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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Autoren: Paul Preuss
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enträtselbaren Codes …
    Die Frau träumte wieder den Traum vom Strudel, der sie schon so oft überkommen hatte, wenn sie ihn auch noch nie in dieser Form geträumt hatte. Schwarze Schwingen schlugen unablässig über ihrem Kopf, sie drehten sich wie die Speichen eines Rades, stürzten sich auf sie und drohten gleichzeitig, sie in das Zentrum ihrer Bewegung zu saugen.
    Aus der Finsternis dieses drehenden Zentrums starrten sie Augen an, griffen Hände nach ihr, riefen Münder: »Linda, Linda …!«
    Sie holte aus und schlug um sich, steckte aber in einer lähmenden, unsichtbaren Flüssigkeit, einer Art himmlischen Schlamms, der ihre stärksten Bemühungen entkräftete, ihre schnellsten Bewegungen verlangsamte.
    »Linda!«
    Sie wußte, sie würde den Kampf verlieren, untergehen – und sie schrie.
    Das Geräusch ihres Schreis weckte sie auf.
    Sie lag nackt in schwüler Dunkelheit und hatte sich in ihrem Laken verheddert. Ein Mann drückte sich an sie, preßte ihre Arme auf das Bett, zerdrückte sie fast, weil er, selbst nackt, quer über ihr lag. Sie krümmte und wand sich und schrie erneut.
    »Linda, wach auf. Wach bitte auf.« Seine Worte prasselten auf sie ein. »Es ist ein Traum. Es ist bloß ein Traum.«
    Plötzlich sackte sie zusammen und wurde still. Sie kannte ihn. Und einen Augenblick später dämmerte ihr vage, wo sie war, auf dem immer noch beschleunigenden Raumschiff.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte er.
    »Ja«, flüsterte sie mit belegter Stimme.
    Er ließ ihre Handgelenke los, richtete sich auf, rückte zur Seite und hockte sich neben sie auf das Bett. »Weißt du noch, was du …«
    »Nenn mich nicht Linda.« Ihre Stimme klang hohl, ohne Kraft und Gefühl.
    »Tut mir leid. Ich habe geschlafen. Du hast angefangen, um dich zu schlagen …«
    »Linda ist tot.«
    Aus seinem Schweigen, seiner Weigerung, ihr zu antworten, las sie Widerspruch: nein, Linda ist nicht tot –
    – aber sie war verschollen, und bis man sie wiedergefunden hatte, hielt man sie besser für tot.
    Die Frau sah dem Mann in der Dunkelheit ins Gesicht, sie sah ihn besser, als er sie. Für ihn war sie in dieser Schwärze eine spontane Gedächtnisrekonstruktion, eine vertraute Gestalt, ein warmer Geruch, eine sanfte Empfindung unter seinen Händen. Für sie jedoch genügte der rotglühende Lichtpunkt neben der Komverbindung an der Kabinenwand, um seine geschmeidige Haut mit einem schwachen rötlichen Schimmer zu überziehen. Sie sah seine Augen in der Nacht schimmern. Sein Geruch war der von würzigem Brot, satt, tröstlich und –
    – aufregend. Als die Erregung unfreiwillig in ihren Körper zurückkehrte, fiel ihr plötzlich wieder die ganze Nacht ein.
    Sie hatten die Erde vor zwei Tagen auf diesem schnellen Schiff verlassen und waren auf dem Weg zum Mars. Anfangs hatten sie so getan, als seien sie nur gute Freunde, aber als sie das Schiff und seine Mannschaft näher kennengelernt hatten, verloren sie die Scheu, sich ganz natürlich zu verhalten und sich Zeit zum Alleinsein zu nehmen – auch wenn sie länger brauchte als er, ihre angeborene Schüchternheit abzulegen. Nach dem Abendessen im Wachraum und nachdem die Schiffsuhr die Korridorlichter gedämpft hatte, waren sie zusammen in ihrer engen Kabine verschwunden. Die Mannschaft tat so, als hätte sie nichts gesehen.
    Sie hatten angefangen, die Fäden ihrer erneuten Freundschaft dort wieder aufzunehmen, wo sie sie eine Woche zuvor gezwungenermaßen fallengelassen hatten. Hier waren sie allein, niemand drängte sie, sie waren für niemanden zu sprechen und hatten keine Verpflichtungen. Selbst die hektischen Ereignisse, die sie bald erwarteten, waren noch zwei Wochen aufgeschoben bis zu dem Tag, an dem das Schiff sein Ziel erreichen sollte.
    Sie glaubte, sie könnte ihn lieben. Er behauptete bereits, sie zu lieben. Sie mochte seine Art, ihr Zuneigung zu zeigen: sensibel und voller Verständnis, das sogar über seine Kenntnis intimster Fakten hinausreichte – schließlich kannten sie sich seit ihrer Kindheit. Er war intelligent und voller Mitgefühl. Gleichzeitig war sein Verlangen nach Liebe voller Nachdruck.
    Anfangs schien es, als würde ihr Liebesleben so leicht und natürlich sein, als hätten sie nie aufgehört zusammenzusein, als hätten sie immer zusammengelebt. Ein paar Minuten, nachdem sie die Kabinentür hinter sich geschlossen hatten, waren alle ihre Kleider auf dem Boden gelandet, und seine auf ihren, und sie hatten sich mit ihren schlanken, kräftigen Körpern auf ihrer
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