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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom
Autoren: Dead or Alive
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Das
Succinylcholin hatte seine Gewalt über den Emir verloren. Seine Muskeln standen
jetzt wieder unter der Kontrolle seiner Nerven, so wie es sein sollte.
    »Er wird
noch ein paar Minuten bewusstlos sein, bis sein Gehirn wieder mit
sauerstoffreichem Blut versorgt wird«, erklärte der Anästhesist. »Wir lassen
ihn ganz normal aufwachen, und dann können wir mit ihm reden.«
    »In
welcher geistigen Verfassung wird er sein?«, fragte Chavez, der noch nie etwas
gesehen hatte, was dieser Sache hier auch nur geähnelt hätte.
    »Möglicherweise
ist er weiterhin starrköpfig und widerspenstig, aber das glaube ich eher
nicht. Er hat Schmerzen erduldet, im Vergleich zu denen Geburtswehen leichte
Bauchschmerzen sind. Ich kann jedoch nur darüber spekulieren, wie schrecklich
es für ihn war. Ich kenne keinen, der so etwas schon einmal durchgemacht hätte
— nun, vielleicht Leute, die einen schweren Herzanfall hatten, aber die
erinnern sich meist nicht an die tatsächliche Schmerzstärke. Das Gehirn
funktioniert nicht so. Es löscht große Schmerzen im Rahmen eines
Selbstschutzmechanismus aus. Aber nicht bei dieser medizinisch kontrollierten
Behandlung. Er wird sich, wenn schon nicht an die Schmerzen, so doch an die ganze
Erfahrung erinnern. Wenn ihm diese Erfahrung nicht mehr Angst gemacht hat als
alles, was er jemals zuvor erlebt hat, müsste er ein John Wayne auf Speed sein.
Aber solche Menschen gibt es in der wirklichen Welt wohl kaum. Allerdings gilt
es da noch seine religiösen Überzeugungen zu bedenken. Die könnten weiterhin
sehr stark sein. Wie stark, werden wir sehen. Aber wenn er uns jetzt noch
Widerstand leisten sollte, wäre ich wirklich sehr überrascht.«
    »Wenn es
so wäre, könnten wir dann die Behandlung wiederholen?«, fragte Clark.
    Pasternak
drehte sich zu ihm um. »Ja, das können wir, und zwar mehrmals. Ich habe von
Leuten an der Columbia-Universität gehört, dass die ostdeutsche Stasi diese
Technik beim Verhör von politischen Gefangenen und Spionen eingesetzt hat, und
zwar immer erfolgreich. Irgendwann haben sie damit aufgehört, ich weiß
allerdings nicht, warum. Vielleicht bekamen sie irgendwann Skrupel. Die
Methode könnte schließlich aus dem Lehrplan der Josef Mengele-Medizinhochschule
stammen.«
    »Wie
fühlen Sie sich, Rieh?«, fragte Hendley.
    »Mir geht
es gut. Ihm wahrscheinlich weniger.« Der Doc machte eine Pause. »Werden sie
diesen Burschen zuletzt doch noch liquidieren?«
    »Das kommt
darauf an, wer ihn am Ende bekommt«, antwortete Hendley. »Wenn es das FBI ist,
wird ihm ein Bundesgericht den Prozess machen, und dann wird er nach einem
ordentlichen Verfahren im Bundesgefängnis von Terre Haute, Indiana, in der
Todeszelle landen. Aber das braucht dann nicht mehr unsere Sorge zu sein.«
    Was er gerade durchmachen musste, war um einiges schlimmer als das, dachte
Pasternak, ohne es laut auszusprechen. Er hatte zwar sein Gewissen unter
Kontrolle, aber leise meldete es sich eben doch. Doch die Leiche seines Bruders
wurde nie geborgen wie so viele, die in den Trümmern des World Trade Center
restlos zerstört worden waren. Er hatte nicht einmal ein Grab, das er mit Mikes
Kindern hätte besuchen können. Und dieser Bastard war daran schuld. Also befahl
Rieh Pasternak seinem Gewissen zu schweigen.
    »Wie heißt
dieser Kerl mit vollem Namen?«, fragte Pasternak.
    Dieses Mal
übernahm Clark die Antwort. »Saif Rahman Yasin. Er ist Kind Nummer
einundfünfzig seines Vaters, eines Mannes von offensichtlich großer Tatkraft
und Stärke. Sein Dad war auch ein enger Vertrauter der saudischen
Königsfamilie.«
    »Oh? Das
wusste ich nicht.«
    »Er hasst
die saudische Königsfamilie mehr als Israel«, erklärte Clark. »Sie versuchten,
ihn vor etwa sechs Jahren aus dem Verkehr zu ziehen, aber sie vermasselten die
Operation. Er hasst sie angeblich wegen ihrer Korruption. Es stimmt wohl, dass
dort etwas - tatsächlich ist es ein riesiger Haufen - Geld von einer
verhältnismäßig kleinen Zahl von Familien kontrolliert wird, aber im Vergleich
zu Washington ist es dort gar nicht so schlimm. Ich war dort. Ich habe in den
Achtzigerjahren die Sprache gelernt. Die Saudis, die ich dort kennengelernt
habe, waren ziemlich gute Leute. Ihre Religion unterscheidet sich von der
meinen, aber verdammt, das gilt auch für die Baptisten. Die Saudis hassen
diesen Schurken mehr als wir, ob Sie es nun glauben oder nicht. Sie würden ihn
liebend gern auf den Richtplatz in Riad schleppen und ihm dort den Kopf
abschlagen.
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