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City Crime – Vermisst in Florenz

City Crime – Vermisst in Florenz

Titel: City Crime – Vermisst in Florenz
Autoren: Andreas Schlüter
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sagte Joanna zu ihrem Bruder, während Andrea las: »DODEKAGON.«
    »Dodekagon?«, wiederholte Finn. »Was soll das denn sein?«
    Joanna wedelte mit dem Handy vor Finns Nase herum und säuselte in einem fröhlichen Singsang: »Internet!«
    Obwohl sie die Lösung schon wusste, überließ sie es ihrem Bruder, selbst noch mal nachzusehen.
    »Wow!«, verschlug es ihm die Sprache, als er die richtige Seite gefunden hatte: »In der Mathematik heißt ein zwölfseitiges Vieleck: Dodekagon!«
    »Und was ist ein Superbeispiel für so ein zwölfseitiges Vieleck, in dem sogar jede Ecke nummeriert ist?«
    »Eine Uhr!«, riefen Andrea und Finn wie aus einem Munde.
    »Dingdong!«, rief Joanna. »Bingo! Jawohl! Papa wollte auf die Uhr des Palazzo Vecchio aufmerksam machen. Aber ich glaube, nicht auf die wirkliche Uhr, sondern auf die im Gemälde!«
    »Wir müssen uns das Gemälde holen!«, rief Finn.
    Joanna lachte. »Mir ist fast so, als hätte ich genau das vor einigen Minuten vorgeschlagen!«
    Nachdem die Artisten die Kirchentür mit Leichtigkeit geöffnet hatten, um in den Vasari-Gang zu kommen, hatten sich Finn und Joanna den Einbruch in das Antiquitätengeschäft leichter vorgestellt, als die Artisten es ihnen am Abend erläutert hatten. Aber natürlich hatten sie recht: In dem Geschäft lagerte eine Fülle von Wertgegenständen. Mit Sicherheit gab es eine Alarmanlage, und wenn sie erwischt wurden, würde ihnen niemand die Ausrede abnehmen, dass sie nur ein wertloses Gemälde genauer betrachten wollten, weil sie glaubten, dahinter verstecke sich ein Geheimnis.
    Die beiden Geschwister saßen mit einem mulmigen Gefühl im Atelier ihres Vaters und wünschten sich heimlich, sie wären nie auf die Idee gekommen, sich das Bild aus dem Laden einfach zu holen.
    Jetzt war es zu spät. Wie finstere Film-Gangster vor einem großen Coup ihren Plan in einem dunklen Raum mit düsterer Beleuchtung noch mal Punkt für Punkt durchgingen, saßen Finn und Joanna gemeinsam mit Francesco, Andrea und den drei Artisten um den großen Ateliertisch herum und stierten ungläubig auf den Plan, den Letztere ausgeheckt und aufgezeichnet hatten. Oh Mann! Was hatten sie sich da bloß eingebrockt?
    Die Artisten gingen sachlich und professionell zu Werke, glaubte Finn. Verstehen konnte er schließlich nichts von dem, was sie sagten. Er war allein auf Andrea’s Übersetzung angewiesen.
    Den ganzen Tag hatten die drei Artisten damit zugebracht, das Antiquitätengeschäft auszukundschaften, hatten nacheinander mehrmals den Laden betreten, Fotos geschossen, sich umgesehen, Entfernungen abgeschätzt, die Alarmanlage begutachtet, Typ und Hersteller der Anlage herausbekommen und sich die entsprechende Bedienungsanleitung im Internet heruntergeladen.
    Jetzt gerade zeigten sie auf ein Foto, wo – wie in vielen Häusern Italiens üblich – die Stromleitungen außen am Haus entlangführten. Direkt neben dem Garagentor gab es einen kleinen Stromverteiler. Es war ein Leichtes, so behaupteten die Artisten, den aufzuschrauben und für eine Zeit lang die Stromzufuhr zum Haus zu unterbrechen. Zwar besaß die Alarmanlage innen natürlich auch eine Notfallbatterie, aber die hatten die drei schon am Nachmittag heimlich entfernt, ohne dass Salvatore davon etwas mitbekommen hatte. Behaupteten jedenfalls die Artisten.
    Je mehr Andrea übersetzte, desto unwohler wurde Finn bei dem Gedanken, bei dieser Aktion tatsächlich mitzumachen.
    Doch schon gingen die Artisten noch mal jede Position durch: Einer der drei sollte fünfzig Meter entfernt auf der Straße ein paar Flaschen zerschmeißen, um die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zu lenken. Der Zweite sollte die Stromzufuhr kappen, der Dritte die Tür aufbrechen. Dann sollten Joanna und Finn in den Laden huschen, so schnell wie möglich das Bild holen, es an der nächsten Straßenecke Francesco und Andrea übergeben, während die drei Artisten in die andere Richtung weglaufen würden. Die gesamte Aktion dürfe keine dreißig Sekunden dauern, bläuten die Artisten ihnen ein. Denn nach dreißig Sekunden ohne Strom gab die Alarmanlage übers Telefonfestnetz automatisch ein Warnsignal an den Besitzer, der dann eine SMS erhielt.
    »Capito?«, fragte der älteste der Artisten in die Runde.
    Finn und Joanna nickten zaghaft.
    Irgendwie wurden die beiden das Gefühl nicht los, dass ihnen die Suche nach ihrem Vater aus dem Ruder gelaufen war, sie nicht mehr das Heft des Handelns in ihren Händen hielten, sondern nur noch
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