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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom
Autoren: Dead or Alive
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Für sie hat er auf ihr Land, ihren König und ihre Religion
gespuckt. Er hat also ihre drei höchsten Güter beleidigt. Doc, die Saudis sind
zwar nicht wie wir, aber das gilt auch für die Briten, okay? Dort habe ich ja
auch gelebt.«
    »Was
sollten wir Ihrer Meinung nach mit ihm machen?«
    »Auf
meiner Gehaltsstufe hat man dazu keine Meinung zu haben, Sir. Wenn wir ihn
jedoch töten, sollten wir das in aller Öffentlichkeit tun, zum Beispiel in der
Halbzeitpause des Super Bowl mit Zeitlupenwiederholung und kommentiert von den
anwesenden Fernsehgrößen. Aber es geht hier ja um weit mehr. Er ist eine Figur
der Politik, deshalb würde seine Exekution zu einem politischen Akt werden.
Und das verändert mal wieder alles«, schloss Clark seine kleine Rede. Er hatte
keinerlei politische Instinkte und fand das auch gut so. Seine Weltsicht war
sehr einfach: Wer einen Mord begeht, soll dafür mit dem Leben bezahlen. Das war
nicht sonderlich »feinfühlig«, aber es hatte doch früher ganz gut
funktioniert. Das Rechtssystem hatte überhaupt viel besser funktioniert, bevor
die Anwälte das Land quasi übernommen hatten. Aber da gab es keinen Weg zurück,
und er selbst konnte ganz gewiss nichts dagegen tun. Clark bildete sich nicht
ein, die Welt regieren zu können. Dies hätte auch seine Geisteskräfte überfordert,
wie er sehr wohl wusste. »Doc, war das, was Sie vorhin mit ihm angestellt
haben, wirklich so schlimm?«
    »Schlimmer
als alles, was man einem Menschen antun kann, wenn man ihn nicht vollends ins
Jenseits befördert. Mein Wissen darüber ist natürlich rein theoretisch, aber
über eines bin ich mir sicher: Ich möchte so etwas um keinen Preis der Welt
jemals durchmachen müssen.«
    Clark fiel
ein Kerl namens Billy und dessen längerer Aufenthalt in Clarks Druckkammer ein.
Er erinnerte sich, wie er mit eiskaltem Herzen diesen schmutzigen Vergewaltiger
gefoltert hatte und wie dies sein Gewissen kein bisschen geplagt hatte. Auch im
Nachhinein hatte er deswegen niemals Gewissensbisse verspürt. Er hatte ihn dann
noch lebend auf einem Acker in Virginia liegen lassen. Später kam er ins
Krankenhaus und wurde vergeblich eine Woche lang behandelt, bevor das
Barotrauma seinem elenden Leben ein Ende setzte. Gelegentlich, aber nicht sehr
oft, fragte sich ein Teil von Clark, ob es Billy in der Hölle wohl gefiel.
    Also das
hier soll schlimmer gewesen sein? Verdammt.
    Pasternak
betrachtete seinen »Patienten« und bemerkte, dass dessen Augenlider zuckten.
Okay, er war auf dem Weg zurück. Gut. Irgendwie
zumindest.
    Clark ging
zu Hendley hinüber und fragte: »Wer soll ihn nachher verhören?«
    »Erst
einmal Jerry Rounds.«
    »Soll ich
ihn dabei unterstützen?«
    »Es wäre
wahrscheinlich eine gute Idee, wenn wir alle hier drin blieben. Das würde ihn
bestimmt beeindrucken. Am besten wäre es, wenn wir einen Psychiater
dabeihätten oder noch besser einen islamischen Theologen. Aber das haben wir
eben nicht. Wir hier sind eben nur geistige Fußsoldaten, stimmt's?«
    »Wie man's
nimmt! Langley hätte gar nicht den Mumm gehabt, das zu tun, was wir eben getan
haben, zumindest nicht ohne ein paar Advokaten zu konsultieren und die
Reporter von der Washington Post einzuladen.
Das mag ich an dieser Organisation: Es gibt keine Lecks, nichts dringt nach
draußen.«
    »Ich würde
das gern mit Jack Ryan senior besprechen. Er ist zwar kein Seelenklempner,
aber er hat gute Instinkte. Leider kann ich das nicht tun. Sie wissen ja,
weshalb.«
    Clark
nickte. Er kannte den Grund. Auch Jack Ryan sr. litt gelegentlich unter
Gewissensbissen. Jeder hatte eben seine Schwächen.
    Hendley
ging zu einem Telefon und tippte ein paar Zahlen ein. Zwei Minuten später
betrat Jerry Rounds den Raum. »Nun?«, fragte er.
    »Unser
Gast hatte einen schlechten Morgen«, erklärte Hendley. »Jetzt müssen wir mit
ihm sprechen. Das ist Ihr Job, Jerry.«
    »Er
scheint noch bewusstlos zu sein«, bemerkte Rounds.
    »Noch ein
paar Minuten«, erklärte Pasternak. »Dann ist er wieder bei uns«, versprach der
Arzt.
    »Herr im
Himmel, ganz schön viele Leute in diesem kleinen Raum«, meinte Rounds als
Nächstes. Tatsächlich waren mehr Leute als bei den gewöhnlichen Einsatztreffen
da. Dominic stellte jetzt eine Videokamera auf einem Stativ auf. Um die
Werkbank herum drapierten sie die Abdeckplanen, die sie am Abend zuvor mit
Klebeband zusammengefügt hatten, sodass man den Raum hinterher nicht mehr
identifizieren konnte. Dominic drückte jetzt auf den Aufnahmeknopf der
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