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Ciao Tao

Ciao Tao

Titel: Ciao Tao
Autoren: Hen Hermanns
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Knodt, »dieser Spruch mit dem Schwert.«
    »Wenn es danach ginge, müßten die beiden Idioten hier gleich aus der Kurve fliegen.«
    Auf der linken Spur lieferten sich ein BMW und ein Mercedes das traditionelle deutsche Duell der Debilen. Ein Meter Abstand, Lichthupe, das ganze dumpfe Repertoire der Deppenrepublik.
    Beharre nicht allzusehr auf deinen Vorstellungen, wie die Welt zu sein hätte, sagte die Philosophie, nach der ich immer so gerne leben wollte. Vermeide es, Ereignisse als gut oder schlecht zu bewerten. Vermeide starke Emotionen und Aufregungen.
    »Verdammte Scheiße!« brüllte ich. »Ich hab die Schnauze voll!«
    Knodt zuckte zusammen. Maximilian Reinartz, einer der größten Taoisten unserer Zeit.

15.

    Lütgenaus Aluminium-Köfferchen war abgeschlossen. Knodt brauchte eine Büroklammer und rund zehn Minuten, dann lag Lütgenaus Nachlaß vor uns. Gebündeltes Bares. Wir hatten schmutzige Hände, als wir mit dem Zählen fertig waren. Aber ab sofort würden wir uns auch die teuerste Seife leisten können. Auf Knodts Küchentisch lagen 500 000 US $ in schön abgegriffenen Scheinen.
    »Absolutes Stillschweigen und halbe-halbe?« fragte Knodt.
    Ich nickte. Knodt öffnete eine Flasche Champagner. Wir stießen an.
    »Und wohin mit der ganzen Knete?« fragte ich. »Du bist doch der große Geschäftsmann.«
    »Erst mal ins Schließfach. Bringt zwar keine Zinsen, aber auch kein Aufsehen. Später sehen wir weiter. Und was dein Schicksal betrifft, junger Freund, müßtest du jetzt eigentlich aus dem Schneider sein. Wenn Lütgenau wirklich hinter dir her war, dann standen ja wohl auch dein schwarz gekleideter Messerstecher und der Frühaufsteher, der nicht zielen kann, auf seiner Gehaltsliste. Und da Herr L. nun nicht mehr unter uns weilt, wird er wohl auch kaum noch Interesse an dir haben.«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Dann könnten wir uns doch jetzt ganz unbesorgt und ohne kugelsicheres T-Shirt zu Ezio aufmachen, oder?«
    Wir verteilten die Dollars auf zwei Einkaufstüten, fuhren zur Filiale einer renommierten Bank und mieteten zwei Schließfächer. Dann fuhren wir zu Ezio und ließen alles an Antipasti auffahren, was der Meister zu bieten hatte. Und danach fuhren wir ins >Basilikum< und feierten weiter. Kurz vor 22 Uhr kam der Zeitungsträger ins Lokal und brachte den neuen Stadtanzeiger. Herr L. hatte schon Schlagzeilen gemacht. »> Mordanschlag auf Düsseldorfer Waffenhändler. — Mitten auf der Düsseldorfer Königsallee«, las Knodt leicht schleppend vor, »wurde der 53jährige Geschäftsmann Hans-Peter Lütgenau von zwei Unbekannten mit einer Maschinenpistole und einer Handgranate in seinem Auto ermordet. Die Täter konnten auf ihrem Motorrad entkommen<. Da hast du es, paß auf: >Lütgenau wurde seit geraumer Zeit verdächtigt, in Waffengeschäfte verwickelt zu sein. Bei den Tätern handelt es sich vermutlich um Mitglieder des israelischen Geheimdienstes Mossad.<«
    »Das wär’s ja dann wohl gewesen«, sagte ich ziemlich erleichtert. »Renate, bringst du uns bitte noch ’ne Flasche Schampus!«
    Renate rollte racheengelgleich auf mich zu. An den hinteren Tischen kam Vorfreude auf.
    »Jetzt reicht es mir aber. Wenn du meinst, als Freund von Knodt wärst du automatisch auch ein Freund des Hauses, dann irrst du dich aber gewaltig. Du hast hier noch nie reingepaßt, und du wirst auch niemals hier reinpassen. Verlaß bitte dieses Restaurant! Und zwar hopp-hopp!«

16.

    Es war noch dunkel. Es war jetzt zwar endlich etwas wärmer. Aber es war nichts mit Goldener Oktober oder so. Es schiffte wie verrückt. Ich lief trotzdem. Das Wetter nahm keine Rücksicht auf mich, also nahm ich keine Rücksicht auf das Wetter.
    Nach dem jäh abgebrochenen >Basilikum<-Aufenthalt hatte Knodt mir noch mein Fluchtgepäck ausgehändigt, und ich war nach Hause gefahren. Nichts im Briefkasten, keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Und keinen Mut, bei Alwine anzurufen. Kein Mumm, keine Minne. Keine besonders gute Nacht.
    Meine Goretex-Klamotten hielten den Regen gut ab. Aber meine Laufschuhe wurden langsam klamm. Das versprach Blasen. Ich blies drauf und lief weiter. Ich fühlte mich befreit und doch nicht befreit. Von Lütgenau hatte ich nichts mehr zu befürchten. Wenn ich jemals wirklich etwas von ihm zu befürchten hatte. Die Sache war nicht geklärt. Ich mußte Brauer zur Rede stellen.
    Meine Armarbeit war schlecht. Ich verbesserte sie und legte Tempo zu. Was war mit dem Geld? Wohin wollte Lütgenau mit der halben Million
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