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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis
Autoren: Christopher Ross
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und den Wäldern. Das Rascheln der Zweige klang wie das verschwörerische Flüstern versteckter Dämonen. Der Wintergeist war zurückgekehrt und schickte sich an, das Land mit seinem frostigen Atem zu überziehen.
    Mit einem Fuß auf den Kufen verharrte sie vor dem Höhleneingang und ließ ihren Blick prüfend über die verschneiten Hügel streifen. Sie glaubte nicht, dass Thomas Whittler und seine Handlanger aufgegeben hatten. Besonders vor Raven, dem schweigsamen Indianer, hatte sie Angst. Sobald sie herausfanden, dass sie vom Trail abgebogen war, würde er sich aufmachen und nach Spuren suchen. Auf der Fahrt nach Valdez hatte er bewiesen, wie grausam und gemein er sein konnte, nur Smith war es zu verdanken gewesen, dass er sie nicht mehr gequält hatte. Mit Schaudern erinnerte sie sich an seine spöttische Miene, als er sie gefesselt hatte. Er hatte eine diebische Freude dabei empfunden, sie in die Enge zu treiben und leiden zu sehen.
    Ihr wurde klar, wie gefährlich es wäre, auf den Haupttrail zurückzukehren. Dort war die Gefahr, ihren Verfolgern in die Arme zu laufen, viel zu groß. Selbst wenn Jerrys irischer Freund gleich nach Fairbanks aufgebrochen war und Alex, Jerry und den Marshal informiert hatte, war noch lange nicht sicher, dass sie schon in der Nähe waren. Alex kannte die Höhlen. Wenn sie in ihrem Versteck blieb, würde er irgendwann auftauchen, aber dann wäre die Hexe über alle Berge, und die Chance, ihre kleine Tochter wiederzufinden, beinahe aussichtslos. Die Wildnis nördlich des Yukon River war so unendlich groß und weit, dass man eine Ewigkeit brauchen würde, um sie dort aufzuspüren. Sie durfte nicht warten. Sie musste weiter … um ihrer Tochter willen.
    Immer noch unschlüssig, welchen Weg sie einschlagen sollte, blieb sie stehen, sich der Unruhe bewusst, die auch ihre Hunde befallen hatte. Sie waren nervös, selbst Emmett, tänzelten auf der Stelle oder stemmten sich nervös in ihre Geschirre. Der klagende Ruf eines Wolfs verriet ihr, dass nicht nur ihre Unschlüssigkeit daran schuld war. Sie blickte zum Waldrand oberhalb der Hügel und sah den Geisterwolf zwischen den Bäumen hervortreten, bis er sich deutlich gegen den Schnee abhob. Man sah deutlich, wie er seinen Kopf hob und so laut heulte, dass Emmett am liebsten davongerannt wäre. »Easy, Emmett!«, hielt sie ihn zurück. »Das ist Bones … Er will uns was sagen.«
    Sie kniff die Augen zusammen, um den Wolf besser sehen zu können, und beobachtete staunend, wie er im Wald verschwand und gleich wieder zurückkehrte, noch einmal zwischen den Bäumen untertauchte und erneut auf die Lichtung trat. »Ein Trail?«, wunderte sie sich. »Dort oben gibt es einen Trail? Aber der Indianertrail führt zu den Höhlen. Ich habe hier nie einen anderen Weg gesehen.« Sie blieb unschlüssig stehen, weil sie glaubte, Bones misszuverstehen.
    Doch Bones wiederholte seine Aufforderung, lief in den Wald hinein und tauchte wieder auf der Lichtung auf, machte deutlich, dass er von Clarissa erwartete, ihm in den Wald zu folgen. Sie zögerte nicht länger, trieb ihre Hunde an und kämpfte sich durch den tiefen Schnee zum Waldrand empor. Mehrmals musste sie absteigen und schieben, nur wenige Stunden nach der Geburt eine einzige Tortur, die sie aber gern in Kauf nahm, wenn Bones ihr half, sie zu ihrer Tochter zu führen. Am Waldrand bremste sie den Schlitten und blieb stehen. Sie musste sich mit beiden Händen an der Haltestange festhalten, um nicht in den Knien einzuknicken und von den Kufen zu rutschen.
    Bones war verschwunden, und ein Trail war weit und breit nicht in Sicht. Erst als sie die gelben Augen des Wolfs zwischen den Bäumen leuchten sah, wurde ihr bewusst, dass er sie aufforderte, ihm in den Wald zu folgen, einen Mischwald aus kahlen Laubbäumen und Schwarzfichten, die gerade so viel Licht durchließen, um ihr die Orientierung zu ermöglichen. Weil ihr ohnehin keine andere Wahl blieb, trieb sie ihr Gespann in den Wald und folgte den gelben Augen des Geisterwolfs, der ungefähr hundert Schritte vor ihr blieb und anscheinend genau wusste, was er tat. Die Hunde folgten ihm nur widerwillig, sie hatten wohl Angst, ihm zu nahe zu kommen. Emmett blickte sich mehrmals nach ihr um, blieb einmal sogar aus freien Stücken stehen und lief erst weiter, als Clarissa ihn anfeuerte: »Weiter, Emmett! Hab keine Angst!«
    Nachdem sie ungefähr eine Meile durch den düsteren Wald gefahren waren, erloschen die gelben Augen. Von einer Sekunde auf die andere war
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