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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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Bones verschwunden. Er hatte Clarissa zu einem versteckten Trail geführt, der auf einer Lichtung mitten im Wald begann und durch die Ausläufer der White Mountains nach Nordwesten führte. Sie hatte den Trail noch nie gesehen und stellte überrascht fest, wie breit und eben er war, beinahe noch angenehmer als der Haupttrail und fest gefroren, sodass sie auf den Kufen bleiben und alle Anstrengung ihren Huskys überlassen konnte. »Danke, Bones!«, flüsterte sie.
    Die Hunde freuten sich über die ebene Piste, waren auch erleichtert, den geheimnisvollen Wolf nicht mehr in ihrer Nähe zu wissen, und rannten wie befreit los. Clarissa lehnte sich mit beiden Unterarmen auf die Haltestange und genoss die rasante Fahrt, hielt ihr Gesicht in den kühlen Fahrtwind und spürte, wie ihre Lebensgeister allmählich zurückkehrten. Anders als eine Frau aus der Stadt, die nach der anstrengenden Geburt vielleicht eine Woche gebraucht hätte, um wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen, war sie schon jetzt wieder in der Lage, den Herausforderungen der Wildnis standzuhalten, wenn es sie auch große Anstrengung kostete. Weniger körperlich als seelisch. Der Gedanke, ihr neugeborenes Baby in der Gewalt einer gefährlichen Hexe zu wissen und gleichzeitig vor Thomas Whittler und seinen Männern auf der Flucht zu sein, lastete schwer auf ihr. Nur Bones hatte sie es zu verdanken, dass überhaupt noch Hoffnung bestand und ihr Kind noch nicht verloren war.
    »Heya! Heya!«, trieb sie ihre Huskys an. In der kalten Nacht klang ihre Stimme lauter als sonst und schien von den Bäumen widerzuhallen. »Helft mir, mein Kind wiederzuholen! Vorwärts, Emmett! Schneller … schneller!«
    Sie hatte ihre Tochter kaum gesehen, hatte schon unter dem Einfluss der seltsamen Kräuter gestanden, die Dezba auf ihre Lippen geschmiert hatte, und doch glaubte sie, sich an ihr Gesicht zu erinnern, als sie auf die Welt gekommen war, ihre gerötete und feuchte Haut, die geschlossenen Augen, die winzigen Arme und Händchen. Sie bildete sich sogar ein, ihr Lächeln erwidert zu haben, als sie die Augen geöffnet hatte, obwohl die Hexe es sofort an ihre Brust gedrückt hatte und damit geflohen war. Emily war ihr Kind und würde es immer bleiben. Sie gehörten zusammen … die kleine Emily, Alex und sie.
    Clarissa schonte sich nicht. Der Wunsch, ihr Kind schon bald in die Arme schließen zu können, trieb sie vorwärts und mobilisierte ungeahnte Kräfte. Als der Trail nach Norden abbog und in steilen Serpentinen in die Ausläufer der White Mountains führte, zögerte sie ein wenig, doch als sie die Passhöhe erreicht hatte, kam ihr auch dieser Umweg zugute. Denn als sie prustend anhielt, um sich und ihren Huskys eine kleine Pause zu gönnen, und ihren Blick in die Ferne schweifen ließ, sah sie auf dem weit entfernten Haupttrail zwei Schlitten nach Nordwesten fahren, zwei winzige Punkte im blassen Mondlicht, die wegen der Fackel, die einer der drei Männer, die mit den Schlitten unterwegs waren, hochhielt, deutlich zu erkennen waren. Thomas Whittler und die Männer, die sie entführt hatten!
    Sie hatten nicht aufgegeben, waren wie sie die ganze Nacht gefahren und hatten wohl geglaubt, sie auf dem Haupttrail einholen zu können. Noch waren sie nicht darauf gekommen, dass sie vom Trail abgebogen war und sich in einer Höhle versteckt hatte, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis sie auch abseits des Trails nach ihren Spuren suchten. Wenn sie ihnen entkommen und dem Marshal, auf alle Fälle aber ihrem Mann, die Chance geben wollte, die Verbrecher zu überwältigen, musste sie so schnell wie möglich den Yukon River überqueren und der Hexe in die verlassene Wildnis folgen, in der nicht einmal Raven sie vermuten würde. »Giddy-up! Vorwärts, Emmett!«, trieb sie die Huskys an. Über den gewundenen Trail fuhr sie dem Yukon entgegen.
    Die Sterne verrieten ihr, dass es bereits früh am Morgen sein musste, als sie den Fluss erreichte. Normalerweise blieb sie minutenlang am Ufer stehen, wenn sie zum Yukon fuhr, um sich an der Größe und Erhabenheit des »Vaters aller Ströme« zu erfreuen, und auch diesmal beeindruckte er sie mit den gewaltigen Eismassen, doch sie hatte keine Zeit zu verschenken und lenkte den Schlitten ohne anzuhalten auf das Eis hinab. Sie wollte noch mindestens zwei Stunden fahren, bevor sie sich einen Platz für ein Nachtlager suchte. Nicht mal die Indianer durften sie sehen; sie musste ihre Dörfer weit umfahren, wenn sie die nächsten Stunden vor
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