten und sah die feurigen Spuren der Leuchtraketen über ihren Köpfen.
    Sie und ihr Vater hatten den halben Weg vom Haus hinter sich. Der Mann in der Hubschraubertür zielte nicht auf Linda oder ihren Vater, sondern auf die Männer, die sie beschützten. Auf dem Dach des Hauses befand sich wenigstens ein Angreifer, und mindestens ein weiterer in den Bäumen. Überrascht und im Kreuzfeuer gefangen, sackten die Wächter getroffen zusammen.
    Mit einem Ruck hatte Lindas Vater sie der Länge nach auf den Rasen gerissen, hatte sich fallengelassen und rollte hinter ihr her.
    Aber sie war wieder auf den Beinen, bevor er sie erreicht hatte – zu dieser Zeit wußte sie noch nicht, daß sie den dichten Gewebeknoten in ihrem Vorderhirn hatte, ihr neues Wesen jedoch, das diesen lebhaften Traum verfolgte, wußte Bescheid; dieses Bißchen verknoteten Gehirns, das man beigesteuert hatte für die Berechnungen und Ableitungen; ihr rechtes Auge zoomte auf den Mann im Helikopter und sah sein mit Bedacht ausgewähltes Ziel, dann berechnete sie die Flugbahn der Geschosse aus seiner Automatikwaffe, stellte fest, daß er es sorgfältig vermied, sie zu treffen, obwohl er sich dadurch selbst in Gefahr brachte – und sie überquerte die letzten Meter des Rasens bis unter die pfeifenden Rotorblätter in einem blitzartigen Sprint. Im Innern des Hubschraubers schrie ihre Mutter, aber die Worte entwichen so langsam, daß Linda sie nicht hörte. Wie in Zeitlupe ließ der Bewaffnete von seinem Tun ab. Er war komischerweise schockiert, als er Linda auf sich zurasen sah.
    Sein Zögern kostete ihn das Leben. Sie erwischte ihn an den Knien und schlug seine Waffe mit einem Schlag zur Seite, der ihm das Handgelenk zerschmetterte. Als er mit einer vergeblichen Drehung versuchte, ihr auszuweichen, geriet sein Kopf genau in die Flugbahn einer Kugel von einem
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