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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom
Autoren: Dead or Alive
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Amerika? Wo und wann hatte er sich einer
plastischen Gesichtsoperation unterzogen? Wie war er aus Pakistan
hierhergekommen? Hatte er das Haus in Las Vegas durch einen Mittelsmann
gekauft? Wie hoch war das Operationsbudget des URC? Wo hatten sie ihre
Bankkonten? Wie sah die Organisationsstruktur des URC aus? Wo lagen die
Hauptquartiere der einzelnen Zellen? Gab es Schläferagenten? Was waren ihre
strategischen Ziele?
    Und so
ging es bis zum frühen Abend weiter, bis Hendley der Sache ein vorläufiges
Ende setzte. Am nächsten Morgen versammelte sich die ganze Gruppe in der Küche
des Haupthauses, um die bisherigen Ereignisse und die Planungen für diesen Tag
zu besprechen. Ihre Zeit sei begrenzt, erklärte Hendley. Wie auch immer die Einzelnen
hier am Tisch darüber denken mochten - der Emir gehöre nicht dem Campus, und
sie hätten nicht das Recht, Selbstjustiz zu üben. Der Mann gehöre dem amerikanischen
Volk. Deshalb müsse er nach den Gesetzen des Landes vor Gericht gestellt
werden. Außerdem gebe es da noch etwas zu bedenken. Wenn Saif einmal in den
Händen des FBI war, würde es wohl Monate und Jahre dauern, bis der auch noch
das letzte Tröpfchen Information abgeschöpft haben würde. In der Zwischenzeit
könnte der Campus aus dem Nutzen ziehen, was der Emir bisher enthüllt hatte.
Sie hätten jetzt bereits eine Menge Spuren zu verfolgen und so viele
Informationen, dass sie diese bestimmt acht Monate bis ein Jahr auf Trab halten
würden.
    »Noch eine
letzte Sache sollten wir meiner Meinung nach aus ihm herausholen«, sagte Jack
Ryan jr.
    »Und was
wäre das?«, fragte Rounds.
    »Warum hat
er das alles getan? Das Denken dieses Kerls ist äußerst komplex und
mehrdimensional. Alle diese Puzzleteile von Lotus - Yucca Mountain, die Losan, die Anschläge im Mittleren Westen ... Waren das einfach
nur Terrorakte, oder ging es dabei um etwas Größeres? Es muss doch um mehr
gehen als um einen 11. September in Potenz, oder?«
    Clark
legte nachdenklich den Kopf schief und schaute Hendley an. Der sagte nach einer
kurzen Pause nur: »Verdammt gute Frage.«
     
    Kurz vor Mittag hatten sie alles, was sie wollten. Jetzt
begannen sie sich mit der kniffligen Frage zu beschäftigen, auf welchem Weg
man Saif dem FBI überstellen könnte. So symbolhaft und optisch eindrucksvoll es
gewesen wäre, den Emir wie ein Weihnachtsgeschenk zu verpacken und ihn dann
vor dem Eingang des Hoover Building aus einem fahrenden Auto zu werfen, das kam
natürlich nicht infrage. Der Campus bewegte sich bereits seit Wochen auf der
feinen Linie zwischen zwei gegensätzlichen Anliegen. Einerseits wollte er
weiterhin im Schatten bleiben, wie es seine Operationsstruktur erforderte.
Andererseits hatte er immer wieder offizielle Stellen der US-Regierung auf
bestimmte Dinge und Personen aufmerksam gemacht und machen müssen.
    Es stellte
sich also jetzt die Frage, wie sie den meistgesuchten Terroristen der Welt
ausliefern könnten, ohne ihre Tarnung zu gefährden. Am Ende fand Dominic Caruso
die richtige Lösung, indem er auf einen Grundsatz zurückgriff, den ihm Brian
einst beigebracht hatte.
    »KISS«,
sagte er plötzlich. »Keep it
simple, stupid. Mach's so einfach wie möglich, Dummkopf.«
    »Was
meinen Sie damit?«, fragte Hendley.
    »Wir
machen uns viel zu viele Gedanken. Dabei kennen wir doch bereits den Mann, der
für diese Aufgabe ideal geeignet ist: Gus Werner. Er hat mich zum Campus
gebracht, und er arbeitet eng mit Dan Murray, dem FBI-Direktor, zusammen.«
    »Das ist
ein verdammt großer geschenkter Gaul, Dom«, sagte Chavez. »Meinst du, er macht
da mit? Oder besser gefragt: Glaubst du, dass er das durchziehen kann, ohne
verraten zu müssen, wo er den Gaul herhat?«
    »Wie
könnte das ablaufen?«, fragte Jack.
    »Er würde
sofort verhaftet und an einen sehr sicheren Ort gebracht werden. Man liest ihm
seine Rechte vor, bietet ihm einen Anwalt an und führt ein erstes Verhör. Man
zieht einen US-Bundesstaatsanwalt hinzu. Dann informiert man den
Justizminister, und der teilt es dem Präsidenten mit. Danach wird der
Schnellball immer größer. Die Presse wird informiert und fängt an, darüber zu
berichten, und wir lehnen uns zurück und schauen dem Spektakel zu. Sehen Sie,
Gus weiß, wie wir arbeiten, und er weiß, wie das FBI arbeitet. Wenn jemand das
durchziehen kann, dann er.«
    Hendley
dachte kurze Zeit darüber nach, dann nickte er. »Rufen Sie ihn an.«
    Im Hoover Building klingelte Gus
Werners Telefon. Es war seine Privatleitung, zu der nur
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