Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ciao Papa

Ciao Papa

Titel: Ciao Papa
Autoren: Juan Damonte
Vom Netzwerk:
damit ich wieder einschlafen und danach mit klarem Kopf zu meinem Onkel gehen konnte. Ich nahm noch ein Mandrax und stieg mit der Flasche in mein Schlafzimmer hinauf. In den Seidenlaken, die noch aus Roxanas Zeiten stammten, schlief ich augenblicklich ein.
    Der Wecker klingelte um zwölf Uhr mittags. Es war Sonntag, und ich war beim Onkel zum Frühstück verabredet. Abgesehen davon, dass er wirklich mein Onkel war, wurde er im Milieu von jedermann Onkel genannt. Ich drehte das warme Wasser auf, und während sich die Badewanne füllte, steckte ich das Telefon wieder ein. Ich wusste, dass es kein Freund sein konnte, denn sonst hätte er es dreimal hintereinander klingeln lassen: zuerst drei Klingeltöne, dann noch einmal drei, und dann so lange, bis ich abhob. Die Methode war nicht unfehlbar, denn irgendein Trottel hätte es schaffen können, seinen Anruf durchzubringen, bevor der Freund noch einmal wählen konnte. Aber ich habe mit dieser Methode nie Probleme gehabt, und viele meiner Kumpels benutzten sie, jeder mit seinem eigenen Code.
    Ich steckte das Telefon wieder aus. Dann wickelte ich das Kokain in Butterpapier, steckte es in einen kleinen Plastiksack und löste einen Backstein des Kaminsockels. Da lagen noch etwa zweihundert Gramm Gras aus Paraguay und ein wenig Gras aus Bahía, beides Geschenke des Kleinen, der sich diesen Genüssen nicht mehr hingab, seit er Herzprobleme hatte. Koks trieb seinen Puls in die Höhe, Gras verursachte ihm Übelkeit. Deshalb schenkte er mir alles, was ihm abgeliefert wurde.
    Die 45er war noch immer da. Eingewickelt in einen Fetzen Flanell, steckte sie in einem Futteral. Sie war neu, aus erster Hand, direkt ab Fabrik. Sie war blitzsauber, gut gefettet, sehr gepflegt. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie auszupacken und ihren Duft zu riechen. Sie schenkte mir ein Schimmern und ließ mich ihr Magazin lautlos herausnehmen. Ich leerte es und legte die Munition in das zweite Magazin ein. Das tat ich an jedem heiligen Tag des Herrn, denn die Magazinfeder muss sich entspannen, damit sie ihre Spannkraft nicht verliert und es nicht zu einer Ladehemmung kommt, wenn man mal schießen muss. Das hatte mir der Große Italo beigebracht, als er sie mir zum zwanzigsten Geburtstag schenkte. Um den Lauf nicht zu beschädigen, hatte ich mit ihr bloß zwei Magazine leer geschossen. Zwölf Volltreffer. Sie hat einen feinen und persönlichen Rückschlag, und nach jedem Schuss positionierte das Magazin die nächste Patrone zuverlässig und genau. Ich nannte sie die Schwarze. Ich machte ihr zwei, drei Komplimente, wickelte sie in ihr Flanelltüchlein ein und verstaute sie wieder in ihrem kleinen Hohlraum.

2
    In meiner Wohnung war ein riesiges Durcheinander. Um die Arbeit für Antonio ein bisschen zu erleichtern, sammelte ich so viele Flaschen ein, wie ich nur konnte und brachte sie in die kleine Küche, die neben der Wohnungstür lag. Die Tür stand halb offen. Ich schubste sie mit dem Knie auf, aber sie stieß gegen etwas halbwegs Festes und ich konnte nicht hindurch. Mein Herz begann wie wild zu schlagen, und mein ganzer Körper erschauderte unter der Kälte eines Schwindelgefühls. Durch die Spalte, die mir die verdammte Türe gewährte, konnte ich den Kopf und das Bein einer ziemlich dicken Frau erkennen mit heruntergerutschtem Strumpf. In dem Moment klopfte Antonio sanft an die Wohnungstüre. Obwohl ich sein Klopfen erkannte, ließ ich alle Flaschen fallen und öffnete die Tür.
    »Habe ich Sie erschreckt, Señor Tomassini?«
    Antonio trug seine überlange blaue Schürze, Handschuhe und Gummistiefel und unter dem Arm einen Staubwedel. Er war wie immer perfekt rasiert und parfümiert.
    »Mein Gott, Antonio! Kommen Sie rein, schnell!«
    Ohne zu zögern trat Antonio ein, schloss die Wohnungstür, und wir schoben die Küchentür gemeinsam auf, so gut es ging.
    La Negra Lucy, deren Kopf auf ihrer oder jemand anderes Handtasche lag, protestierte mit einer Art Muhen. Sie hatte sich vollgekotzt, und die dick aufgetragene Schminke rann ihr über das Gesicht. Ich stieg über ihre Beine und Antonio steckte seinen Kopf zwischen Tür und Angel hinein.
    »Aua, verdammte Drecksäcke!«, schrie la Negra. »Schlagt mich nicht!«
    »Es ist Señorita Lucy«, bemerkte Antonio.
    »Verdammte Schlampe, fette Sau«, brachte ich gerade noch hervor.
    »Was ist los, Mann, was ist los?« Lucy klammerte sich an die Tasche und versuchte mehr schlecht als recht sich aufzurichten.
    »Bist eine verdammte Schlampe, eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher