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Ciao Tao

Ciao Tao

Titel: Ciao Tao
Autoren: Hen Hermanns
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gehörte keinem Gangster aus der Bronx. Sie gehörte einem Diplom-Designer aus Düsseldorf-Bilk.
    »Na, Reinartz!«
    »Brauer, was machst du denn hier?« fragte ich äußerst intelligent.
    »Da guckste, Marathon-Mann, was? Das war dein letzter Lauf. Weil du das Letzte bist, das Allerletzte.«
    »Was hab ich dir denn getan?«
    »Das weißt du genau. Verachtet hast du mich. Brauer, der Versager, nicht wahr? Aber der Versager zahlt es euch allen heim. Der Versager macht euch alle fertig. Erst dich und dann Eckert, die Drecksau.«
    »Mach dich nicht unglücklich, Wolfgang. Meinst du, du kannst mich hier abknallen und einfach abhauen?«
    »Warum nicht? Sind wir nicht in New York?«
    »Ja, aber nicht nachts im Central Park. Du kommst hier nicht mehr weg. Und außerdem, warum verwendest du nicht dein Wissen gegen Eckert? Die Schweinereien, die Videos? Damit kannst du ihn doch fertigmachen. Dann kann er seinen Laden dichtmachen. Das ist doch Rache genug, Mensch.«
    Brauer lachte. »Ich weiß, du hast mein Notizbuch gelesen. Solltest du ja auch. Ich hab dir oft genug Gelegenheit dazu gegeben. Leider ist nur kein Wort davon wahr.«
    Ich sah ihn fassungslos an.
    »Es sollte dich nur ein bißchen ablenken. Hat es ja auch.«
    »Dann hat Lütgenau nichts mit dem Schuß auf mich zu tun gehabt?«
    »Warum sollte er sich um so einen kleinen Werbearsch wie dich kümmern?«
    Brauers Augen glänzten. Waltraud Kraus hatte recht. Der tickte nicht mehr richtig. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als wirklich Dr. Frankenheim zu heißen, für die Westdeutsche Klassenlotterie zu arbeiten und weit, weit weg von hier zu sein.
    »Ich bin eine Woche lang jeden Morgen um fünf Uhr nach Köln gefahren. Eine Woche lang bin ich dir jeden Morgen mit einem Klapprad bei deinem bescheuerten Training nachgefahren. Und du Arsch hast mich nie bemerkt. Leider habe ich dich nicht richtig getroffen. Aber da war es ja auch dunkel, und die Entfernung war zu groß. Hier in deinem Zimmer ist es schön hell.«
    »Und das alles, weil ich hin und wieder einen Witz über dich gerissen habe?«
    »Über mich macht man keine Witze, Reinartz. Ich werde eines Tages die Welt regieren.«
    Wenn ich jetzt nicht irgend etwas tat, würde ich die Welt, die dieser Wahnsinnige regieren wollte, wohl nicht mehr lange genießen können.
    »Und du hast mir sehr, sehr weh getan, du Sau. Du hast mich getreten.«
    Logisch. Natürlich war Brauer auch das schwarz gekleidete Arschloch. Jetzt war alles klar. Und jetzt war keine Zeit mehr, groß rumzufackeln. Die Pistole zitterte in Brauers Hand.
    Ich mußte ihm noch mal sehr, sehr weh tun. Ich stützte mich mit beiden Armen auf dem Bett ab und trat zu. Brauer kreischte auf. Seine Pistole flog aufs Bett. Er stürzte sich auf mich. Wir wälzten uns auf dem Bett herum. Ich war über ihm, als seine rumfuchtelnde Hand die Pistole fand. Es heißt, daß Menschen in Todesangst in die Hose machen. Ich kotzte. Ich kotzte die zweite Flasche Perrier und die Magensäure von 42 195 Metern in Brauers Gesicht. Er schrie auf. Ich griff nach seiner Hand und nahm ihm die Pistole ab.
    Es klopfte. Ich richtete die Waffe auf Brauer, der sich das Erbrochene aus dem Gesicht wischte und selbst anfing zu würgen, ging rückwärts zur Tür und öffnete. Es war Sal.
    »Ich hab im Central Park auf dich gewartet. Aber ich hab dich wohl verpaßt. Wie ich sehe, hast du Besuch.«
    »Ja, sehr netten Besuch. Er ist extra aus Deutschland gekommen, um mich hier umzubringen.«
    »Das ist wirklich sehr nett. Dann sollte er auch ein paar nette Freunde von mir kennenlernen.« Sal ging zum Telefon und wählte.
    »Gorham Hotel, Zimmer 1106, hier ist was abzuholen.«
    Er legte auf.
    »Gib mir die Pistole, und geh schon mal duschen. Ich passe so lange auf deinen Freund hier auf.«
    Gute Idee. Ich duschte, bis das ganze Badezimmer unter Dampf stand. Als ich mich abtrocknete, hörte ich, wie die Zimmertür aufging. Und dann hörte ich Sal.
    »Ich möchte, daß ihr diesem Arschloch hier eine Flugkarte besorgt und es auf die 21-Uhr-Maschine nach Düsseldorf setzt. Er kotzt schon vor Heimweh.«
    Der Mann, der die Welt regieren wollte, schien sich in sein Schicksal zu fügen.
    »Ich warte im Foyer auf dich!« rief Sal. Dann ploppte die Zimmertür wieder zu.

    Wir gingen ins Corrado, 1373 Sixth Avenue. Italienische Küche, serviert von mexikanischen Kellnern. Ich aß Spaghetti mit Garnelen, Tagliatelle mit Salm, eine Seezunge und ein Tiramisu. Dazu kalifornischen Weißwein. Und mir wurde
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