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Clancy, Tom

Clancy, Tom

Titel: Clancy, Tom
Autoren: Dead or Alive
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Kamera.
Hendley verkündete aus dem Off Uhrzeit und Datum. Natürlich würde Gavin Biery
später Hendleys Stimme digital bis zur Unkenntlichkeit verändern. Dominic
spielte die Sequenz noch einmal ab und verkündete dann, dass man mit der
Aufnahme beginnen könne.
    »Wie war's
mit einem Psychospielchen?«, flüsterte Rounds vor sich hin.
    »Warum
nicht?«, entgegnete Clark, der direkt neben ihm stand und die Bemerkung gehört
hatte. »Für das hier gibt es keine Regeln, Jerry.«
    »Stimmt.«
Wieder einmal hatte Clark den Nagel auf den Kopf getroffen, stellte der
Analysechef fest.
    Clark
fragte sich, ob jetzt jeder Cowboykleidung mit Jeans, einem Patronengurt und
einem riesigen Hut anziehen sollte, damit sie in dieser Verkleidung das Psychospiel
mit Saif besser spielen konnten. Aber es war wahrscheinlich besser, es ganz
einfach anzugehen. Wenn man zu viel über etwas nachdachte, wurde alles nur noch
komplizierter und führte am Ende zu nichts. Einfach war immer besser.
Zumindest fast immer.
    Clark trat
an den Tisch heran. Er sah, dass sich Saif jetzt im Schlaf regte und bewegte.
Er war offensichtlich kurz vor dem Aufwachen. Würde er sich wundern, dass er
noch lebte?, fragte sich Clark. Würde er glauben, er sei in der Hölle? Denn das
Paradies war dieser Schuppen ganz bestimmt nicht. Er musterte Saifs Gesicht.
Dort waren jetzt kleine Muskelbewegungen festzustellen. Er war drauf und dran,
wieder in diese Welt einzutreten. Clark entschloss sich, an seinem exponierten
Beobachterplatz zu bleiben.
    »John?«
Das war Chavez.
    »Ja,
Ding?«
    »Meinst
du, es war wirklich so schlimm?«
    »Unvorstellbar
schlimm, hat der Doc gesagt. Und er ist der Fachmann.«
    »Jesus.«
    »Das war
der falsche Gott, Mann«, sagte Clark. »Er hofft wahrscheinlich, Allah zu sehen
- oder den Teufel.« Vielleicht
könnte ich den Teufel spielen, dachte Jack. Er schaute sich um.
Jerry Rounds fühlte sich offensichtlich nicht wohl in seiner Haut. Hendley
hatte ihm eine Aufgabe übertragen, die die Kompetenz aller in diesem Raum
überstieg. Kein Wunder, dass er ziemlich angespannt wirkte, dachte John.
    Jetzt
erwischte es auch Clark. Oh, scheiße, dachte er.
Was sollte er diesem Bastard denn sagen? Das war ein Job für Psychiater. Oder
einen islamischen Theologen wie nannte man die noch gleich? Jedenfalls jemand,
der sich im Islam viel besser auskannte als er.
    Aber war
dieser Kerl überhaupt ein echter Muslim? Oder war er nicht eher ein
Möchtegern-Politiker? Wusste er selbst überhaupt, was er war? Ab welchem Punkt
wurde ein Mann zu dem, wozu er sich selbst erklärt hatte? Das waren
komplizierte Fragen. Zu kompliziert für Clark. Die Lider des Mannes zuckten
wieder. Dann öffnete er die Augen. Clark konnte direkt in sie hineinschauen.
    »Ist doch
schön, wieder atmen zu können, nicht wahr?«, fragte Clark. Der Mann antwortete
nicht, aber sein Gesicht zeigte seine Verwirrung. »Hallo, Saif. Willkommen
zurück!«
    »Wer sind
Sie?«, fragte der Emir leicht benommen.
    »Ich
arbeite für die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika.«
    »Was haben
Sie mit mir gemacht?«
    »Wir haben
bei Ihnen einen Herzanfall ausgelöst und Sie dann wieder zurückgeholt. Man hat
mir versichert, das sei eine äußerst schmerzhafte Prozedur.«
    Wieder
bekam Clark keine Antwort, aber er konnte das Angstflimmern in den Augen des
Emirs erkennen.
    »Eines sollten
Sie wissen: Was Sie gerade durchgemacht haben, können wir jederzeit
wiederholen - unbeschränkt und ohne Langzeitschäden. Wenn Sie nicht mit uns
kooperieren, wird Ihr Leben nur noch aus einer Abfolge von Herzinfarkten
bestehen.«
    »Das
können Sie nicht machen. Sie haben ...«
    »Kein
Recht dazu? Gesetze? Solange es nötig ist, gibt es hier nur Sie, mich und die
Spritze. Wenn Sie mir nicht glauben, kann ich innerhalb von zwei Minuten den
Doktor holen. Und jetzt müssen Sie sich entscheiden.«
    Der
Entscheidungsprozess des Emirs dauerte weniger als drei Sekunden. »Stellen Sie
Ihre Fragen.«
    Clark und
Rounds merkten schnell, dass ihr Gespräch mit dem Mann, der einst als Emir
bekannt gewesen war, weniger ein Verhör als eine freundliche Nachbesprechung
zu einem Einsatz werden würde. Saif hatte sich offensichtlich Clarks Warnung zu
Herzen genommen.
    Die erste
Sitzung dauerte zwei Stunden und behandelte alles vom Banalen bis zum
Bedeutsamen. Sie stellten ihm Fragen, deren Antworten sie bereits kannten, und
versuchten gleichzeitig, alles zu erfahren, was sie noch nicht über ihn
wussten: Wie lange war er schon in
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