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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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Hexe ist.«
    Clarissa fiel es schwer, das Ende des Blizzards abzuwarten. Seitdem sie wusste, dass sich Dezba mit ihrem Baby in unmittelbarer Nähe versteckte, hielt es sie kaum noch auf ihrem Stuhl. Sie lief unruhig in der Hütte auf und ab, den Teebecher in einer Hand, und blieb immer wieder vor dem Fenster stehen. »Wann hört dieser verdammte Blizzard endlich auf?«, schimpfte sie. »Soll ich vielleicht warten, bis die Hexe mein Baby auch umgebracht hat?«
    Am späten Nachmittag war es endlich so weit. Der Wind verstummte, und der heftige Flockenwirbel verkümmerte zu einem leichten Schneetreiben. Durch das Fenster sah Clarissa, dass die dunklen Wolken weitergezogen waren und weit im Westen sogar die Sonne durchkam. »Wurde auch Zeit«, murmelte sie und schlüpfte in ihren Anorak. »Danke für den Tee, Amos.«
    Er zog ebenfalls seinen Anorak an. »Ich komme mit, Ma’am. Oder meinen Sie, ich lasse Sie allein zu der Hexe gehen?« Er griff kichernd nach seinem Gewehr. »Ich war zweimal verheiratet. Ich weiß, wie man mit Frauen umgeht. Und ich weiß, wie man am schnellsten auf den Pass zu der Hütte kommt.«
    Sie nickte dankbar. »Sie sind ein Schatz, Angus.«
    »Das haben nicht mal meine Frauen zu mir gesagt.«
    Sie zogen mit zwei Schlitten los. Der Oldtimer übernahm die Führung, trieb seine Hunde durch den Wald und fuhr auf dem gefrorenen Fish Creek weiter, der in dieser Gegend breit genug für einen Schlitten war. Clarissa blieb dicht hinter ihm und brauchte ihre Huskys nicht anzufeuern. Emmetts Ehrgeiz verbot es ihm, zu weit hinter den anderen Hunden zurückzubleiben.
    Im Westen berührte die untergehende Sonne bereits den Horizont. Ihre letzten Strahlen leuchteten auf dem Schnee, den der Blizzard über die Hügel getrieben hatte, und ließen die Schwarzfichten am Bachufer in einem dunklen Grün leuchten. Jenseits des Baches stieg das Land steil bergan, wuchsen schroffe Felsen aus dem Boden und warfen düstere Schatten über den Fish Creek. Am nur noch wenig bewölkten Himmel flammten die ersten Sterne auf. Der Wind war kaum noch zu hören, strich nur flüsternd über den neuen Schnee.
    Doch Clarissa hatte keine Augen für die Natur. Sie brannte darauf, ihr Baby zurückzuholen, auch wenn sie noch nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie das bewerkstelligen sollte. Mit Gewalt war einer Frau, die mit den bösen Geistern im Bunde stand, nicht beizukommen. Sie musste es auf andere Weise versuchen. Doch wenn ihr keine Wahl mehr blieb, würde sie auch zur Waffe greifen. Um ihre geliebte Tochter zurückzukommen, war sie zu allem bereit.
    An einer Biegung überquerte Angus den Bach und bremste den Schlitten vor einem Pfad, der zwischen einigen Felsen begann und nicht einmal vom Bachufer aus zu sehen war. Clarissa hielt neben ihm und blickte ihn fragend an.
    »Wir gehen zu Fuß weiter. Ungefähr eine Stunde steil bergauf.« Er nahm seine Schneeschuhe vom Schlitten und schnallte sie an. »Mit den Schlitten bräuchten wir dreimal so lange.« Er blickte sie an. »Sind Sie gut zu Fuß?«
    Sie wirkte entschlossen. »Da oben ist meine Tochter!«
    Im Gänsemarsch stiegen sie den gewundenen Pfad hinauf. Er war so steil, dass sie an einigen Steigungen klettern und sich an besonders vereisten Stellen auf allen vieren fortbewegen mussten. Angus war trotz seines Alters prächtig in Form und schnaufte kaum. Clarissa tat sich so kurz nach der Geburt etwas schwerer und musste einige Pausen einlegen, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie war froh, dass Angus sie begleitete. Seine Erfahrung half ihr, den schwierigen Pfad zu meistern und auch in diesen kritischen Minuten die Ruhe zu bewahren. Sich der Hexe mit heißem Herzen zu nähern, wäre viel zu gefährlich gewesen und hätte den Tod ihrer Tochter bedeuten können.
    Oben angekommen, blieben sie eine Weile stehen, bis Clarissa wieder zu Atem gekommen war. Der Pass bestand aus einer breiten Schneise, die nur von wenigen Bäumen begrenzt wurde. Der Schnee leuchtete verführerisch im bunten Flackern des Nordlichts, das in grünen Mustern über den Himmel zog und in der klaren Luft zu knistern schien. Leichter Nebel trieb über die Anhöhe und blieb an der Blockhütte hängen, die im Schutz einiger Bäume stand. Aus dem Schornstein quoll Rauch, und leises Weinen drang an ihre Ohren.
    »Emily!«, sagte sie.
    »Dezba!«, sagte Angus.
    Sie näherten sich der Hütte von der Seite, wo die Hexe sie nicht sehen konnte. Es gab nur ein Fenster neben der Tür. Der Oldtimer hielt sein Gewehr
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