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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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schneller herangetrieben, als sie angenommen hatte, und aus dem leichten Schneetreiben war ein dichter Flockenwirbel geworden, der sie kaum noch etwas erkennen ließ.
    Wie schäumende Wellen eines stürmischen Meeres trieb der Schnee über die vereiste Hügellandschaft. Der Wind raste eiskalt von allen Seiten heran, wirbelte Schnee auf und vermischte ihn mit scharfen Eiskristallen, die wie gläserne Scherben über die ­Hügel trieben und blutige Spuren hinterließen, wenn sie die Hunde trafen. Clarissa hatte die Kapuze über die Pelzmütze und den Schal bis über die Nase gezogen, sodass nur noch ihre Augen dem böigen Wind ausgesetzt waren. Und auch die kniff sie so fest zusammen, dass ihr der Schnee und die Eissplitter kaum etwas an­haben konnten.
    Sie stand mit einem Bein auf den Kufen, stieß sich mit dem anderen vom Boden ab, um es den Hunden etwas leichter zu machen und besser die Balance halten zu können. Die Haltestange hielt sie fest umklammert, auch dann, als der Wind eine wahre Schneelawine gegen ihren Köper trieb. Der Wind zerrte an ihren Kleidern, ließ ihren Anorak flattern und versuchte sie mit aller Macht vom Schlitten zu drängen, als würde er von den bösen Geistern angetrieben, die mit Thomas Whittler und seinen Handlangern im Bunde waren.
    Längst hatte sie die Orientierung verloren. Um sie herum war nur Schnee, der Sturm tobte unaufhörlich. Es war nicht der erste Blizzard, den sie erlebte, nur hatte sie meist eine Deckung gefunden, eine Hütte, ein paar Felsen oder Bäume, die ihr Schutz boten oder wenigstens eine Senke, in der sie wenigstens einigermaßen geschützt war. Hier war sie genauso hilflos wie ihr Vater auf hoher See, wenn ein Sturm das Meer aufgewühlt hatte, und er darauf angewiesen war, dass sein Boot stabil genug war und den Wellen standhielt, bis sich die Naturgewalten irgendwann wieder beruhigten. Auf seiner letzten Fahrt hatte der Sturm zu lange gedauert, und er war nicht mehr nach Hause gekommen.
    Ob es an Bones lag, der aus den Ausläufern der Berge zurückgekehrt war, oder ob sie nur unverschämtes Glück hatte, vermochte sie nicht zu sagen. Doch als der Wind für einen Augenblick den Atem anhielt und der dichte Vorhang aus wirbelndem Schnee durchlässig wurde, glaubte sie die schemenhaften Umrisse einer Blockhütte zu erkennen, die am Rande eines kleinen Waldes aus dem Boden wuchs und so gut getarnt war, dass man sie aus weiter Ferne nicht erkennen konnte. Hatte Bones sie zu dieser Hütte gerufen?
    Sie trieb ihr Gespann nach links und hielt auf den Waldrand zu. Unablässig feuerte sie ihre Huskys an. »Giddy-up! Go! Go! Vorwärts, Emmett! Da vorn ist eine Hütte! Nur noch eine halbe Meile, vielleicht sogar weniger, dann haben wir es geschafft! Hey, Waco! Was ist los? Kannst du nicht mehr? Vorwärts! Gleich sind wir aus dem Sturm raus!« Die Hunde rannten so schnell sie konnten, kämpften sich durch den treibenden Schnee, stemmten sich mit aller Macht in die Geschirre, die Schnauzen tief gesenkt und Clarissa vertrauend, die einen Weg aus diesem heftigen Sturm gefunden zu haben schien. »Reiß dich zusammen, Emmett! Weiter … Wir haben nicht mehr weit!«
    Als sie die Hütte erreichte, ihre Vorräte und die Decken von der Ladefläche nahm und den Schlitten auf die Seite kippte, ging die Tür der Blockhütte auf, und ein bärtiger Mann trat heraus. In den Händen hielt er ein Gewehr. »Ma’am? Wer sind Sie denn?«, fragte er, als er nahe genug war und an ihren Augen erkannte, dass sie eine Frau war. Sie zog ihren Schal nach unten. »Ach, Sie sind’s, Ma’am! Und ich dachte schon, die Hexe wollte mich holen!« Er lachte schallend und nahm ihr den Vorratssack ab. »Gehen Sie rein! Ihre Huskys suchen sich schon selbst ein Plätzchen. Hauptsache, sie kommen meinen Hunden nicht in die Quere! Die liegen hinter dem Haus. Kommen Sie, Ma’am!«
    Clarissa ging ins Haus und atmete erleichtert auf, als ihr wohlige Wärme entgegenschlug. Sie legte die Decken auf den Boden, zog ihren Anorak, die Mütze, den Schal und die Handschuhe aus und hielt ihre Hände über die heiße Ofenplatte. »Angus Meriwether«, begrüßte sie ihn. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns noch mal wiedersehen. Haben Sie Ihre Felle verkauft?«
    »Zu einem guten Preis«, bestätigte er, »und ich ärgere mich heute noch, dass ich nicht noch einmal in Ihrem Roadhouse eingekehrt bin. Der Wildeintopf war wirklich erste Sahne. Ich hab leider nur Tee und Biskuits zu bieten.«
    »Klingt gut.« Sie setzte sich
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