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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa
Autoren: Jude Deveraux
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so gut verstecken, daß niemand dich finden wird. «
    Mit einem schroffen Nicken sah sie ihn an und wartete, daß ; er mit der Rede fortfuhr. Während er ihr seinen Plan erörterte, \ weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen und Angst, der jedoch auch ein Gefühl von Abenteuerlust beigemischt war.
    Der Diener hatte einen Bruder, der dem König als Soldat gedient, jedoch das Pech hatte, alle Gefechte lebend zu überstehen, bis das Alter ihn wehruntüchtig machte und er mittellos auf der Straße stand. Zwei Jahre war er allein umhergewandert,! war fast Hungers gestorben, bis er zufällig einen Mann aus der
    Bande der geächteten, arbeitslosen und gescheiterten Existenzen traf, die in dem riesigen Waldgebiet unmittelbar im Norden der Stadt Moreton ihr Leben fristeten.
    Ein paar Sekunden lang saß Clarissa schweigend da. »Du schlägst mir vor, ich soll mich dieser Bande anschließen? « fragte sie ungläubig. »Als… Rechtlose? «
    Der Diener verstand ihre Empörung. Der Priester war voll des Lobes gewesen über die guten Eigenschaften des Mädchens. »Ja und nein«, erwiderte er. »Ein junges Mädchen wie du würde nicht sicher sein bei dieser Bande. Obwohl sie jetzt einen Anführer haben und bis zu einem gewissen Grade christliche Nächstenliebe und auch Disziplin zwischen den Mitgliedern herrschen, würde so ein kleines Ding wie du sich dort nicht lange behaupten können. «
    Trotzdem fand Clarissa seine Worte ermutigend und lächelte ein wenig.
    »Außerdem«, fuhr er fort, »würde kein Bandit zögern, dich der Belohnung wegen dem Grafen auszuliefern. «
    »Ich kann singen. Vielleicht nähme mich jemand in seine Dienste… «
    Er hob die Hand und schnitt ihr das Wort ab. »Nur Edelleute können sich ihre eigenen Musikanten leisten oder vielleicht noch ein reicher Kaufmann. Doch als Mädchen ohne Anhang, ohne Schutz… «
    Niedergeschlagen ließ Clarissa wieder die Schultern hängen. Gab es irgendwo Sicherheit für sie?
    Als der Diener merkte, daß sie einzusehen begann, wie schwierig es war, sie vor der Welt zu verstecken, fuhr er rasch mit der Erörterung seines Planes fort. »Wenn du zu einem Jungen wirst, könntest du bei den Geächteten Unterschlupf finden. Mit kurzen Haaren, Hosen und vielleicht einer Schärpe um die Brust würde man dich als Junge gelten lassen. Der Priester sagt, du könntest nach Belieben deine Stimme verändern, und wenn ich dich so betrachte, würde man dir in Männerkleidung das Mädchen nicht ansehen. «
    Clarissa war sich nicht sicher, ob sie über seine letzte Bemerkung lachen oder weinen sollte. Es stimmte, daß sie nicht dem klassischen Schönheitsideal mit vollen Lippen und großen blauen Augen entsprach. Trotzdem wäre es ihr lieber gewesen, wenn der Mann gesagt hätte…
    »Gemach«, sagte der Diener mit einem leisen Lachen, »du hast keinen Grund, mich so böse anzufunkeln. Ich bin sicher, wenn du in die Jahre kommst, wirst du so rundlich und fast so hübsch sein wie eine Lady. «
    »Ich bin zwanzig«, sagte sie mit schmalen Augen.
    Der Diener räusperte sich verlegen. »Dann solltest du nun Gott für dein Aussehen danken. Und jetzt komm, denn es wird bereits dunkel. Ich habe dir ein paar Knabenkleider mitgebracht, und wenn du dich in einen Jungen verwandelt hast, werden wir reisen. Ich möchte zurück sein, ehe ich vermißt werde. Der Graf möchte stets wissen, wo seine Leute stecken. «
    Der Gedanke, daß sie ihn in Gefahr bringen konnte, trieb sie zum raschen Handeln an. Sie nahm ihm die zusammengefalteten Kleider ab, und bei der Berührung des Tuchs zögerte sie einen Moment, ehe sie unter die Bäume flüchtete, um sich dort umzuziehen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sie sich ihres Kleides entledigt hatte; doch mit der Garderobe eines Jungen war sie nicht vertraut. Eine dichtgewebte Hose aus Baumwolle bedeckte ihre Beine bis zu den Hüften hinauf, und sie zog den Hosenbund um die Taille stramm. Als nächstes kam ein Tuch, und sie versuchte, nicht enttäuscht aufzuseufzen, als sie bemerkte, wie locker sie den Knoten schürzen mußte, damit ihre Brüste flach wurden. Darüber zog sie ein feines und weiches Baumwollhemd, streifte dann ein schweres Wollhemd mit weiten Ärmeln darüber und vervollständigte ihre Oberkleidung mit einem Wams aus fester, dichtgewebter Wolle. Das Wams reichte bis zum unteren Rand ihres Gesäßes und war hübsch mit goldenen Schnörkelmustern bestickt. Noch nie hatte sie so eine reiche Kleidung auf ihrer Haut getragen, und sie merkte, daß die
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