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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz
Autoren: Andreas Schlüter
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getäuscht. Ein Blick auf die Uhr ließ ihn zwar kurz zögern, immerhin war es schon fast ein Uhr nachts, aber vermutlich würde Giovanni Verständnis für die besondere Situation haben. Andrea wusste, wo Giovanni wohnte. Und so stand die kleine Gruppe »Schatzsucher« keine zehn Minuten später an Giovannis Haustür und läutete.
    Es dauerte eine Zeit lang, bis sich an der Tür etwas tat. Finn hätte es nicht gewundert, wenn Giovanni, wie Gastwirte in alten Märchen- und Abenteuerbüchern, jetzt mit Schlafmütze und Nachthemd bekleidet und einer Kerze in der Hand an der Tür erschienen wäre.
    Aber so kam er natürlich nicht. Giovanni trug eine bequeme Hose mit Hosenträgern, die sich über ein weißes Hemd spannten, an dem nur die obersten zwei Knöpfe geöffnet waren. Selbst mitten in der Nacht trat Giovanni nur ordentlich gekleidet an die Öffentlichkeit. Lediglich seine Haare verrieten, dass er wohl schon im Bett gelegen hatte und neben dem Ankleiden nicht mehr dazu gekommen war, sich auch noch anständig zu frisieren.
    Giovanni stellte keinerlei Fragen. Als er sah, wer da vor seiner Tür stand, öffnete er sie weit, hieß alle in seinem Haus willkommen, umarmte Joannas und Finns Vater und freute sich, ihn unversehrt wiederzusehen.
    Kaum hatte er die Haustür hinter seinem überraschenden Besuch wieder geschlossen, rief er seine Frau: »Isabella! Abbiamo ospiti!«
    So selbstverständlich wie für eine Gesellschaft, die sich bereits vor Wochen zu einem Abendessen angemeldet hatte, zauberten Giovanni und seine Frau Isabella in unglaublicher Geschwindigkeit für alle Bruscette, Pasta mit zwei verschiedenen Soßen und natürlich reichlich Eis zum Dessert auf den Tisch.
    Sosehr sich Joanna, Finn, ihr Vater, aber auch Andrea, Francesco und die Artisten mühten, es war ihnen nicht möglich, das Angebot abzuwehren und die beiden Gastgeber davon abzuhalten, für sie zu kochen. Dankbar nahmen sie schließlich die Einladung an, ließen es sich schmecken, und ihr Vater erzählte, wie die Schatzsuche begonnen hatte.
    Vor wenigen Monaten hatten Kunsthistoriker in Florenz eine sensationelle Entdeckung gemacht: Hinter einer Wand im Palazzo Vecchio waren sie auf Spuren einer unvollendeten Wandmalerei von Leonardo da Vinci gestoßen, Die Schlacht von Anghiari .
    Das Gemälde war einst durch einen von der Stadtregierung ausgerufenen Wettstreit zwischen Leonardo da Vinci und Michelangelo begonnen worden. Da während der Arbeit aber die Herrschaftsverhältnisse wechselten, wurde das Werk nie fertiggestellt und galt über viele Jahrhunderte hinweg als verschollen.
    Als Joanna und ihr Vater nach Florenz kamen, hatten die Untersuchungen und Forschungen an den gefundenen Spuren gerade begonnen. Der Vater interessierte sich sehr dafür, besuchte die Fundstelle, sah den Historikern bei der Arbeit zu, begann selbst ein wenig zu forschen und stieß durch Zufall auf eine Sensation: eine von Leonardo da Vinci angefertigte Skizze für das geplante Schlachten-Gemälde!
    Die Skizze war unter einem Bild versteckt, das Joannas Vater auf einer Kunstauktion preiswert erstanden hatte. Er erzählte dem Antiquitätenhändler Salvatore davon. Aber bevor sie den sensationellen Fund öffentlich bekannt gaben, brauchten sie die Sicherheit, dass es sich wirklich um eine Originalskizze von da Vinci handelte. Solche Überprüfungen – Expertisen genannt – und vor allem die Restaurierung einer so alten Zeichnung kosten viel Geld. Das sollte und wollte der Juwelier beisteuern.
    So weit war alles in Ordnung – bis Joannas Vater eines Abends zufällig mithörte, wie Salvatore und der Juwelier den Plan besprachen, die Skizze für sich zu behalten und privat zu verkaufen, statt sie dem Museum zu überlassen. Joannas Vater ahnte Böses, versteckte das Bild, indem er es nochmals übermalte und beim ahnungslosen Salvatore aufbewahren ließ.
    An dieser Stelle der Erzählung lachte Giovanni laut los. Das hieß also, sagte er, dass Salvatore die Zeichnung, hinter der er die ganze Zeit her war, bei sich im Laden stehen hatte, ohne es zu wissen!
    »Ganz genau!«, bestätigte der Vater grinsend. Und berichtete weiter: Dann hatte er sich – ebenfalls bei Salvatore im Laden – die alte Karte von Florenz besorgt und die falsche Spur gelegt, denn er ahnte, dass Salvatore wie verrückt nach dem Bild suchen würde.
    »Ich musste also eine Schatzsuche konstruieren, die es möglich machte, Salvatore in die Irre zu führen, euch aber gleichzeitig die Chance eröffnete, mich
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