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Ciao Tao

Ciao Tao

Titel: Ciao Tao
Autoren: Hen Hermanns
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weiß«, sagte ich, »ich weiß. Und zwar hopp-hopp.«

    Sigi zeigte sich solidarisch und verließ mit mir die Agentur. Wir gingen in die erstbeste Eckkneipe und stellten uns an die Theke.
    Ich orderte zwei Alt, ein Telefon und ein Telefonbuch. Ich suchte Brauers Nummer heraus und wählte. Ich ließ es dreißigmal klingeln.
    »Scheißkerl.« Ich schmetterte den Hörer auf die Gabel. Der Wirt zog das Telefon ärgerlich von der Theke. »Entschuldigung.« Jetzt bitte nicht den dritten Rauswurf der Woche. »Noch zwei Alt, und für Sie auch eins.«
    Der Wirt war groß, spindeldürr und trug eine Hornbrille mit dicken Gläsern. Ein stark gealterter Alfred E. Neumann mit Magengeschwür. Er stellte uns die Biere hin, jagte seines mit einer ruckartigen Bewegung in sich hinein, verzog sich in eine Ecke und steckte seine Nase in eine >Bild<-Zeitung.
    »Und jetzt?« fragte Sigi.
    »Jetzt brauchen wir noch zwei Bommerlunder«, sagte ich. Der Dürre faltete säuberlich seine >Bild<— Zeitung zusammen, goß uns die Schnäpse ein, ging wieder in seine Ecke und faltete die >Bild<-Zeitung auf.
    »Ein ganz liebes Prösterchen«, sagte Sigi. »Und wenn ich meine Frage noch mal wiederholen dürfte: Was jetzt? Noch zwei Bommerlunder? Oder eine vernünftige Antwort?«
    »Eckert streitet alles ab. Ich muß mit dem Brauer sprechen. Ich muß wissen, was der wirklich gemeint hat mit >Überreaktion Lütgenau/Reinartz<. Ich muß wissen, was da abgelaufen ist und was nicht. Sonst krieg ich keine Ruhe.«
    Ich machte dem Dürren ein Zeichen.
    »Noch zwei Bommis, für Sie auch einen. Und noch mal das Telefon, ich tu ihm auch nichts.«
    Ich ließ es wieder dreißigmal klingeln. Wieder nichts. Ich legte behutsam auf. Sigi hob den Hörer wieder ab und wählte die Taxizentrale. »Komm, wir besuchen Brauer mal.«
    Brauer wohnte im Stadtteil Bilk. Wo auch sonst, da wohnte man zur Zeit als Werbefuzzi. Wolfgang Brauer, Diplom-Designer, stand auf dem Klingelschild. Ich klingelte von höflich bis barbarisch. Keine Reaktion. Ich versuchte es mit infernalisch. Und siehe, der Summer tönte, und die Tür öffnete sich. Den Penetranten gehört die Welt.
    Die Treppen waren steil und mit grauem Teppichboden belegt. Auf den Fensterbänken standen Gummibäume mit frisch gebohnerten Blättern. Doch nicht so ganz mega-in. In der dritten Etage wurden wir bereits erwartet. Es war der rüstige Inge-Meysel-Typ.
    »Klingeln Sie doch nicht Sturm wie die Gestapo! Herr Brauer ist nicht da.«
    »Entschuldigen Sie bitte, gnädige Frau«, säuselte der unbezahlbare Sigi, »wir kommen von der Westdeutschen Klassenlotterie.«
    Frau Meysel musterte uns ungläubig. Ich lächelte so gewinnend, wie ich konnte.
    »Ich weiß, gnädige Frau, ich weiß genau, was Sie denken. Natürlich sehen wir nicht so aus, als kämen wir von der Westdeutschen Klassenlotterie. Aber gerade darauf müssen wir größten Wert legen. Es soll doch schließlich alles ganz diskret vor sich gehen.«
    »Raffiniert!« lobte Frau Meysel, »hat Herr Brauer sechs Richtige?«
    »Spiel 77«, flüsterte Sigi ihr verschwörerisch zu, »aber behalten Sie es bitte für sich. Wissen Sie, wo wir Herrn Brauer erreichen können?«
    »Der ist gestern in Urlaub gefahren. Ich hab das rein zufällig gesehen, als ich die Fenster geputzt habe. Einen Koffer hatte er dabei. Und er hat mir noch nicht mal den Wohnungsschlüssel gegeben. Es kann doch mal was passieren! Hier hat es schon mal einen Wasserrohrbruch gegeben, als die alte Frau Krahl noch lebte, das war ein Drama, sag ich Ihnen.«
    »Das kann ich mir vorstellen, gnädige Frau.« Sigi hatte wirklich einen Schlag bei älteren Damen. Mutterinstinkt wahrscheinlich.
    »Frau Kraus, Waltraud Kraus«, stellte sie sich vor.
    »Sehr angenehm«, sagte Sigi. »Frau Kraus, da haben Sie sicher auch keine Ahnung, wo Herr Brauer hingefahren sein könnte und wann er zurückkommt.«
    »Ach woher. Der redet doch mit keinem, der vornehme Herr. Immer allein. Niemals Besuch.« Sie kam einen Schritt näher. »Wenn Sie mich fragen: Irgendwie stimmt was nicht mit dem. Wieviel hat er denn gewonnen?«
    »Das dürfen wir Ihnen nun leider nicht sagen, Frau Kraus«, bedauerte Sigi, »aber es ist schon ein beachtliches Sümmchen, nicht wahr, Dr. Frankenheim?«
    »Das kann man wohl sagen, Herr Kollege. Aber jetzt müssen wir wirklich gehen, Frau Kraus.«
    »Datt glaub ich auch, ihr Lumpenpack! Im Spiel Siebenundsiebzisch jab ett letzte Woche nur Jolfs und Merzedesse zu jewinnen! Ich ruf die Polizei!« schrie
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