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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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ihren Verfolgern sicher sein wollte. Wenn sie in einem der Indianerdörfer übernachtete, wie Alex und sie es sonst taten, wenn sie am Yukon unterwegs waren, würde Whittler sie vielleicht entdecken oder die Bewohner mit vorgehaltener Waffe zwingen, ihm zu verraten, wo sie sich aufhielt oder welche Richtung sie eingeschlagen hatte. Keinesfalls durfte sie das riskieren.
    Sie kannte sich gut genug am Yukon aus und fuhr einen weiten Bogen um das Dorf, das am Nächsten lag. Das Eis des zugefrorenen Flusses knackte bedenklich unter den Kufen ihres Schlittens, war aber fest genug, um sie zu tragen, und stellte kaum ein Hindernis dar. Am jenseitigen Ufer fand sie erst nach einigem Suchen eine Stelle, an der man ohne Schwierigkeiten vom Fluss kam. Sie stieg von den Kufen, half den Hunden, den Schlitten über die Böschung zu wuchten, ließ den Fluss hinter sich und fuhr weiter nach Norden.
    Niemand würde sie in den menschenleeren Gebieten nördlich des Yukon vermuten. Weder Thomas Whittler und seine Handlanger, aber auch nicht der Marshal, seine Männer und Alex. Je weiter sie vor ihren Verfolgern floh, desto mehr entfernte sie sich auch von den Männern, die ihr helfen könnten. Hier war sie allein, umgeben von lichten Wäldern und gefrorenen Sumpfgebieten, scheinbar endlos weiten verschneiten Ebenen und den schroffen Bergen der Brooks Range, die in der Ferne aus dem Land wuchsen.
    Jenseits der Sümpfe, in einem der Wäldchen, stieß sie auf eine vom Blitz zerstörte Blockhütte, die bis auf eine verkohlte Wand niedergebrannt war, ihr aber genügend Schutz vor der Kälte und dem Wind bot. In ihrem Schatten wagte sie sogar, ein kleines Feuer anzuzünden, darauf bauend, dass ihre Verfolger südlich des Flusses nach ihr suchten. Sie fütterte die Hunde mit dem gefrorenen Lachseintopf, den sie mit etwas Schnee aufkochte, und wärmte sich eine Dose Bohnen auf, die sie aus ihrem neuen Küchenschrank mitgenommen hatte. Nachdem sie den Topf ausgewaschen hatte, kochte sie Tee. Es machte ihr nichts aus, in der Eile weder an Dosenmilch noch an Zucker gedacht zu haben, sie war froh, überhaupt etwas Warmes zu bekommen, und rollte sich nach dem Essen in alle Wolldecken, die sie mitgenommen hatte. Um besser gegen die Kälte geschützt zu sein, schlief sie auf der Ladefläche.
    Am nächsten Morgen wurde sie durch fernes Wolfsgeheul geweckt. Auch die Hunde waren bereits wach und lauschten mit aufgestellten Ohren dem fernen Ruf. Sie packte ihre Wolldecken zusammen und lud sie auf den Schlitten, wusch sich mit etwas Schnee das Gesicht und fuhr ohne Frühstück weiter. Sie wollte Bones nicht warten lassen. Wenn er ihr etwas Wichtiges mitzuteilen hatte, war es besser, seinem Ruf zu folgen, bevor er es sich anders überlegte und sich zurückzog. Außer Bones hatte sie keine Hilfe nördlich des Yukon, niemand konnte ihr sagen, wo sich die Hexe versteckt haben könnte.
    Erst beim Anblick der weiten Ebene, die sich jenseits des Wäldchens erstreckte, wurde ihr so richtig bewusst, dass sie nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen suchte. Wo hielt sich die Hexe versteckt? In einem der Indianerdörfer? Streunte sie allein durch die Wildnis? Wussten die Indianer, wo sie sich aufhalten könnte? Oder ein Fallensteller? Würde ihr Bones helfen, sie zu finden, oder begnügte er sich damit, sie über den Yukon geführt zu haben? Sie ließ den Schlitten einen Hang hinabgleiten und hielt auf die ferne Brooks Range zu. Auch wenn Dezba über magische Kräfte verfügte, konnte sie sich nicht in Luft auflösen. Irgendwo musste sie mit dem neugeborenen Kind unterkriechen.
    Diesmal ließ sich Bones nicht blicken. Nur sein Heulen war zu hören, aber es kam jetzt von so weither, dass sie es kaum noch wahrnahm. Als hätte der geheimnisvolle Wolf bereits die Ausläufer der Brooks Range erreicht. Nach einer Weile verstummte es ganz, und sie war wieder allein mit dem Rauschen des Windes, der eisigen Schnee über die Ebene trieb und sich in dem wenigen Gestrüpp verfing, das dem frostigen Atem des Wintergeistes standhielt.
    »Dezba!«, rief sie in den Fahrtwind. »Wo steckst du, Dezba? Gib mir mein Kind wieder! Emily gehört mir! Gib sie mir wieder, du gemeine Hexe!«

37
    D er Sturm begann so plötzlich, dass Clarissa es nicht mehr schaffte, nach einem geschützten Unterschlupf zu suchen. Eben noch war der Wind nur in sanften Böen über die scheinbar endlose Ebene getrieben, dann hatte er plötzlich aufgefrischt, und die dunklen Wolken über den Bergen waren
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