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Mein Ex, der Schneesturm und ich

Mein Ex, der Schneesturm und ich

Titel: Mein Ex, der Schneesturm und ich
Autoren: Shannon Stacey
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1. KAPITEL
    Vier Uhr am letzten Arbeitstag im Dezember – konnte es etwas Schöneres geben?
    Delaney Westcott arbeitete eigentlich gern als Verwaltungsangestellte in ihrer Heimatstadt Tucker’s Point in Maine. Für gewöhnlich ging es in ihrem Job eher gemächlich zu. Doch wenn die Bürger Ende Dezember plötzlich in Scharen auf dem Amt erschienen, weil sie erst in letzter Minute bemerkten, dass die Frist für die Zulassung ihrer Fahrzeuge am Jahresende auslief, war schon eine Engelsgeduld nötig, um den Andrang zu bewältigen. Und Delaney war nun wirklich kein Engel. Selbst nach vier Jahren hatte sie sich noch nicht an den Ansturm panischer Menschen zwischen Weihnachten und Neujahr gewöhnt.
    „Das ist glatte Halsabschneiderei“, grummelte Mrs Keller wie jedes Jahr und knallte ihr Scheckbuch auf den Tresen.
    Als sie das Heft aufschlug, rechnete Delaney fast damit, dass es gleich quietschte oder eine Staubwolke und ein paar Motten aufsteigen würden. „Wie waren Ihre Weihnachtsfeiertage, Mrs Keller?“
    „Ich hätte besser weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgegeben. Ich habe ganz vergessen, dass Sie mich wieder bis auf den letzten Cent ausrauben.“
    Jedes Jahr dieselbe Leier, dachte Delaney „Und Ihre kleinen Enkel? Hatten die auch ein paar schöne Tage?“
    Der Ausdruck auf Mrs Kellers Gesicht, das beinahe so faltig war wie der zerknitterte Einband ihres Scheckbuchs, wurde etwas freundlicher. „Natürlich.“
    „Ich habe gehört, Courtney hatte schon wieder Krupphusten. Geht es ihr inzwischen besser?“
    „Die Kleine schlägt nach ihrer Mutter“, meinte Mrs Keller kopfschüttelnd. „Meine Becky hat ihre halbe Kindheit mit einem Handtuch auf dem Kopf über einer Schüssel mit heißem Wasser verbracht und bei Courtney wird es genauso.“
    Nachdem Delaney schließlich die Zulassung erneuert hatte, war Mrs Kellers Zorn bereits soweit verraucht, dass sie Delaney sogar noch ein „Frohes neues Jahr“ wünschte. Wenn man in seiner Heimatstadt geblieben war und zudem in einem Job mit viel Kundenkontakt arbeitete, waren einem eben früher oder später die Marotten der Leute bekannt. Mrs Keller beispielsweise galt als streitsüchtig, aber sobald es um ihre Enkel ging, wurde sie ganz schnell butterweich.
    Als Delaney zehn Minuten später den letzten Antrag für dieses Jahr entgegennahm, hätte sie beim Anblick des Mannes beinahe laut aufgelacht. Die meisten Menschen wirkten nach den Feiertagen etwas erschöpft, Mike Huckins allerdings sah einfach fürchterlich mitgenommen und müde aus. Wahrscheinlich war sein zwei Wochen alter Sohn dafür verantwortlich.
    „Sandy hat mich panisch angerufen“, erklärte er. „Sie hatte völlig vergessen, dass wir das Auto diesen Monat anmelden müssen.“
    „Ihr habt wenigstens eine gute Ausrede.“ Delaney nahm ihm einen Stapel zerknitterter Papiere ab und strich sie glatt. „Wie geht es Noah?“
    „Er schreit viel, ansonsten ist alles bestens.“
    „Und Sandy?“
    Mike seufzte. „Sie ist natürlich ziemlich erledigt, doch ihr geht es auch soweit gut. Du kannst gern bei Gelegenheit vorbeischauen.“
    „Mach ich. Frischgebackene Mütter können Gesellschaft gebrauchen.“
    „Das kannst du laut sagen. Am Sonntag besucht uns Brody und bleibt über Nacht.“
    Delaney erstarrte. Nur ihre Finger verkrampften sich und sie zerdrückte die Dokumente, die sie eben geglättet hatte.
    „Seit wir damals alle zusammen unsere Hochzeit in Las Vegas gefeiert haben, hat Sandy ihren Bruder nicht mehr gesehen. Du kannst dir ja vorstellen, wie sehr sie sich auf ihn freut.“
    Ganz im Gegensatz zu Delaney, die vor fünf Jahren das letzte Mal von ihm gehört hatte, und zwar in Form eines Briefes, den ihre Mutter ihr übereicht hatte. Darin hatte er Delaney mitgeteilt, dass er sie liebe, aber bedauerlicherweise die Stadt verlassen und nie mehr zurückkehren würde. Sorry.
    Jetzt kam er also doch wieder nach Tucker’s Point zurück.
    Routiniert erneuerte sie Mikes Zulassung und unterhielt sich dabei mit ihm über das Baby, allerdings war sie nicht bei der Sache, weil sie an nichts anderes denken konnte als an Brodys bevorstehende Heimkehr.
    Selbst während sie das Büro abschloss und zum Supermarkt fuhr, bekam sie ihn nicht aus dem Kopf – wirklich nervig. Er hatte es damals nicht für nötig befunden, ihr persönlich zu sagen, dass er abzuhauen gedachte, und verdiente es folglich auch nicht, dass sie jetzt lange über ihn nachgrübelte. Schlimm genug, dass sie sich noch wochenlang
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